Anleitungen und Tipps zum richtigen Tapezieren
- Müssen Sie vor dem Tapezieren noch Ihre alte Tapete entfernen, sollten Sie hier besonders sorgfältig vorgehen. Tapeten kleben leichter auf glatten Oberflächen. Ein Tapetenablösemittel erleichtern die Arbeit.
- Bei Vliestapeten können Sie auf einen Tapeziertisch verzichten. Bei ihnen wird der Kleister direkt auf die Wand aufgetragen und die Tapete von der Rolle auf die Wand geklebt.
- Tapetenbahnen sollten sich nie überlappen. Bei dünnen Tapeten scheint später die Kontur durch, während dickere Tapeten dazu neigen, sich später an der Überlappung abzulösen.

Tapezieren ist doch ganz einfach, denken Sie. Stimmt auch, wenn Sie einige Dinge beachten, die wir hier für Sie zusammengestellt haben. So bereiten Sie ihre Wände perfekt vor, finden die richtige Tapete, den richtigen Kleister und verschönern das Ergebnis anschließend im eigenen Stil.
Kurz gesagt: Mit unserer Anleitung auf Heimwerker.de tapezieren Sie richtig!
1. Vor dem Tapezieren: Die richtige Tapete kaufen

In der Küche und im Badezimmer sollten Sie auf eine abwaschbare Tapete setzen.
Der Tapetenkauf ist natürlich in erster Linie Geschmacksache: Die vielschichtigen Angebote an Papier-, Präge-, Struktur-, Vlies- und Textil-Tapeten ermöglichen individuelles Design für jeden Anspruch.
Wichtig für den DIY Handwerker: Wer Unebenheiten kaschieren möchte, ist mit einer Präge-Tapete gut beraten; als wasch- bis scheuerbeständig empfehlen sich Struktur- und einige Papier-Tapeten; Vlies-Tapeten lassen sich sogar ohne Weichzeit verarbeiten und bei der nächsten Renovierung wieder restlos trocken abziehen.
Trotz einer Riesenauswahl heißer Muster sind coole Überlegungen nötig, um mit der neuen Tapete auch die gewünschte Raumwirkung zu erzielen. “Kleider machen Leute, Tapeten machen Räume”, lautet das Motto.
Mit senkrecht gestreiften Tapeten wirkt ein Raum höher, mit waagerecht gestreiften niedriger. Eine Dekorwand mit großem Muster vergrößert einen Raum optisch. Und wenn ein Zimmer in der Tiefe gewinnen soll, hilft eine Wand, die im Farbton optisch zurücktritt.
Hinweis: In einigen Räumen gilt neben Aussehen auch Funktion. Flur, Küche, Bad und Kinderzimmer brauchen abwaschbare, robuste Tapeten.
2. Vorbereitung: Alte Tapete entfernen

Tapeten müssen nicht mehr in Kleinstarbeit entfernt werden: Nutzen Sie Tapetenlösesmittel.
Bevor die neue Tapete draufkommt, muss die Alte ab. Statt mühseliger Kleinarbeit ziehen heute moderne Tapetenlösemittel (z. B. von Metylan) die Zimmerwände aus. Gerade wasserundurchlässige oder mehrfach überstrichene Raufaser-Tapeten sollten aber vorher mit einem “Tapetentiger” oder mit einer Nadelwalze perforiert werden.
Schon unter der neuen Tapete fängt die Schönheitskur an. Schadhafter Putz, kleine Risse oder ausgebrochene Mauerecken müssen sorgsam ausgespachtelt werden.
Der clevere Heimwerker ist hier besonders gründlich: Mit glatten Wänden ist das Tapezieren einfacher, und es sieht hinterher auch viel schöner aus.
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3. Das sollten Sie beim Tapezieren beachten
Sind alte Tapeten entfernt, Wandflächen gespachtelt, mit Tapetengrund gestrichen und der Kleister angerührt, können die Tapetenbahnen zugeschnitten werden. Anschließend geht’s an das eigentliche Tapezieren. Bei Beachtung der nachfolgenden zehn Schritte steht einem optimalen Resultat nichts mehr im Wege.
3.1. Das richtige Werkzeug

Nutzen Sie nur gut gereinigtes Werkzeug um Beschädigungen der Tapete zu vermeiden.
Beim Tapezieren wird das Ergebnis auch vom verwendeten Handwerkszeug beeinflusst. Eine stumpfe Schere oder unscharfes Messer können die Tapetenkanten ausreißen, ein günstiger tonnenförmiger Nahtroller drückt eventuell den Leim an den Kanten weg und die Bahnen können sich wieder lösen.
Alte, ungenügend gereinigte Bürsten können Schmutzschatten hinterlassen usw. Mit gutem Werkzeug geht die Arbeit besser von der Hand und man erspart sich nicht nur Ärger, sondern unter Umständen auch Zeit und Geld.
So sollte die Komplettausstattung aussehen:
- Allzweckmesser (Cuttermesser)
- Bleistift (keinen Filzstift oder Kugelschreiber verwenden!)
- Kleister
- Kunststoffandrück- und Beschneidespachtel
- Kunststoffeimer (für Kleister und Wasser)
- Maßstab (z.B. Zollstock)
- Moosgummiwalze
- Nahtroller (konisch)
- Senklot
- Tapezierbürste
- Tapezierschere
- Tapezierschiene / Abreißlineal
- Tapeziertisch
Hinweis: Soll eine Vliestapete oder Stabilit-Tapete im Rolltapezierverfahren verarbeitet werden, wird eigentlich kein Tapeziertisch mehr benötigt, denn der Kleister wird einfach auf die Wand aufgetragen und die Tapete direkt von der Rolle ins Kleisterbett eingelegt.
4. Schritt für Schritt Anleitung zum richtigen Tapezieren
Das Trocknen der Tapete
Sie sollten zu große Wärme und vor allem Zugluft vermeiden. Optimal ist eine Raumtemperatur zwischen 15 und 20°C. Bei alten Papiertapeten sollten Sie auch das Lüften nach dem Tapezieren vermeiden.
4.1. Zuschneiden
Die Höhe des Raumes plus 5 bis 10 cm für Verschnitt ergibt die richtige Bahnlänge. Muster beachten! Rapportangaben stehen auf den Etiketten der Tapetenrollen.
4.2. Einkleistern
Nur so viele Bahnen gleichmäßig mit Kleister einstreichen (Kanten nicht vergessen), wie in ca. 10 bis 15 Minuten verarbeitet werden können. Die Bahnen werden nach der Zweidrittel- (oben) / Eindrittel- (unten) Methode zusammengelegt. Alle Bahnen müssen die gleiche Weichzeit erhalten (Angaben des Tapetenherstellers beachten).
4.3. Ausloten

Achten Sie darauf, dass die Einweichzeit aller Tapetenbahnen gleich ist.
Die erste Bahn an der Wand senkrecht ausloten, damit alle Bahnen gerade verlaufen. Stets mit dem Licht tapezieren, also von der Fensterseite kommend.
4.4. Kleben
Wo beim Tapezieren anfangen? Am besten fangen Sie in der Nähe von einem Fenster an, so wird eine Schattenbildung vermieden. Die erste Bahn wird mit leichtem Überstand zur Decke angebracht, um evtl. Unebenheiten auszugleichen. Zur Senkrechten ausrichten und von der Mitte aus blasenfrei andrücken.
4.5. Steckdosen
Sicherungen ausschalten! Abdeckungen entfernen, übertapezieren und danach mit einem scharfen Allzweckmesser (Cuttermesser) frei schneiden. Abdeckungen wieder einsetzen.
4.6. Fußleisten
An der Wand ausgerichtete Tapetenbahn in den Fußleistenwinkel drücken, mit einem Bleistift markieren und einer Tapezierschere abschneiden oder eine Schneidehilfe (Lineal) anlegen und mit einem Cuttermesser Tapetenüberstand abtrennen.
4.7. Fensternischen
Die Bahn vom Fenstersturz und von der Fensterbank waagerecht einschneiden und einige Zentimeter um die Ecke kleben. Tapetenstücke für die Fensterlaibung zuschneiden und an der Außenecke ansetzen. Ebenso am Fenstersturz verfahren.
5. Ecken richtig tapezieren

Überlappen Sie Tapetenbahnen nicht. Bei dünneren Tapeten ist hier später eine Kontur sichtbar.
Auf großen Wandflächen kommt man beim Tapezieren meist zügig und mühelos voran. Mühsam und zeitraubend wird die Sache oft erst dann, wenn Nischen und Vorsprünge, Laibungen und Ecken tapeziert werden sollen.
Dabei muss man sich deswegen eigentlich keine Sorgen machen, denn mit den richtigen Handgriffen sind auch diese Problemstellen zu bewältigen. Wie Sie Ecken ohne Schwierigkeiten tapezieren können, erklären wir hier. Die geschilderten Methoden funktionieren übrigens beim Wandklebeverfahren ebenso wie beim Arbeiten mit gekleisterten und geweichten Tapeten.
Vermeiden sollte man in jedem Fall, Tapetenbahnen überlappen zu lassen. Wenn man zum Beispiel eine Bahn wenige Zentimeter um eine Ecke herumklebt und die nächste Bahn genau in der Ecke ansetzt, dann ist der Wandbelag zwar schön geschlossen, später aber wird bei dünnen Tapeten die untere Bahn als Kontur sichtbar sein, bei dickeren Tapeten neigt die Doppelung dazu, sich zu öffnen oder zu lösen. Ein Grundsatz auch bei Ecken lautet also: Tapeten werden immer auf Stoß geklebt und nicht überlappt.
5.1. Innenecken tapezieren
Innenecken sind im Grunde sehr leicht zu tapezieren: Hier stoßen zwei Bahnen genau in der Ecke zusammen. Allerdings kommt man nur selten mit einer ganzen Bahn in der Ecke an, also ist hier besonderes Augenmerk auf den korrekten Zuschnitt zu legen.
Der richtige Zeitpunkt dafür ist gekommen, wenn Sie die vorletzte Bahn vor der Ecke geklebt haben: Bis in die Ecke hinein ist dann noch mehr oder weniger viel Platz, aber eben nicht für eine ganze Bahnbreite. Messen Sie zunächst den verbleibenden Platz aus. Befindet sich der größte Teil der zu verklebenden Rollenbreite auf der bereits tapezierten Wand, dann schneiden Sie die Bahn in der Breite entsprechend zu.
Achtung: Messen Sie den Abstand an mehreren Stellen! Wände und Ecken sind selten ganz gerade, sodass sich über die Höhe der Wand verschiedene Maße ergeben können. Für den Zuschnitt gilt dann das größte Maß.

Das Reststück der Bahn wird an der nächsten Wand angesetzt.
Die zugeschnittene Tapete kleben Sie nun auf Stoß an die vorhandene Bahn und bis in die Ecke hinein. Stehen bei ungleichmäßigen Wänden stellenweise einige Millimeter auf die angrenzende Wand über, dann werden sie mithilfe einer Schiene und eines Messers sauber abgeschnitten.
Bis zur Innenecke kann man hier keine komplette Bahn mehr kleben. Messen Sie den Platz aus und schneiden die Bahn in der Breite entsprechend zu. Dann wird sie eingekleistert oder – wie hier beim Wandklebeverfahren – der Kleister an die Wand gestrichen. Für die Randbereiche einen Pinsel verwenden!
Auf die angrenzende Wand klebt man das Reststück der Bahn genau senkrecht. Im Grunde könnte man hier auch eine neue Bahn ansetzen, aber vor allem bei Muster- oder Strukturtapeten sieht es besser aus, wenn das jeweilige Dessign. um die Ecke herumführt.
5.2. Außenecken tapezieren

Schneiden Sie die Tapete am Ende mit einem Cuttermesser ab.
An Außenecken ist man schnell versucht, die Tapete einfach um die Ecke herumzukleben. Das kann bei geraden Ecken auch problemlos funktionieren, man erreicht dadurch in manchen Fällen aber, dass der nächste Stoß nicht mehr senkrecht verläuft. Was also tun?
Recht problemlos funktioniert die Sache bei beim Tapezieren von Fenstern. In Fensterlaibungen klebt man tatsächlich um die Ecke herum und schneidet die Bahn am Fensterrahmen entlang einfach ab. Vor allem dünne Tapeten lassen sich auf diese Weise problemlos verarbeiten. Auch bei Wandvorsprüngen können Sie so vorgehen, wenn die Ecke gerade ist.
In beiden Fällen sollten Sie dickere oder steifere Tapeten dann mit einem Reparaturkleber anbringen, oder Sie mischen dem verwendeten Kleister einen Anteil Dispersionstapetenkleber bei.
Um eine sehr ungerade Ecke können Sie die Tapete nicht einfach herumkleben. Die Kante der herumgelegten Bahn würde dann entweder nicht gerade oder nicht senkrecht verlaufen, und Sie könnten die nächste Bahn nicht exakt ansetzen. In diesem Fall kleben Sie die Tapete bis an die Ecke heran und lassen sie dort überstehen. Mit einem scharfen Messer schneiden Sie den Überstand dann genau an der Ecke entlang ab.
Die nächste Bahn setzen Sie dann an einer ausgeloteten Linie entlang auf der anderen Seite der Ecke so an, dass auch sie ein wenig übersteht. Der Überstand wird wieder abgeschnitten und der nun auf der Ecke verlaufende Stoß bei Bedarf mit den Fingern vorsichtig ein wenig zusammengedrückt. Auch hier empfiehlt sich Reparaturkleber, damit die Naht nicht aufgeht.
Tipp: Wenn Sie nicht um die Außenecke herumkleben können, bringen Sie die Tapete mit Übermaß an und schneiden Sie den überstehenden Streifen mit einem scharfen Messer exakt an der Ecke entlang ab.
6. Tapeten-Bedarfsermittlung: Rollenbedarf beim Tapezieren berechnen

Bei einer Tapete mit größerem Rapport müssen Sie mit einem höheren Verschnitt rechnen.
Wer Zeit, Geld und Nerven sparen möchte, sollte schon beim Ausmessen des Raumes genau vorgehen. Wandhöhe und -länge bestimmen die Anzahl von Tapeten- oder Raufaserrollen. Eine normale Tapetenrolle ist 0,53 m breit und 10,05 m lang, reicht also für rund 5 m² Wandfläche.
6.1. Wichtige Berechnungsformel beim Tapezieren: Raumumfang mal Raumhöhe
Mit folgender Formel geht’s genauso schnell: Raumumfang mal Raumhöhe (in m) geteilt durch 5 ergibt die benötigte Rollenzahl. Fenster- und Türaussparungen sind als Wandfläche gerechnet. Dadurch hat man genügend Verschnitt mit einkalkuliert, der sich bei großen Mustern ergeben kann.
Hat der Heimwerker zu wenig Tapete, sind eventuell keine Rollen aus seiner Charge mehr verfügbar, dann ist Ärger vorprogrammiert. Außerdem sollte man immer einen Tapetenrest aufbewahren, falls später einmal eine Beschädigung ausgebessert werden muss.
Hinweis: Komplizierte Raumformen sollte man vom Fachmann vorab kalkulieren lassen.
6.2. Tapeten mit Rapport
Für bemusterte Tapeten reichen diese Berechnungen allein nicht aus, um die tatsächlich benötigte Menge zu ermitteln. Deshalb wird auch noch die Rapportlänge angegeben. Diese Informationen sind wichtig, weil davon die unvermeidliche Verschnittmenge beeinflusst wird. Ein großer Rapport erfordert wesentlich mehr Verschnitt als ein Muster mit kleinem Rapport oder rapportlosem Dessin.
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Als gelernter Handwerker mit Spaß am Schreiben habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Jetzt schreibe ich als freiberuflicher Redakteur Testberichte und Ratgeber rund um das Thema Heimwerken.
Sehr gut erklärt. Muss nur 54 cm lange Bahnen kleben im Badezimmer.
Ich denke das ausloten kann man auch mit der Wasserwaage machen.