Ausbeulen: Dellen entfernen – Dellendoktor in eigener Sache
Auch kleine Karosserieschäden können großes Geld kosten. Insbesondere bei alten Autos ohne Vollkaskoversicherung ist der Gang zum Karosseriebetrieb oft nicht mehr lohnend – schnell übersteigt eine professionell ausgeführte Blech- und Lackreparatur den Zeitwert des Wagens.
Bei kleineren und wenig komplizierten Schäden kann man sich als versierter Heimwerker allerdings auch selbst helfen. Voraussetzung sind handwerkliches Geschick und natürlich Grundwissen im Umgang mit der Karosserie, sowie der Lackfarbe.
Auf dieser Seite wollen wir Ihnen zeigen, in welchen Fällen Sie selbst das Blech wieder in Form bringen können, wo Sie freiwillig kapitulieren sollten und was bei kleineren Lackschäden auch von Ihnen selbst repariert werden kann.
Selber ausbeulen – Möglichkeiten
Wie jede daheim ausgeübte Handwerkskunst hat auch das Ausbeulen seine natürlichen Grenzen: Während runde, gleichmäßige Dellen noch vergleichsweise einfach zu beseitigen sind, ist ein komplexer Karosserieschaden, insbesondere bei eingedrückten Sicken und Karosserievertiefungen, in der Regel nicht von einem Heimwerker reparierbar.
Die Bilder verdeutlichen zwei unterschiedliche Arten von Dellen an einem Auto. Zum einen gibt es gleichmäßige Dellen, die durch einen Druck weicher rundlicher Gegenstände entstehen. Das können runde Boller, Stoßstangen oder die eigene Ungeschicktheit sein. Solche Dellen lassen sich mitunter leicht wieder in Form drücken oder ziehen.


Anders hingegen, wenn Dellen über Sicken oder Falze verlaufen und das Blech dabei knittert. Als Laie sind solche Beschädigungen nicht mehr aus zu beulen. Da in diesen Fällen auch meist der Lack beschädigt ist, muss hier mit einer umfassenden Reparatur gerechnet werden.
Ausbeulwerkzeug und Ausbeultechnik
Gutes Spezialwerkzeug zum Ausbeulen ist sehr teuer: Profi-Sets für Ausbeultechnik können leicht mehrere hundert Euro kosten. Allerdings ist auch mit Hausmitteln und etwas handwerklichem Geschick ein passables Ergebnis zu erzielen. Profi-Qualität der Arbeit kann niemand erwarten – aber darum geht es hier auch nicht. Nützlich für die Durchführung der Arbeiten sind in jedem Fall:
- eine Heißluftpistole
- Gummihammer
- Schwerlast-Saugnäpfe (zur Not tut’s auch der Navi-Saugnapf)
- Autopolitur zum Aufbereiten der Fläche
- Glasreiniger mit Lappen
- Hartholzkeile
- Evtl. Kugelhammer
- Werkzeug zum Ausbauen der Verkleidungen
Richtig ausbeulen
Ausbeulen ist eine Kunst für sich: Wichtig ist für Anfänger ist vor allem, bei der Wahl der Mittel Maß zu halten: Schnell ist das eingedellte Blech in Gegenrichtung überdehnt – unbedachte Hammerschläge, womöglich mit der Finne, sind immer kontraproduktiv.
Daher empfehlen wir eine vorsichtige und bedachte Vorgehensweise!
Da es sich beim Ausbeulen um eine Kaltverformung handelt, muss der Lack die einwirkenden Kräfte elastisch verarbeiten können. Bei Kälte ist dies sehr problematisch: Ausbeularbeiten sollten bei wärmeren Temperaturen, in einer beheizten Garage und mit einem Heißluftföhn durchgeführt werden. Dies hält den Lack elastisch.
Dellen entfernen: Schritt für Schritt
- Zunächst wird die eingedellte Blechstelle zugänglich gemacht: Sämtliche Innenverkleidungen müssen ausgebaut werden. An Türen muss zudem überlegt werden, ob die Türscheiben entfernt werden müssen. Hier sollten Sie sehr vorsichtig vorgehen: Ein Werkstatthandbuch ist sehr empfehlenswert!
- Anschließend wird der Lack von außen mit der Heißluftpistole erwärmt. Halten Sie dabei unbedingt mindestens zehn Zentimeter Abstand: Lack kann verbrennen!
- Dann wird vorsichtig das Ausbeulwerkzeug angesetzt: Prüfen Sie zunächst, ob Sie die Beule nicht mit der Hand herausdrücken können – in jeder Hinsicht der beste Fall. Falls dies nicht geht, versuchen Sie es mit leichten und sehr vorsichtigen Gummihammerschlägen. Unterstützend dazu können Sie mit dem Saugnapf von der Außenseite aus ziehen.
- Achten Sie darauf, dass das Blech nicht überdehnt wird: Lieber zu wenig Kraft als zuviel. Lackabplatzer und Beulen nach außen können die Folge sein.
- Bei länger andauernden Arbeiten wärmen Sie das Blech regelmäßig nach: So erhalten Sie die Elastizität des Lacks. Darüber hinaus bleibt die Oberfläche des Lacks so besser formbar.
- Nach dem Ende der Arbeiten sollten Sie Ihr Werk mit einer schräg stehenden Lampe überprüfen. Wie gesagt: Einhundertprozentige Ergebnisse müssen Sie nicht erwarten – eine Schadensminderung ergibt sich aber in fast jedem Fall.
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Delle spachteln, schleifen und lackieren
Materialliste
- Dremel® 8200
- Dremel Bohrfutter 4486
- Dremel Aluminiumoxid-Schleifstein 8175
- Drahtbürste 428
- Zeitungspapier
- Abdeckband
- Füllmasse / Spachtelmasse
- Metallgrundierung für Pkw
- Sprühlack im Originalfarbton der Autolackierung
- Schleifklotz / Schlefschwamm
Schritt 1 – lose Farbe und Rost entfernen
Haben Dellen den Lack beschädigt oder das Metall bereits Rost angesetzt, ist eine intensivere Behandlung der beschädigten Stelle notwendig.
Entfernen Sie dazu jeglichen Rost und lose Farbe. Dieses geschieht im ersten Ansatz mit einer Drahtbürste. Elektrische Werkzeuge mit einem Drahtbürsten-Aufsatz erleichtern die Arbeit und lassen sich gezielter führen.
Auch wenn Sie das Gefühl haben mit stärkerem Druck effektiver zu arbeiten, vermeiden sie diesen. Wird die Drahtbürste mit starkem Druck geführt, biegen sich die einzelnen Drähte nach hinten und rutschen nur über die Oberfläche. Halten Sie die Drahtbürste immer nur leicht auf die zu bearbeitende Fläche und lassen Sie sie selbst arbeiten.
Biegen sich die Drähte nach längerem Einsatz in eine Richtung, kann es hilfreich sein, die Drehrichtung der Drahtbürste zu wechseln.
Tipp: Mit dem Dremel Bohrfutter können Sie das Wechseln des Zubehörs erheblich beschleunigen.
Schritt 2 – spachteln und schleifen

Ist sämtlicher Rost und lose Farbe entfernt, kann die Delle mit Spachtelmasse gefüllt werden. Für einen sicheren Halt der Spachtelmasse ist es notwendig die gesamte zu bearbeitende Fläche ein wenig zu schleifen.
Verwenden sie hierfür feines Schmirgelleinen oder einen Schleifschwamm.

Bei der Vorbereitung der Spachtelmasse sollten unbedingt die Herstellerangaben zum Mischungsverhältnis von Spachtelmasse und Härter beachtet werden. Mischen Sie auch immer nur so viel an, wie Sie in kurzer Zeit verarbeiten können. Da die Spachtelmasse mehrmals aufgetragen wird, muss die Delle nicht in einem Arbeitsgang verfüllt werden.
Ist eine Schicht Spachtelmasse aufgetragen und getrocknet, kann diese geschliffen werden. Achten Sie hierbei darauf, dass Sie mit der Kontur des Autos schleifen und der beschädigten Stelle ihre ursprüngliche Form wieder geben.
Werden dabei Stellen sichtbar, auf denen noch Spachtelmasse fehlt, wird der Vorgang mehrfach wiederholt. So oft, bis sich eine gleichmäßige Fläche in der ursprünglichen Form ergibt.
Dabei entstehender Schleifstaub sollte immer wieder mit Druckluft und abschließend mit einem Staubbindetuch entfernt werden.
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Schritt 3 – grundieren und lackieren
Wird bestehender Lack überlackiert, ist es unmöglich dies absatzfrei zu gestalten. Daher sollte die zu lackierende Fläche aus einzelnen Anbauteilen bestehen oder in einer Falz/Sicke enden. Kleben Sie die zu lackierende Fläche großzügig bis zum nächsten Absatz ab. Decken Sie auch nicht zu lackierende Flächen am Auto ab. Der entstehende Lackiernebel hinterlässt seine Spuren und auch der Lack am anderen Ende des Autos kann dadurch matt und rau werden.

Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen, kann der Haftgrund aufgetragen werden. Dieses geschieht in einer dünnen Schicht und muss beim ersten Mal nicht die gesamte Fläche einfärben. Wird zu viel Haftgrund aufgetragen, fängt dieser an zu fließen und es bilden sich Farbnasen, welche wieder geschliffen werden müssen. Sicherer ist es die Grundierung in zwei drei dünnen Schichten aufzutragen und zwischendurch etwas trocknen zu lassen.
Haftgrund trocknet sehr schnell und kurze Pausen von 10 Minuten können bereits ausreichend sein. Abschließend und nach guter Trocknung, wird die behandelte Fläche leicht mit einem Schleifvlies oder einem sehr feinen Schleifschwamm bearbeitet. Hierbei nur leicht über die Fläche wischen um feinen Lackiernebel zu beseitigen und die Fläche zu glätten. Zwar ist es auch möglich eine mit Haftgrund behandelte Fläche zu schleifen,wird dabei jedoch wieder der metallische Untergrund sichtbar, muss erneut Haftgrund aufgetragen werden.
Im nächsten Schritt wird sich dem Farbauftrag gewidmet. Dieser sollte dem Original entsprechen und kreuzweise aufgetragen werden. Dabei die Sprayflasche gleichmäßig über die Fläche ziehen und nie auf einen Punkt halten. Wie der Haftgrund, wird auch die Lackfarbe in mehreren Schichten aufgetragen. Optimal wird in einem Arbeitsgang so viel Farbe aufgebracht, dass diese auf der Oberfläche eine schwimmende Schicht bildet, jedoch nicht verläuft. Das erfordert sicher etwas Übung und ist beim ersten Mal kaum zu realisieren. Der Farbauftrag kann mehrfach wiederholt werden, fängt die Farbe jedoch an zu laufen, ist die Fläche ruiniert. Hier ist weniger mehr.
Je nach Farbe und gewünschten Glanzeffekt erfolgt abschließend ein Auftrag von Klarlack. Dieser Vorgang sollte in einem Durchgang geschehen und so viel Klarlack aufgetragen werden, dass er eine gute schwimmende Schicht bildet. Damit der Klarlack jedoch nicht so schnell verläuft, wird vorher ein leichter Nebel aufgebracht. Dazu mit dem Klarlack nur leicht über die zu behandelnde Fläche sprühen und damit einen Lacknebel auf der Farbe erstellen. Nach einer kurzen Trocknungszeit kann der eigentlich Auftrag erfolgen.
Bildnachweise: 'Ausbeulen – Dellen entfernen': von Dremel(dremeleurope.com), 'Runde Dellen lassen sich recht leicht ausbeulen': heimwerker.de - heimwerker.de, 'Dellen über Karosseriesicken müssen gespachtelt werden': heimwerker.de - heimwerker.de, 'Oberfläche entrosten': von Dremel(dremeleurope.com), 'Oberfläche schleifen': von Dremel(dremeleurope.com), 'Mit Spachtelmasse füllen': von Dremel(dremeleurope.com), 'Oberfläche schleifen': von Dremel(dremeleurope.com), 'Größflächig abkleben und lackieren': von Dremel(dremeleurope.com), 'Ausbeulen – Dellen entfernen': von Dremel(dremeleurope.com), 'Runde Dellen lassen sich recht leicht ausbeulen': heimwerker.de - heimwerker.de, 'Dellen über Karosseriesicken müssen gespachtelt werden': heimwerker.de - heimwerker.de, 'Oberfläche entrosten': von Dremel(dremeleurope.com), 'Oberfläche schleifen': von Dremel(dremeleurope.com), 'Mit Spachtelmasse füllen': von Dremel(dremeleurope.com), 'Oberfläche schleifen': von Dremel(dremeleurope.com), 'Größflächig abkleben und lackieren': von Dremel(dremeleurope.com) (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)

Als gelernter Handwerker mit Spaß am Schreiben habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Jetzt schreibe ich als freiberuflicher Redakteur Testberichte und Ratgeber rund um das Thema Heimwerken.
Besser auf entrostetes Blech eine Rostschutzgrundierung auftragen.
Leider vertragen sich viele 1Komponeten Grundierungen nicht mit Spachtelmassen, deswegen eine 2k grundierung holen z.B. Epoxidgrundierung und diese mit dem Pinsel auftragen, dann min 24 Stunden härten lassen und dann losspachteln. Da fällt nach einem Jahr nichts ab und der Rost kommt nicht so schnell wieder.