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Selbstständig als Handwerker – diese Hürden sind zu bewältigen

In Deutschland gibt es etwa eine Million kleine und mittelständische Handwerksbetriebe. Diese Branche ist damit eine der größten in Deutschland. Handwerkliches Fachwissen ist allerdings auch seit vielen Jahren sehr gefragt. So mancher Heimwerker, der gerne und viel tischlert, Maler- und Verputzarbeiten erledigt und insgesamt handwerklich tätig ist, träumt davon, mit seiner Lieblingsbeschäftigung Geld zu verdienen. Doch unabhängig von den fachlichen Fähigkeiten, gibt es einige wichtige Punkte auf dem Weg zur erfolgreichen Selbstständigkeit zu beachten.

Handwerker selbstständig arbeiten

Gründungsberatung – wertvolle Informationen vom Profi

Wer sich als Handwerker selbstständig machen möchte, muss gut sein in dem, was er tut. Darüber hinaus gibt es allerdings auch noch die kaufmännische Seite mit Kalkulationen, Bankgespräch und Businessplan, die für viele selbstständige Handwerker schwierig ist. Bei einer Gründungsberatung beispielsweise durch Handwerkskammer oder IHK geben erfahrene Kaufleute ihre langjährigen Erfahrungen weiter. Sie haben viele Tipps, wie sich Gründer am besten bei der Bank verhalten, wie sie einen Businessplan schreiben, wie sie sich gegen die Mitbewerber durchsetzen oder welche Werbemaßnahmen sinnvoll sind. Gerade bei der Werbung sind viele ratlos. Hier ist schnell viel Geld verbrannt, durch die Auswahl der falschen oder viel zu teurer Werbematerialien. Für den Anfang sind Kugelschreiber mit Firmenlogo eine gute Idee.

Tipp: Der Staat leistet viel Hilfe für Gründer und zahlt Zuschüsse für diese Beratung. Wie und wo es die Zuschüsse gibt, weiß ebenfalls der Berater.

Handwerker-Beruf ist teilweise sehr streng geregelt

Wer sich im Handwerk selbstständig machen möchte, muss sich im Vorfeld gut informieren. Es gibt einige Handwerksberufe, in denen nur ein Meister einen eigenen Betrieb eröffnen darf.

  • Zulassungspflichtige Tätigkeiten als selbstständiger Handwerker

Wer in einem zulassungspflichtigen Gewerbe tätig werden möchte, muss einen Meistertitel haben. In einigen Fällen gibt es hier auch die Altgesellenregelung, das bedeutet, der Gründer muss mindestens sechs Jahre Berufserfahrung nachweisen, vier davon in leitender Position. Eine andere Möglichkeit besteht darin, einen Meister in Vollzeit einzustellen, der die Arbeiten überwacht. Das kann allerdings am Anfang teuer werden. Hier ist es wichtig, gut zu kalkulieren, ob sich das überhaupt lohnt. Zulassungspflichtige Tätigkeiten sind etwa Elektrotechniker, Betonbauer oder Dachdecker.

  • Zulassungsfreie Tätigkeiten als selbstständiger Handwerker

Bei diesen Tätigkeiten ist der Meistertitel kein Muss für die Gründung eines eigenen Handwerksbetriebs. Es können allerdings andere Gewerbeerlaubnisse erforderlich sein. Dazu gehören beispielsweise Keramiker, Korb- und Flechtwerkgestalter oder Uhrmacher. Gründer können sich in diesen Bereichen ohne eine entsprechende Zulassung selbstständig machen.

  • Selbstständigkeit mit handwerksähnlichen Tätigkeiten

Für die handwerksähnlichen Gewerbe ist ebenfalls keine weitere Zulassung notwendig. Dazu gehören zum Beispiel Bodenleger, der Einbau von genormten Bau-Fertigteilen wie Fenster und Türen oder Rohr- und Kanalreiniger.

In der Gewerbeordnung ist dies genau geregelt und in Anlage A sowie Anlage B1 und B2 sind alle Berufe aufgeführt.

Einen Businessplan erstellen

Wenn dieser Punkt geklärt ist, und klar ist, dass es keine Probleme bei der Anmeldung des Gewerbes gibt, gilt es einen professionellen Businessplan zu erstellen. Das sollte jeder Gründer im Vorfeld tun, hilft es doch dabei, einige wichtige Punkte genauer zu betrachten.

  • Die Mitbewerber analysieren

Selbstständige Handwerker sind stärker regional gebunden als Unternehmen anderer Branchen. Deshalb ist es wichtig, am jeweiligen Standort die potenziellen Mitbewerber etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie viele andere Betriebe in diesem speziellen Bereich gibt es bereits? Besteht überhaupt noch weiterer Bedarf? Wie viele potenzielle Kunden gibt es im Einzugsgebiet?

  • Preise und Leistungsangebot

Ein wichtiger Punkt bei der Planung der Selbstständigkeit als Handwerker sind die konkreten Dienstleistungen. Dabei spielen die eigenen Kompetenzen eine ganz wichtige Rolle. Welche Zusatzangebote sind möglich, damit sich der neue Betrieb von der Konkurrenz abhebt? Manchmal kann es sinnvoll sein, beispielsweise auch den Verkauf von Ersatzteilen oder Zubehör anzubieten.

Verkaufen Sie sich nicht unter Wert!

Bei der Preisgestaltung ist es wichtig, zu wissen, was die Konkurrenz verlangt. Allerdings ist es wenig sinnvoll, die Mitbewerber um jeden Preis zu unterbieten. Denn auch die potenziellen Kunden wissen, dass Qualität ihren Preis hat.

Als selbstständiger Handwerker muss man nicht nur mit kritischen Kunden verhandeln, sondern auch mit der Bank.

Als selbstständiger Handwerker muss man nicht nur mit kritischen Kunden verhandeln, sondern auch mit der Bank.

  • Detaillierter Finanzplan

Auch die Finanzierung ist Teil des Businessplans. Es ist notwendig zu kalkulieren, wie hoch der Kapitalbedarf für die Gründung ist, beispielsweise für die Anschaffung von Werkzeugen, Werkstattausstattung oder Materialien. Wenn es kein Ein-Mann-Betrieb werden soll, kommen auch jeden Monat Personalkosten auf den Gründer zu. Weiterhin sind Anmeldekosten, Miete und Fahrzeugkosten zu bestreiten. Handwerker gehen üblicherweise in Vorleistung. Sie schreiben ihre Rechnung erst, wenn sie ihre Arbeit erledigt haben. Deshalb ist für die Anfangsphase ein gewisser Kapitalstock zu kalkulieren, um die Zeit bis zum ersten Geldfluss zu überbrücken.

In den meisten Fällen brauchen Gründer im Handwerk einen Kredit. Sie können nicht alles aus eigenen Mitteln bestreiten. Zudem gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten und Zuschüsse, über die der Gründungsberater informieren kann. Die Höhe der Förderung hängt vom Bundesland und der persönlichen Lebenssituation ab. Das finanzielle Polster sollte am Anfang großzügig kalkuliert sein. Dann ist ausreichend Zeit, dass der Betrieb sich etablieren kann.

Behördengänge erledigen

Wenn so weit alles geklärt ist, geht es daran, das Gewerbe anzumelden. Dazu müssen sich Handwerksbetriebe in die jeweilige Handwerksrolle bei der Handwerkskammer eintragen. Das kostet eine Gebühr, die in den Bundesländern unterschiedlich sein kann. Die Handwerkskammer übernimmt die Anmeldung beim Finanzamt. Sobald alle erforderlichen Unterlagen eingereicht sind, bekommt der Betrieb eine Steuernummer und es kann losgehen.

Wichtig: Versicherungen schützen das Privatvermögen

Selbstständige Handwerker müssen ihre Krankenversicherung, egal ob privat oder gesetzlich, selbst bezahlen. Zulassungspflichtige Handwerke sind zudem rentenversicherungspflichtig. Weitere Absicherungen können lohnenswert sein, wie die Berufsunfähigkeitsversicherung, die Unfallversicherung und eine Betriebshaftpflichtversicherung mit Rechtschutz. Denn ein kleiner Fehler kann sich schnell einschleichen und gravierende Folgen für den Kunden haben. Damit Sie nicht gegen Schadensersatzansprüche und hohe Kosten kämpfen müssen, sollten Sie eine gute Versicherung in Betracht ziehen.

Jetzt geht es los – der Sprung ins kalte Wasser

Wenn all diese Hürden genommen sind, kann aus einem geliebten Beruf oder Hobby eine erfüllende selbstständige Tätigkeit als Handwerker werden. Dazu sind Kunden notwendig, die die Leistung brauchen und am Ende zufrieden sind. Neben Mundpropaganda sollte der Betrieb auch über eine Internetseite verfügen, über die sich die Kunden informieren können. Potenzielle Kunden fühlen sich bei einer freundlichen und professionellen Präsentation in guten Händen. Das gilt übrigens auch für den persönlichen Kundenkontakt.

Bildnachweise: shutterstock.com/MIND AND I, shutterstock.com/Gutesa (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)