Teppich

Orientteppiche: Kaufberatung und Tipps zur Reinigung

  • Orientteppiche sind eine jahrtausendealte Tradition aus Ländern des nahen Ostens wie etwa dem. Sie werden auch heute noch häufig mit natürlichen Farben gefärbt und von Hand geknüpft.
  • Bei der Qualität eines Orientteppichs ist vor allem die Knotendichte ausschlaggebend. Eine höhere Knotendichte bedeutet hier mehr Qualität. Fein geknüpfte Teppiche beginnen etwa bei 120.000 Knoten pro m².
  • Greifen Sie bei der Reinigung eines Orientteppichs zu schonenden Reinigunsmitteln, um die natürlichen Farben nicht zu verfälschen. Staub können Sie am besten mit einem Teppichklopfer entfernen.

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Der Begriff „Orientteppich“ bezeichnet im Nahen Osten hergestellte Teppiche, die sich zwischen den Kulturen, in ihren Mustern und Darstellungen sowie in den verschiedenen Methoden der Teppichherstellung unterscheiden.

Aufgrund der großen Teppich-Vielfalt, führen wir Sie auf Heimwerker.de in diesem Beitrag in die Welt der Orientteppiche ein, informieren über die jahrhundertelange Tradition sowie über Qualitätsmerkmale und Kaufkriterien.

Außerdem geben wir Tipps, wie man große Orientteppiche richtig ausrollt und wie Sie mit natürlichen Haushaltsmitteln Orientteppiche schonend reinigen.

1. Merkmale eines echten Orientteppichs

Geschichte des Orientteppichs

Orientteppiche sind uraltes Kunsthandwerk, die ersten Teppiche entstanden wohl vor 2500 Jahren. Die klassische Epoche des Orientteppichs fand im 16. und 17. Jahrhundert statt. Hier entstanden die prächtigsten und heute noch wertvollsten Teppiche. Heute werden Orientteppiche in Manufakturen oder auch industriell gefertigt. Die Preislage schwankt dabei nach dem Herstellungsaufwand, der Größe und dem Material.

Zur Begriffsdefinition lässt sich nur sagen: Alle im Orient gefertigten Teppiche sind Orientteppiche. Fachleute und Teppichkenner können allerdings anhand der Machart, der Muster und des Materials die Herkunft eines echten Orientteppichs bestimmen.

In den Ursprungsländern Persien (Iran), der Türkei, Turkmenistan, Afghanistan, sowie in den zentralasiatischen und den kaukasischen Ländern wird der Teppich zur Wärmeisolation genutzt und ist daher meist aus wärmender Schafwolle gefertigt.

Jedes dieser Herkunftsländer hat eigene Traditionen in der Teppichherstellung, welche im Laufe der Jahrhunderte einer Entwicklung unterworfen waren.

2. Orientteppich: Materialien und „Knotendichte“

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Die Knotendichte eines Orientteppichs ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal.

Orientteppiche werden aus Wolle, Baumwolle und Seide gefertigt. Nicht selten finden sich alle drei Materialien in einem Teppich, manchmal kommt auch Kunstseide hinzu. Diese Materialien werden auf Knüpfstühlen oder in Knüpfmaschinen zu Teppichen geknüpft.

Bei den Knotenarten unterscheidet man zwischen dem türkischen Gördesknoten, dem persischen Sennehknoten und dem Dschuftiknoten.

Letzterer findet vor allem bei modernen Teppichen Verwendung und ist deutlich günstiger, aber von schlechterer Qualität.

2.1. Knotendichte als Qualitätsmerkmal

Die Knotendichte eines Orientteppichs ist das wichtigste Kriterium für die Qualität und den Verarbeitungsgrad. Unterteilt wird dabei in sechs Stufen:

sehr grob geknüpft 15.000 – 25.000 Knoten/m²
grob geknüpft 25.000 – 60.000 Knoten/m²
mittelfein geknüpft 60.000 – 120.000 Knoten/m²
fein geknüpft 120.000 – 200.000 Knoten/m²
sehr fein geknüpft 200.000 – 400.000 Knoten/m²
selten fein geknüpft über 400.000 Knoten/m²

Ermittelt wird die Knotenzahl durch Auszählung der Knoten auf der Teppichrückseite: Die Anzahl der Knoten, den feinen Höckern auf der Rückseite des Orientteppichs, wird dabei auf 10 mm waagerecht und senkrecht bestimmt und anschließend mit 10.000 multipliziert. So erhält man die Anzahl der Knoten pro Quadratmeter.

Als Orientierungshilfe für den Fertigungsaufwand: Ein Quadratmeter Teppich mit 100.000 Knoten pro m² wird in etwa einem Jahr geknüpft, bei 225.000 Knoten sind pro Quadratmeter drei bis fünf Jahre einzukalkulieren. Bei höchstklassigen Teppichen (ab 400.000 Knoten/m²) benötigt man bis zu 10 Jahre für einen Quadratmeter fertigen Teppich.

3. Herstellung eines Orientteppichs

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Große handgeknüpfte Orienttepiche brauchen Jahre für die Fertigstellung. Das erklärt die teils hohen Preise.

Den Beginn der Arbeiten steht das Färben: Wolle, Seide und Baumwolle für echte Orientteppiche werden selbst in der heutigen Zeit noch mit Naturfarben gefärbt. Die warmen, unaufdringlichen Farbtöne sind sehr haltbar und obendrein wohnökologisch völlig unbedenklich.

Günstigere Teppiche werden heute allerdings auch mit synthetischen Farbstoffen eingefärbt. Sind diese von hoher Qualität, stehen sie den natürlichen Pendants in nichts nach. Dennoch lassen sie manchmal den warmen Ton des Originals vermissen.

Alle Orientteppich basieren auf einfachen, zweidimensionalen Kelims. Durch sie werden Schuss- und Kettfäden gezogen, die verknotet und mit Knüpfmessern abgeschnitten werden. Anschließend wird das Gewebe mit einem Kamm gestrafft. Durch Handwerkskunst und geschickte Materialwahl entstehen so die bekannten und komplexen Muster auf den Teppichen.

Nach dem Knüpfen folgt das Scheren: Der Flor ist nach dem Knüpfvorgang unterschiedlich lang und muss mit großen, flachen und handgeschmiedeten Scheren auf gleiche Länge gebracht werden. Durch das Scheren wird das Muster des Teppichs richtig zur Geltung gebracht, ein normaler Teppich von drei mal vier Metern wird einen kompletten Tag lang geschoren.

Den Abschluss des Herstellungsprozesses bildet die Wäsche: In mehreren, genau ausgearbeiteten Waschgängen werden lose Wollfasern und Schmutz entfernt und überschüssige Farbe ausgespült.

Info: Chemisch lassen sich heutzutage viele zusätzliche Wirkungen beim Waschen erzielen. Das Hervortreten oder Dämpfen einzelner Farben, ein kraftvoller Florglanz und eine stärkere Schmutzunempfindlichkeit können durch erfahrene Wäscher aufwändig erzielt werden.

4. Orientteppiche: Muster und Stile

Orientteppiche haben seit Jahrhunderten unveränderte, spezifische Merkmale, die auf das Herkunftsland und sogar auf die Manufaktur Rückschlüsse zulassen.

Große Bedeutung hat insbesondere die Musterung des Mittelfeldes. Auf Heimwerker.de haben wir die unterschiedlichen Muster grob in fünf Kategorien unterteilt:

Muster Eigenschaften
Medaillonmusterung

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Das Hauptmotiv befindet sich in der Mitte des Teppichs und wird durch kleine „Medaillons“ in den Ecken des Mittelfeldes wiederholt.
Feldmusterung

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Die Mitte wird in rechteckige oder quadratische geometrische Formen aufgeteilt.
Rapportmusterung

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Die Motive im Mittelfeld sind recht klein und wiederholen sich im gesamten Mittelfeld bis zum Rand.
Bilderteppich

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Der Innenteppich ist in bildlicher Form gestaltet; Untertypen sind Garten-, Jagd-, Pflanzen-, Tier- und Vasenteppiche.
Gebetsteppich

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Hier ist eine Gebetsnische, auch mihrab genannt, im Innenfeld eingefügt.

Die Gesamtgestaltung eines Orientteppiches lässt sich ferner grob in den geometrischen, den floralen und den figürlichen Stil unterteilen. Im geometrischen Stil sind alle Formen auf dem Teppich eckig und linear, der florale Stil lässt gekrümmte Linien zu und ist phantasievoll gemustert.

Orientteppiche sind auch als Perserteppich bekannt. Persische Teppiche sind allerdings eine eigenständige Unterkategorie der Orientteppiche. Sie zeichnen sich durch Ihre besondere farbliche Vielfalt und einen hohen Grad an künstlerischer Qualität aus.

5. Kaufberatung: Tipps zum Orientteppich-Kauf

Neben den bereits erwähnten Siegeln gegen Kinderarbeit zeichnet sich ein guter Teppich vor allem durch folgende Faktoren aus:

  • Ist das Muster gleichmäßig und durchgefärbt?
  • Fusselt der Teppich bereits im Laden?
  • Riecht der Teppich muffig, sind Stockflecken zu erkennen?
  • Stimmt das Material mit der Beschreibung überein?
  • Ist der Preis angemessen?

Möchten Sie einen Orientteppich gebraucht kaufen, sollte insbesondere bei teuren und antiken Teppichen ein Sachverständiger hinzugezogen werden, denn für Laien ist der Wert eines Teppichs nur schwer festzustellen. Aus diesem Grund ist es auch nicht immer ratsam, einen besonders teuren Orientteppich online zu kaufen.

Tipp: Die richtigen Teppiche zur richtigen Zeit gekauft können auch als passable Geldanlage dienen; jenseits von Aktienmarkt und Währungskrisen erzeugen sie nach Jahren im Familienbesitz eine ordentliche Rendite.

6. Orientteppich auslegen

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Stellen Sie keine schweren Möbelstücke auf Ihren Orientteppich, um permanente Druckstellen zu vermeiden.

Wie andere Teppiche mit Flor sollten Sie auch einen Orientteppich mit der Florrichtung vom Licht weg verlegen, da intensive Sonneneinstrahlung die Farben ausbleichen kann. Bei großen und schweren Möbeln sollte sich das Gewicht gleichmäßig verteilen.

Steht es hauptsächlich auf wenigen Punkte, zum Beispiel bei Sofa-Füßen, drückt es das Möbelstück im Laufe der Zeit in den Teppich und bildet permanente Vertiefungen, die sich nur schwer wieder beheben lassen.

6.1. Teppich fixieren gegen Verrutschen

Ein Orientteppich wird in der Regel ausgerollt und glatt gestrichen. Vor allem kleinere Exemplare und sogenannte Teppichläufer können – je nach Untergrund – schnell wegrutschen oder verschieben sich im Laufe der Zeit. Diese störende Teppichverschiebung birgt Stolperfallen und Verletzungsrisiken.

Abhilfe schaffen spezielle Teppichrutschmatten oder Klebenetze, die man unter den Orientteppich legt. Zuvor ist zu beachten, dass diese Matten oder Netze weder die Unterseite des Teppichs noch den Boden beschädigen.

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7. Haushaltstipps: Orientteppich natürlich reinigen

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Nutzen Sie zur Reinigung eines Orientteppichs keine aggressiven Mittel. Diese könnten unteren anderem die Färbung beschädigen.

Zum Reinigen legt man den Orientteppich auf traditionelle Weise über eine Teppichstange oder – bei kleiner, leichter Auslegeware – über eine gespannte, stabile Wäscheleine.

Mit dem klassischen Teppichklopfer werden Staub, Flusen und Verschmutzungen aus den Textilien geklopft. Außerdem lassen sich bestimmte Teppiche mit dem Staubsauger auf geringer Saugstärke absaugen.

Wenn frischer Schnee im winterlichen Garten fällt, ergibt sich eine gute Gelegenheit, den Teppich ohne Reinigungsmittel zu säubern. Hierbei legt man die Vorderseite des Teppichs in den Schnee und klopft mit dem Teppichklopfer auf die Rückseite.

So wird er in den Schnee gedrückt und die feuchten Schneeflocken dringen in das Material ein. Der in ihnen enthaltene Sauerstoff wirkt schmutzlösend und reinigt auf natürliche Weise den Orientteppich. Danach den Teppich hochnehmen, den Schnee entfernen und im Haus trocknen lassen.

Eine Alternative zu Schnee bietet Sauerkraut aus der Dose. Je mehr Säure das Kraut hat, desto besser ist das Ergebnis. Gießen Sie die Flüssigkeit ab und verteilen das Sauerkraut über die Vorderseite des Teppichs.

Arbeiten Sie es beispielsweise mit einem Schrubber ein und lassen es trocknen. Anschließend kann der Teppich gründlich abgesaugt werden. Die Säure des Krauts reinigt ihn und frischt seine Farben auf.

Vorsicht: Diesen Tipp bitte nur anwenden, wenn sich der Teppich gründlich absaugen lässt. Zuvor an unauffälliger Stelle die Wirkung des Sauerkrauts testen.

Bildnachweise: adobe.stock/Oleg Seleznev, adobe.stock/vicu9, amazon.com/Carpeto, amazon.com/FeelGoodRugs, amazon.com/Carpeto, amazon.com/dekonaz, ebay.de/orient-ghom-galerie, adobe.stock/Photographee.eu, adobe.stock/cybercomputers.de (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)