Pilze züchten: In 7 Schritten zur Pilzkultur zuhause
Pilze im eigenen Garten oder auch ganzjährig im Innenraum zu züchten ist einfacher, als man denkt – sofern man sich an einige Grundprizipien hält. Allgemein können zwei Phasen der Pilzzucht unterschieden werden: Das Durchwachsen des Substrates mit Pilzmyzel und die Erntephase, in der die eigentlichen, erntefähigen Pilze aus dem Substrat wachsen. Wir von Heimwerker.de erklären Ihnen, wie das funktioniert.
1. Fertig-Pilzkulturen für Haus und Garten: Pilzmyzel, Pilzbrut oder als Pilzzuchtset
Man kann im Handel oder über das Internet Fertig-Pilzkulturen zum Pilze-Züchten zuhause beziehen. Es gibt verschiedene Arten, von der Reinkultur in der Petrischale über die streu- oder steckfertige Pilzbrut bis zur komplett vorbereiteten Fertigkultur in der praktischen Anzuchtbox.
1.1. Pilzmyzel in Reinkultur

Sie können Ihre Pilzkulturen selber herstellen.
Pilz-Reinkulturen werden meist in Petrischalen angeboten, quasi das Pilz-Myzel im „Grundstadium“. Man kann solche Reinkulturen auch selbst herstellen, indem man Pilzsporen der gewünschten Pilzsorte auf eine Nährlösung gibt und unter humiden Bedingungen wachsen lässt.
Allerdings muss dieser Vorgang vollkommen steril ablaufen, da anderenfalls die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sich Schimmelsporen einschleichen und die Kultur vernichten.
Reinkulturen sind erst die Vorstufe zur „Pilzbrut“, die letztlich zum „Impfen“ des Pilzes in ein Substrat verwendet wird. Gibt man die Kultur in ein steriles, feuchtes organisches Substrat, z. B. eine Flasche mit abgekochten Getreidekörnern, durchwächst das Myzel die Körner und man kann nach einiger Zeit ein präpariertes Stück Holz, einen Strohballen oder ähnliches geeignetes Trägermaterial damit impfen.
Tipp: Um Pilzkulturen selber herzustellen, ist sehr viel Technik, Know-How und Zeit nötig, sodass es günstiger für Anfänger ist, wenn man den ersten Schritt überspringt und impffertige Pilzbrut kauft.
1.2. Pilzbrut, Myzelpatches und -Sticks
Pilzbrut, Myzelsticks oder -Patches sind impffertige Pilzkulturen. Gibt man diese Pilzkulturen in ein geeignetes Substrat und lagert es feuchtwarm, durchdringt das Myzel nach einigen Wochen das Trägermaterial, aus dem schließlich die begehrten Fruchtkörper sprießen.
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Für den Impfvorgang gibt es wiederum verschiedene Möglichkeiten: Man kann Stroh, Holzscheite oder Blumenerde mit hohem organischen Anteil verwenden. Auch andere organische Materialien sind denkbar. Das wichtigste ist, dass das Substrat dauerhaft feucht gehalten wird und immer zwischen 5-25 Grad gelagert wird. Je nach Pilzart können die idealen Brut-Temperaturen abweichen.

Manchmal wird die Pilzbrut bereits mit geeignetem Abdeckmaterial ausgeliefert, das während der Brutphase vom Pilzmyzel durchwachsen wird. Standard ist das bei Fertigkulturen.
1.3. Fertigkulturen
Warum muss die Pilzkultur abgedeckt werden?
Um während der Durchwachs-Phase des Pilzmyzels ein ähnliches, konstant feuchtes und gemäßigt warmes Klima zu erzeugen wie es im Wald üblich ist, ist eine Abdeckfolie unerlässlich. Zudem ist die Gefahr eines Schimmelbefalls geringer, solange die Pilzkultur hermetisch verschlossen ist.
Fertige Pilzkulturen kommen in Paketen mit fertig geimpftem oder bereits durchwachsenem Substrat. Das Entwicklungsstadium des Myzels bestimmt die Dauer, bis nach dem Öffnen der Kultur die ersten Pilze geerntet werden können. Geht man nach Anleitung vor, hat man häufig bereits nach kurzer Zeit die ersten Pilze zum Ernten.
Meist wird der Behälter zunächst geöffnet und die Kultur befeuchtet und/oder mit Substrat bedeckt und dann wieder verschlossen, um die Feuchtigkeit zu halten. Je nach Kultur bleibt das Ganze dann wie ein Minigewächshaus mit hoher Luftfeuchtigkeit dauerhaft abgedeckt oder kann nach einer gewissen Reifezeit geöffnet werden.
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Durch den Sauerstoffeinfluss beginnen bei der Reifung unter der Folie oder durch die Öffnungen hindurch Pilze zu sprießen, die über Wochen in mehreren Erntedurchgängen abgeerntet werden können. Nach drei bis fünf Erntephasen kann das gesamte Paket schließlich bequem über den Hausmüll entsorgt werden.

„Reif“ ist der Substratballen, wenn das weiße Pilzmyzel ihn vollständig durchdrungen hat.
2. Pilzzucht im eigenen Garten in 7 Schritten
Zum Pilze züchten im Garten hat sich die Baumstamm-Methode bewährt. Während Fertigkulturen und Strohballen nach einiger Zeit durch Fäulnis unbrauchbar werden, bietet ein gut platzierter Baumstumpf dem Pilzmyzel über mehrere Jahre „Futter“ zum Überleben. So funktioniert es:
Schritt | Vorgehensweise |
---|---|
Stamm/Ast präparieren | 1. Frisches, feuchtes, ca. 50 cm langes Stamm-/Astsegment eines Laubbaums von min. 15 cm Durchmesser nehmen und rundherum mehrere Löcher hineinbohren 2. Durchmesser der Bohrungen auf ca. 1,5 cm ausweiten, wobei Bohrungen nicht ganz durch Stamm gehen sollten |
Pilzbrut einsetzen | 3. Hohlräume mit frischer Pilzbrut füllen und mit einem Stück Karton und Reißnägeln schließen oder in Folie einwickeln 4. Pilzzucht luftdicht in Plastiktüte verpacken und an schattigem Ort bei ca. 15-25 °C lagern |
Myzel-Stamm umsetzen | 5. Drei bis vier Monate abwarten, bis Myzel den Stamm vollständig durchwuchert hat und auf Baumrinde die ersten weißen Myzelspitzen sichtbar sind 6. Stümpfe im Garten senkrecht an schattigem Platz mit feuchten Boden ca. 15 cm tief eingraben |
Weitere Pflegemaßnahmen | 7. Regelmäßig von oben gießen, aber Staunässe vermeiden |
Diese Variante funktioniert gut mit Pilzbrut aus Getreidekörnern. Analog funktionieren Myzelpatches auf flachen Holzscheiben und Myzelsticks werden bevorzugt für Strohballen verwendet.
Ein vollständig mit Myzel durchsetzter Holzstamm sollte etwa zwei bis sechs Wochen nach dem „Auspacken“ die ersten kleinen Fruchtkörper bilden. Von diesem Zeitpunkt an kann man den Pilzen geradezu beim Wachsen zusehen. Ausgewachsene Pilze können dann in mehreren Erntedurchgängen im Abstand von zwei bis vier Wochen abgeerntet werden.
Hinweis: Die Stämme können den Winter über draußen bleiben, einmal durchwuchert ist die Pilzfarm winterhart. Bei richtiger Pflege kann so ein Stamm über mehrere Jahre frische Pilze liefern, bevor er ausgezehrt ist und zerfällt.
Beim Pilze-Züchten mit der Strohballen-Methode wird Stroh mindestens 48 Stunden gewässert und mit Folie zu einem Ballen gebunden, in den dann Myzelsticks gesteckt werden. Wer Pilze im Keller züchten will, ist mit dieser Methode vielleicht am besten bedient. Hier kann man nach der Durchwachs-Phase durch Schnittstellen in der Folie festlegen, wo die Pilze herauswachsen sollen.

Pilze züchten Sie am besten an einem toten Baumstamm.
3. Weitere Fragen zur Pilzzucht zuhause und unsere Antworten
Abschließend erfahren Sie weitere wissenswerte Fakten rund um die Pilzzucht zuhause.
3.1. Welche Pilzsorten können leicht zuhause gezüchtet werden?
Gängige Sorten, die als Pilzzuchtkultur für zuhause zu kaufen sind, sind Shiitake-Pilze, Austernpilze, Steinpilze und Champignons. Pfifferlinge dagegen konnten bisher noch nicht außerhalb des Waldes gezüchtet werden. Mit einer Kaufberatung finden Sie leicht die richtige Sorte.
» Mehr Informationen3.2. Was ist in einem Pilzzucht-Set alles enthalten?
Ein Set zum Pilze-Züchten enthält üblicherweise eine Pilzbrut sowie einen geeigneten Nährboden und ggf. eine Abdeckung, mit der eine Art Gewächshaus für die Pilzkulturen simuliert und eine hohe Luftfeuchtigkeit gewährleistet wird.
» Mehr InformationenBildnachweise: Adobe Stock/Comaniciu Dan, stock.adobe.com/Dmytro, stock.adobe.com/contentdealer, stock.adobe.com/paulovilela (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)

Als Heimwerker unterstütze ich seit Juli 2021 mit meiner Expertise zu Freizeitartikeln, Ernährung und Nachhaltigkeit. Zudem verfüge ich über umfangreiches Wissen in den Bereichen Organisation, Einrichtung und Gartengestaltung. Durch mein Linguistik-Studium habe ich große Freude daran, Texte zu den verschiedensten Themen zu schreiben und zu lektorieren.
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