Zierpflanzen

Stecklinge ziehen – Pflanzen selbst vermehren

Pflanzen vermehrenStecklinge ziehen – Pflanzen selbst vermehren

Viele Zimmerpflanzen und sogar einige Pflanzen im Garten lassen sich mit Setzlingen vermehren. Die so gezogenen Jungpflanzen ersetzen später die alte und kraftlose Bepflanzung in Kübeln, im Innenraum oder auf dem Balkon. Doch was versteht man unter einem Steckling?

Stecklinge sind Pflanzenteile, die von der Mutterpflanze getrennt und anschließend in einem Topf vorgezogen werden, damit sie eigene Wurzeln schlagen und sich bei der richtigen Pflege zu einer neuen, selbstständigen Pflanze entwickeln.

Damit dies gelingt, sind einige Regeln beim Schneiden, Ziehen und Stecken der Stecklinge zu beachten. Außerdem erfahren Sie hier, wie Sie Ableger und Setzlinge ziehen und welche Pflege die jungen Pflanzen benötigen.

1. Materialliste zur Pflanzenvermehrung

Wenn Sie Pflanzen durch Stecklinge vermehren möchten, benötigen Sie nur wenige, kostenünstige Materialien:

  • Kleine Blumentöpfe oder Anzuchttöpfe, zum Beispiel Torfpresstöpfe
  • Ungedüngte, keimfreie Anzuchterde
  • Bewurzelungspulver (optional)
  • Transparente Folienbeutel oder Plastikhauben (alternativ: Frischhaltefolie)
  • Scharfes Messer oder kleine Gartenschere
  • Gummibänder
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2. Von welchen Pflanzen kann man Stecklinge ziehen?

Stecklinge können von verschiedenen Blumen, Gewächsen und Gehölzen gezogen werden. Viele davon eignen sich als Pflanze für den Außen- oder Innenbereich, sodass Sie zahlreiche Möglichkeiten haben, aus alten Mutterpflanzen neue Exemplare mit identischen Eigenschaften zu erschaffen. Gut geeignet für eine Stecklingvermehrung sind zum Beispiel:

Auch Fuchsien eignen sich, um Setzlinge zu ziehen.
Auch Fuchsien eignen sich, um Setzlinge zu ziehen.

Blumen und Pflanzen, von denen keine Stecklinge gezogen werden können, säen sich entweder selbst aus oder lassen sich vermehren, indem man Blumensamen sät oder Blumenzwiebeln einpflanzt.

Wann Stecklinge schneiden?

Stecklinge schneiden Sie am besten zum Endes des Sommers nach der Blüte, wenn Sie die Pflanzen im Herbst auf die Winterruhe vorbereiten. Für Zimmer- und Kübelpflanzen sowie Blumen, die im Haus überwintern, ist das Frühjahr von Januar bis Ende März empfehlenswert.

3. Welche Stecklingsarten gibt es?

Stecklinge unterscheidet man anhand ihrer Pflanzenteile in Kopfstecklinge, Blatt-, Wurzel- sowie Stammstecklinge und Teilstecklinge.

3.1. Kopfsteckling

Stecklinge, die Sie nach der unten stehenden Anleitung schneiden, heißen Kopfstecklinge, da sie von der Spitze, dem „Kopf“, des Triebes gezogen werden. Neben dem Stängel besitzen sie mehrere kleine Blätter oder wenige gekürzte große Blätter. Kopfstecklinge lassen sich besonders einfach vermehren.

3.2. Blattsteckling

Zur Vermehrung von Usambaraveilchen pflanzt man Blattstecklinge.
Zur Vermehrung von Usambaraveilchen pflanzt man Blattstecklinge.

Ein Blattsteckling besteht nur aus einem Blatt oder einem Blatt mit Stiel, dessen Blattadern am Rand angeschnitten sind. Mit der Schnittkante wird das Blatt in Bewurzelungssubstrat getaucht und in die Anzuchterde gesteckt. Eine andere Methode ist es, das angeschnittene Blatt auf die Erde zu legen und mit einem kleinen Stein zu fixieren.

Um die Verdunstung einzudämmen, stülpt man eine Plastikhaube über den Topf. Sobald das Blatt eigene Wurzeln und eine neue Pflanze gebildet hat, stirbt es ab. Als Blattstecklinge sind zum Beispiel das Usambaraveilchen, der Mauerpfeffer und die Drehfrucht geeignet.

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3.3. Wurzelsteckling

Kugel-Primel ziehen Sie mit Wurzelstecklingen.
Kugel-Primel ziehen Sie mit Wurzelstecklingen.

Nur wenige Pflanzen sind für die Vermehrung mit Wurzelstecklingen geeignet. Voraussetzung dafür sind fleischige Wurzeln, wie sie zum Beispiel die Kugel-Primel oder Brombeere haben. Hierzu schneidet man vor der Winterruhe ein dickes Stück der Wurzeln von der gesunden Mutterpflanze ab und entfernt die dünnen Seitenwurzeln.

Die untere Schnittkante sollte schräg sein. Wird das obere Ende gekürzt, ist diese Schnittkante gerade. Stecken Sie das schräge Wurzelende so tief in die Anzuchterde, bis nur die obere Spitze sichtbar bleibt.

3.4. Stammsteckling

Mit Stammstecklingen lässt sich die Dieffenbachie vermehren.
Mit Stammstecklingen lässt sich die Dieffenbachie vermehren.

Bei diesem Setzling legen oder stecken Sie ein Stück des Stammes ohne Blattwerk mit einer geschlossenen Knospe in einen Blumentopf mit Anzuchterde. Zuvor wird er von dem Hauptstamm der Mutterpflanze unterhalb des Blattansatzes abgeschnitten. Vor dem Pflanzen muss er trocken sein. Außerdem ist es bei Stammstecklingen wichtig, dass die Knospen nach oben zeigen.

Erst wenn der Steckling Blätter und Wurzeln gebildet hat, wird er in einen Topf gepflanzt. Stammstecklinge bilden schlechter eigene Wurzeln als etwa Kopfstecklinge. Geeignete Pflanzen sind unter anderem Drachenbaum (Dracaena), Yucca-Palme und Dieffenbachie.

3.5. Teilstecklinge

Teilstecklinge sind Seitentriebe der Mutterpflanze, die am Stamm abgeschnitten werden. Diese werden in einen Topf mit Anzuchterde gesetzt und mit einer Plastikhaube abgedeckt – achten Sie auf einen regelmäßigen Sauerstoffaustausch. Die Pflege erfolgt auf die gleiche Weise wie bei Kopfstecklinge.

4. Anleitung: Stecklinge ziehen

Voraussetzung zur Stecklingsgewinnung ist eine gesunde und gut gewachsene Pflanze, die keinen Schädlingsbefall aufweist.

Pelargonien werden über Stecklinge vermehrt.
Pelargonien werden über Stecklinge vermehrt.

Für Setzlinge schneidet man die Triebe circa 10 cm von geeigneten Mutterpflanzen ab, sodass der Stängel eine ausreichende Länge hat, um ihn einzupflanzen. Knospen, große Blätter und Blüten sind zu entfernen, da sie den Nährstoffverbrauch und die Verdunstung des Wassers erhöhen und der Setzling vertrocknen würde.

Als Richtlinie besitzt jeder Trieb circa zwei bis vier Blattpaare. Große Blätter kürzen Sie mit einer Gartenschere, rollen sie – falls möglich – zusammen und fixieren sie mit einem Gummiband oder einer Kordel.

4.1. Steckling pflanzen

Da das Ende des Stängels nicht verholzen darf, ist es ratsam, den Setzling zeitnah einzupflanzen. Vor dem Pflanzen der Setzlinge, ist das Beet von Unkraut zu befreien und die Erde mit einer Harke aufzulockern.

setzlinge-setzen

Um die Pflanze vor Schädlingen zu schützen, können Sie einen Pflanzenhut verwenden, der z.B. Schnecken abhält.

Jetzt können Sie die Setzlinge provisorisch auf das Beet platzieren, damit Sie sehen können, in welchem Abstand Sie die Löcher ausheben müssen. Haben Sie das erledigt, sollten Sie die Setzlinge vor dem Einpflanzen gut bewässern. Sie können auch den Pflanzenballen für einige Sekunden in Wasser setzen, bis keine Luftperlen mehr aufsteigen und die anhaftende Erde gut durchfeuchtet ist.

Graben Sie die Löcher so tief, dass anschließend der gesamte Wurzelballen gut bedeckt ist. In den ersten fünf Tagen sollten Sie die Pflanzen reichlich gießen, damit die Wurzeln sich erholen können und in der Erde gut anwachsen und sich weiter ausbreiten.

Oder Sie mischen ungedüngte Anzuchterde mit Bewurzelungspulver, alternativ gibt es spezielle Anzuchterde mit Bewurzelungsaktivatoren, wenn Sie die Setzlinge nicht in ein Beet setzen wollen. Füllen Sie die Erde in einen kleinen Blumentopf und stecken Sie den Setzling hinein.

Die Blätter sollten die Erde nicht berühren, da sie schnell faulen. Zur Förderung des Wachstums stülpt man eine transparente Plastikhaube über den Blumentopf und fixiert sie mit einem Gummiband. Den Steckling stellen Sie an einen hellen, warmen Platz. Lange und direkte Sonneneinstrahlung ist zu vermeiden.

Eingepflanzter Ableger der Grünlilie
Eingepflanzter Ableger der Grünlilie

4.2. Pflegetipps für Setzlinge

Die frisch gezogenen Setzlinge brauchen ausreichend Wasser, mögen aber keine nassen Füße, weshalb auf einen guten Ablauf des überschüssigen Wassers zu achten ist. Die Plastikhaube sollte mindestens einmal täglich gelüftet werden, um die Frischluftzufuhr sicherzustellen.

Je nach Pflanze dauert es circa drei bis vier Wochen, bis ein Steckling neue Wurzeln bildet. Sobald die Wurzeln den Großteil des Topfes einnehmen, aus der Erde herauswachsen oder die Wände des Torfpresstopfes durchwurzeln, ist es Zeit, die Jungpflanze umzutopfen. Dafür benötigen Sie normale Blumenerde und einen größeren Blumentopf. Die Zugabe von Dünger unterstützt das Wachstum.

Tipp: Wussten Sie, dass spezielle Pflanzenkombinationen als natürlicher Pflanzenschutz dienen? Säen Sie sogenannte Begleitkulturen, wie Senf und Spinat, zwischen den Setzlingen aus., denn das intensive Aroma dieser Pflanzen verjagt Schnecken und andere Schädlinge aus dem Gemüsebeet.

Ableger mit Wurzeln der Bananenpflanze
Ableger mit Wurzeln der Bananenpflanze

5. Ableger ziehen

Einige Pflanzen, wie die Grünlilie, werfen im Laufe der Zeit kleine Ableger, die mit der Mutterpflanze verbunden sind. In diesem Fall wartet man, bis die Jungpflanzen Blätter und kleine Wurzelansätze bilden. Sind diese sichtbar, können Sie sie nach der unten stehenden Anleitung in einen kleinen Topf vorziehen.

Sobald die Ableger eigene Wurzeln gebildet haben, wird die Verbindung zur Mutterpflanze abgeschnitten. Bei Pflanzen, die keine Ableger werfen, müssen Sie die Stecklinge schneiden.

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Bildnachweise: 'Stecklinge ziehen (Original Titel: Wandelröschen (Lantana camara))': von Maja Dumat(blumenbiene@Flickr), 'Fuchsienblueten': (Originalbild, 'Usambaraveilchen': von Scarletina(Morguefile.com) Copyright: [Scarletina / Morguefile.com], 'Dieffenbachia': von PENEBAR(Pixabay) Lizenz: [CC0 1.0], 'Kugel-Primel': von condesign(Pixabay) Lizenz: [CC0 1.0], 'Pelargonien-Steckling': (Pelargonien peltatum Steckling 2005-11-30, 'Ableger der Grünlilie (Grünlilie (Chlorophytum comosum ocean))': von Maja Dumat(blumenbiene@Flickr), 'Banane (Musa) Ableger': von Maja Dumat(blumenbiene@Flickr), 'Stecklinge ziehen (Original Titel: Wandelröschen (Lantana camara))': von Maja Dumat(blumenbiene@Flickr), 'Fuchsienblueten': (Originalbild, 'Usambaraveilchen': von Scarletina(Morguefile.com) Copyright: [Scarletina / Morguefile.com], 'Dieffenbachia': von PENEBAR(Pixabay) Lizenz: [CC0 1.0], 'Kugel-Primel': von condesign(Pixabay) Lizenz: [CC0 1.0], 'Pelargonien-Steckling': (Pelargonien peltatum Steckling 2005-11-30, 'Ableger der Grünlilie (Grünlilie (Chlorophytum comosum ocean))': von Maja Dumat(blumenbiene@Flickr), 'Banane (Musa) Ableger': von Maja Dumat(blumenbiene@Flickr), StockAdobe/ Petra Schueller (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)