Nutzpflanzen

Bäume schneiden – 5 Tipps für den Sommer- und Winterschnitt

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Sommer- oder Winterschnitt?

Einen Baum im Sommer zu schneiden hat den Vorteil, dass die Wundheilung mit voller Kraft vonstattengehen kann, anders als im Winter, wenn der Stoffwechsel des Baumes ruht.

Gleichzeitig kann der Schnitt so angelegt werden, dass der Ertrag gesteigert wird.

Gerade Obst- und andere Laubbäume lassen sich gut im Sommer zurückschneiden. Es ist zwar etwas schwerer die Struktur zu erkennen, aber die Wundheilung verläuft sehr viel schneller. Wenn Sie Ihre Bäume schneiden möchten, folgen Sie einfach dieser Einleitung.

Wenn Sie einen Baum schneiden, bevor die Früchte vollkommen ausgereift sind, bekommen die verbleibenden Früchte die ganzen Nährstoffe und werden entsprechend größer. In solchen Fällen wird der Schnitt auch Ertragsschnitt genannt.

Eine weitere Folge eines Sommerschnitts ist ein geringerer Austrieb im Folgejahr. Wenn Sie also einen Baum haben, der nach einem Winterschnitt bisher immer zu stark austrieb, ist ein Sommerschnitt eine gute Alternative.

Tipp: Wer es sich ein wenig leichter machen möchte, der kann in der laublosen Phase einige Fotos machen und so im Sommer leichter die Äste wieder finden, die zur gewünschten Entwicklung der Krone entfernt werden sollten.

1. Ab wann und bis wann darf man Büsche und Bäume schneiden?

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Einfache Pflege- und Formschnitte können Sie das ganze Jahr durchführen.

Im heimischen Garten oder Schrebergarten sind normale Pflege- und Formschnitte sowie unaufschiebbare Verkehrssicherungsmaßnahmen ganzjährig zulässig, solange der Baum keine Nist- oder Ruhestätte für Tiere ist und kein anderes Landesgesetz oder keine andere örtliche Baumsatzung dagegen sprechen. Im Zweifel immer bei der Kommune erkundigen.

Hecken dürfen zwar einen normalen Form- oder Pflegeschnitt bekommen, aber abgeschnitten werden dürfen Sie nur in der Zeit vom 1. Oktober bis zum 28. Februar.

In diesem Zeitpunkt sind auch zulässige Baumfällungen zu legen. Außerhalb dieses Zeitraums kann eine zusätzliche Ausnahmegenehmigung erforderlich werden. Bäume schneiden bei Frost ist nicht sinnvoll, da die Äste dann leichter brechen.

2. Bäume schneiden – Werkzeug

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Wenn die Gartenschere nicht mehr weiterhilft, kommt die Astsäge zum Einsatz.

Beim Bäume schneiden muss das Werkzeug immer scharf und sauber sein. Kleine Äste und Zweige bis zu gut einem Zentimeter Durchmesser können mit einer normalen Gartenschere geschnitten werden.

Kräftigere Äste mit bis zu vier Zentimetern Durchmesser bewältigt eine gute Astschere.

Alle dickeren Äste werden mit einer Astsäge oder Säbelsäge geschnitten und die Ränder mit einem scharfen Gärtnermesser geglättet.

Eine Astschere mit Teleskop-Stiel erlaubt den Schnitt von kleineren Bäumen ganz ohne Leiter. Bei größeren Höhen ist eine gute Leiter erforderlich.

Hinweis: Eine Kettensäge ist eigentlich nur bei Baumfällungen im Einsatz. Bestenfalls noch beim Kürzen eines Starkastes vor dem eigentlichen Sägeschnitt beim Astring.

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3. Verschiedene Arten des Baumschnitts

Im Laufe eines Baumlebens können verschiedene Schnitte zur Anwendung kommen. Doch nicht jeder Baum kann gleichermaßen geschnitten werden.

In der Jugend eines Baumes hat der Schnitt meist das Ziel den Baum in der Entwicklung einer arttypischen Form zu unterstützen. Andererseits gibt es vor allem bei Obstbäumen auch andere Zielvorstellungen, wie beispielsweise die Erziehung an einem Spalier (Spalierobst) oder eine laufende Verjüngung für optimalen Ertrag.

Auf Heimwerker.de stellen wir Ihnen die einzelnen Schnittmaßnahmen genauer vor:

Schnitt-Art Eigenschaften
Pflanzschnitt
  • wird bei der Pflanzung von jungen Bäumen (besonders Obstbäumen) vollzogen
  • Krone wird durch Pflanzschnitt in der Struktur richtig angelegt
  • Krone wird auf etwa die gleiche Masse eingekürzt, die der Wurzelballen hat
  • so kann der Baum besser anwachsen und leichter eine Krone bilden.
  • Mitteltrieb in Verlängerung des Stamms und drei oder vier Seitentriebe, die gut verteilt sind und nicht zu steil stehen werden ausgewählt
  • ausgewählte Triebe werden in etwa auf den Durchmesser des Wurzelballens gekürzt
  • alle anderen Triebe werden komplett entfernt
  • gequetschte oder anderweitig beschädigte Wurzeln werden ebenfalls abgeschnitten
Erziehungsschnitt
  • (Obst-)Baum wird so geschnitten, dass Äste gegenseitig keine Behinderung darstellen und genug Luft und Licht bekommen
  • Früchte können sich so gut entwickeln können und in der Sonne ausreifen
  • bei Spalierobst werden Äste je nach Baumart V-förmig oder horizontal gezogen und überzählige Äste und Zweige ausgeschnitten
Winter und Sommerschnitt
  • Winterschnitt (Dezember/Januar/Februar) fördert Austrieb im Frühjahr, Sommerschnitt (Juli/August) eine Reduzierung des Austriebes im Folgejahr
  • Wundheilung verläuft im Sommer besser
  • starkwüchsige Kirschbäume, Zierkirschen und Ahorn, die oft Probleme mit der Wundheilung haben, werden am besten nur im Sommer geschnitten
  • schwachwüchsige Bäume werden besser im Winter geschnitten
  • im Sommer kein allzu starker Rückschnitt der Bäume
  • einjährige Triebe und Wassertriebe werden entfernt, überzählige Triebe ausgelichtet
  • Baum muss den Verlust der Blattmasse im Winter durch Reserven kompensieren können
Ertragsschnitt
  • erwachsene Obstbäume können im Sommer von einem Ertragsschnitt profitieren
  • Wassertriebe und andere einjährige Triebe werden ausgeschnitten
  • die Versorgung der fruchttragenden Äste mit Nährstoffen und Licht wird verbessert, Früchte können sich besser entwickeln
  • Früchte entwickeln sich bei bestimmten Arten (z.B. Birnenbaum) besser an zweijährigem Holz
Verjüngungsschnitt
  • durch einen konsequenten Verjüngungsschnitt wird Baum und Ertrag lange erhalten
  • gut gepflegte Obstbäume haben eiwesentlich längere Lebenszeit
  • in den meisten Fällen ein starker Austrieb erwünscht, somit Winterschnitt vorzuziehen
Pflegeschnitt
  • alles wird entfernt, was durch Schädlinge, Sturm oder Schneelast beschädigt ist
  • in diesem Zuge werden auch steil aufragende Wassertriebe und andere störende Äste entfernt
  • Ziel ist die Pflege und der Erhalt des Baumes in seiner im eigenen Art und Form

4. Bäume schneiden – Anleitung

4.1. Starkäste ab 10 Zentimeter Durchmesser

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Für das Entfernen von Starkästen empfiehlt sich ein Winterschnitt.

Solche Äste sollten eigentlich nicht geschnitten werden. Ist es doch einmal unvermeidbar, so ist in dem Fall die blattlose Zeit im Winter vorzuziehen, falls keine unmittelbare Notwendigkeit besteht.

Wenn abgesägt werden muss, wird der Ast erst auf Unterarmlänge eingekürzt, indem er zur Hälfte von unten durchgesägt wird und anschließend von oben.

Hat der Ast einen Astring zum Stamm hin, sollte dieser auf jeden Fall unbeschädigt bleiben und direkt an diesem Ring entlang sauber von oben nach unten abgesägt werden. Wundränder abschließend mit einem scharfen Messer glätten.

Ist kein Astring vorhanden, darf der Stamm nicht verletzt werden, aber auch kein Stumpf stehen bleiben. Es bleibt gerade noch der Astkragen stehen.

4.2. Baumkrone einkürzen oder verschmälern

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Mit der Astschere werden Äste bis zu vier Zentimeter Dicke sauber abgeschnitten.

Ist die Baumkrone zu groß geworden, werden alle Leitäste gleichmäßig gekürzt. Es wird immer auf einen darunter liegenden Ast abgeleitet, das heißt jeder Leitast wird knapp über einem kleinen, nach unten abgehenden Zweig abgeschnitten.

Die eigentliche Kronenform bleibt dabei möglichst erhalten, um das arttypische Aussehen des Baumes nicht zu verändern. Anders beim Verschmälern einer Baumkrone. Dabei bleiben die oberen Leitäste von der Maßnahme ausgenommen.

Das wird meist notwendig, wenn eine Baumkrone zu ausladend wurde und andere Bäume davon beengt werden oder sie zu nahe an Gebäudeteile ragen.

4.3. Baumkrone auslichten

Ist die Krone zu dicht und reiben Äste aneinander muss ausgelichtet werden, um wieder genug Luft und Licht in die Krone zu bekommen.

Dabei werden die Äste herausgenommen, die andere Äste stören, den Einfall von Licht und Luft behindern. Das sind meist zu steil nach oben gewachsene Äste oder welche, die sich ineinander verhaken.

5. Wundverschluss – empfehlenswert, oder nicht?

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Mit einem Gärtnermesser lassen sich Schnittränder glätten.

Da scheiden sich die Geister selbst bei den Fachleuten. Die einen sagen, ein Wundverschluss mit fungiziden Bestandteilen kann das Eindringen von schädlichen Pilzsporen verhindern.

Andere sagen, dass gerade unter dem Wundverschluss gerne feuchte Hohlräume für ein perfektes Pilz-Klima sorgen.

Letztlich muss jeder selbst entscheiden, welcher These er mehr vertraut oder ob er Fungizide verwenden möchte. In jedem Fall ist das Glätten der Schnittränder mit einer Gartenhippe (typisches Gärtnermesser) zu empfehlen, weil die glatteren Flächen weniger Zugang für Schadorganismen bieten.

6. Vor- und Nachteile des Baumschnitts zu verschiedenen Jahreszeiten

Jahreszeit

Vorteile

Nachteile

Anwendung

Blattlose Zeit – früher Winter (November/Dezember)

Wenig Reservestoffverlust, da diese in der Zeit in den Wurzeln, dem Stamm und den dicken Ästen liegen; die Struktur des Baums ist in der blattlosen Zeit besser zu sehen und beurteilen

Wenig Abwehrkraft; kaum schützende Wulstbildung; stattdessen teilweise starke Rücktrocknung (Nekrosen); Risiko von Wasserschossen im Folgejahr bei zu starkem Rückschnitt

Kopfbaumschnitt bei Weiden und Platanen, Linden oder Ahorn

Vor dem Blattaustrieb (Januar/Februar/März)

Abwehrreaktionen und Wundheilung beginnen direkt; Struktur ist in der blattlosen Zeit besser zu beurteilen

Die Reservestoffe sind in den Ästen und werden mit abgeschnitten; schwächt den Baum und Austrieb; Knospen und Rinde sind empfindlich

Weinreben und teilweise Obstbäume; Laubbäume schneiden und Nadelbäume

Rund um den Blattaustrieb (März/April)

Viel Energie vorhanden; Abwehrreaktionen und Wundheilung maximal aktiv; Bäume bluten nach Blattaustrieb nicht mehr;

Schädlinge und Schadorganismen sind ebenfalls sehr aktiv; Rinde anfangs noch empfindlich

Sträucher, die am vorjährigen Holz blühen, wie Forsythien; Pfirsichbäume (Frostschäden und Anschnitt einjähriger Triebe)

Höhepunkt der Wachstumsphase (April/Mai/Juni)

Neutriebbildung und Verzweigung werden angeregt; Abwehr und Wundheilung maximal aktiv

Schädlinge sind sehr gefräßig, die Schadorganismen sehr aktiv und können in die offene Schnittstelle eindringen.

Formhecken und -gehölze

Ende des Wachstums in die Höhe (Juli)

Abwehr und Wundheilung aktiv; mäßiger Schnitt und Korrekturen können noch vor dem Winter kompensiert werden;

Bei feucht-warmen Wetter, kann unerwünschter Durchtrieb/Austrieb provoziert werden; Blütenknospen-Differenzierung kann gestört werden;

abgeerntete, frühreife Kirschbäume; sehr hohe Bäume schneiden

Einlagerungsphase (August/September)

Wundheilung noch aktiv genug; wenn mehr Licht in die Krone kommt, reifen Früchte, Triebe und Knospen besser aus

Zu starker Rückschnitt kann den Baum schwächen, er muss von seinen Reserven über den Winter leben

einjährige, überzählige Neutriebe an Obstbäumen sowie überzählige Äste usw.

Verlagerung der Reservestoffe

(Oktober/November)

Keine

Wundheilung kann nicht mehr erfolgen; Rücktrocknung wahrscheinlich; Schadorganismen teilweise noch aktiv

Sturmschäden u. ä.; Rücktrocknung bei unerlässlichem Schnitt einkalkulieren und im Frühjahr nur Totholz entfernen

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