Treppenlift selber einbauen: Geht das und was muss man beachten?
Teuer, teurer, Treppenlift: Bei teilweise fünfstelligen Beträgen, die lokale Treppenlift-Anbieter für Fahrmodul, Schienen und Lift-Einbau aufrufen, suchen Verbraucher natürlich nach Einsparpotential. Der versierte Heimwerker denkt sofort an den Einbau in Eigenregie. Wenn der Einbau des Treppenliftes auf der Rechnung fehlt, weil man den Lift selber montiert hat, stellt das eine relativ große Ersparnis dar. Aber kann man einen Treppenlift wirklich so ohne Weiteres selber montieren oder braucht man zwingend die Expertise eines Profis?

Treppenlift-Montage: selber machen oder Profi beauftragen?
Spricht man von einem Treppenlift, so meint man in der Regel ein ganzes System aus Fahrmodul, Antrieb, Schienensystem und Befestigung. Welche Komponenten passend sind, wird auf Basis der baulichen Gegebenheiten sowie den individuellen körperlichen Einschränkungen des Nutzers entschieden.
Rollstuhllifte verfügen beispielsweise über eine befahrbare Plattform. Wer nicht auf Mobilitätshilfen wie Rollstuhl oder Rollator angewiesen ist, macht mit dem klassischen und deutlich günstigeren Sitzlift alles richtig und spart viel Geld gegenüber der Montage eines Rollstuhlliftes.
Auch bei der Art der Befestigung eines Treppenliftes gibt es Unterschiede: z. B. zwischen Klemm-, Wand-, Wangen- und Harfenbefestigung. Bei letzterer bleiben die Treppenstufen weitgehend verschont. Wichtig bei der Planung ist, dass die notwendige Tragfähigkeit gewährleistet wird. Befestigung, Schienen (Einschienen- oder Doppelschienensystem) sowie Fahrmodul müssen also eine Einheit bilden und perfekt aufeinander abgestimmt sein.
Folgende Tabelle gibt eine Übersicht zu den Montage- und Befestigungsarten und ihre Vor- und Nachteile.
Befestigungsarten für Treppenlifte | |
Klemmbefestigung | Bei der Klemmbefestigung werden die Stützen für die Treppenlift-Schienen an Klemmen befestigt. Diese werden ganz einfach an den Treppenstufen verschraubt. Damit ist die Klemmbefestigung sehr Bausubstanz-schonend und insbesondere für Kragarmtreppen geeignet. |
Wandbefestigung | Eine Wandbefestigung wird direkt an der Wand verschraubt. Die dabei entstehenden Löcher lassen sich beim Rückbau relativ leicht ausbessern. Mit einem Winkel werden anschließend die Stützen der Führungsschienen an der Befestigung montiert. Auch hier bleiben die Treppenstufen unversehrt: Meist werden die Stützen lediglich auf die Stufen aufgestellt. Außerdem gibt es eine Variante ohne Stützen für sehr tragfähige Wände und / oder besonders leichte Lift-Konstruktionen. |
Stützen im Treppenauge | Die Stützen im Treppenauge eignen sich besonders für sehr enge Kurventreppen. Ein Anbohren der Stufen ist nicht notwendig. Damit ist diese Befestigungsart sehr Bausubstanz-schonend und entsprechend gut für Mietshäuser geeignet. |
Wangenbefestigung | Wie bei der Wandbefestigung lassen sich auch die durch eine Wangenbefestigung entstehenden Bohrlöcher leicht ausbessern. Die Stützen werden hierbei an den Innenseiten der Treppenstufen befestigt. |
Harfenbefestigung | Bei einer Harfenbefestigung stellt man die Stützen der Führungsschienen auf den Treppenstufen auf. Ein Anbohren ist nicht notwendig. Eine Klemme sorgt für die Befestigung an der Treppenharfe. |
Schienensystem als Kostentreiber
Lifte mit großen Plattformen sind naturgemäß teurer als Sitzlifte. Zudem muss man für die versiegelte Antriebselektronik von Außenliften etwas mehr Geld hinblättern als für vergleichbare Innenlifte.
Einen großen Anteil an den Endkosten haben außerdem die Schienen. Abgesehen von sehr kurzen geraden Treppen, sind diese immer Maßanfertigungen. Und hier gilt: Je aufwendiger, kurviger und länger, desto teurer.
Die Schienen sind übrigens auch der Grund, wieso Verbraucher mit gebrauchten Treppenliften nicht immer und in jedem Fall große Summen sparen. Vor allem beim Privatkauf lauert hier das sprichwörtliche Fass ohne Boden. Selbst bei der Miete kommt man um maßgefertigte Schienen nicht herum.
Schienensysteme | |
1-Schienen-System | Das Einschienensystem hat die geringste Tragfähigkeit und ist entsprechend für Sitzlifte geeignet, die eine geringe Last befördern können als beispielsweise Plattformlifte. |
2-Schienen-System | Die Schienen eines Zweischienensystems laufen parallel übereinander und gewährleisten eine erhöhte Tragfähigkeit – z. B. für Rollstuhllifte. |
Horizontal-Start | Beim Horizontal-Start verfügt das Schienensystem über einen waagerechten Anlauf. |
Finanzierungshilfen prüfen
Wer sich nach reiflicher Überlegung doch gegen den DIY-Einbau entscheidet, kann auch sparen ohne den Treppenlift selber einbauen zu müssen. Unabhängig vom Alter und Gesundheitszustand unterstützt die staatliche Förderbank KfW barrierefreie Umbaumaßnahmen mit einem zinsgünstigen Kredit von bis zu 50.000 Euro. Privatpersonen können alternativ dazu einen direkten Zuschuss in Höhe von bis zu 6.250 Euro pro Wohneinheit beantragen. Ferner ist die steuerliche Absetzbarkeit zu prüfen.
Beteiligt sich die Kranken- bzw. Pflegekasse an den Treppenlift-Kosten?
Menschen mit Pflegegrad haben Anspruch auf den sog. Zuschuss für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen. Hier beteiligt sich die Pflegekasse einmalig mit bis zu 4.000 Euro pro Person an entsprechenden Umbauten. Leben mehrere pflegebedürftige Personen im gleichen Haushalt, wird der Zuschuss höchsten viermal gewährt. Das entspricht einer maximalen Förderhöhe von 16.000 Euro.
Verändert sich der Pflegebedarf (Pflegegrad-Hochstufung), können Betroffene den Pflegekassenzuschuss im Einzelfall erneut beantragen.
Ein Kostenbeteiligung der Krankenkasse sowie eine direkte Beteiligung am Treppenlift-Kauf ist (bei den gesetzl. Kassen) ausgeschlossen, da Treppenlifte nicht als Pflegehilfsmittel gelten.
Treppenlift im Mehrfamilienhaus einbauen
Der rein prophylaktische Treppenlift-Einbau im Mehrfamilienhaus ist eine gute Möglichkeit, den Immobilienwert zu erhöhen und neue Mieter-Zielgruppen zu erschließen. Allerdings müssen sich alle Eigentümer einig sein, auch darüber, ob sie ein Treppenlift selber einbauen wollen oder ein Profi beauftragt werden soll. Auch die Kosten können nicht unbedingt auf die Mieter umgelegt werden – anders als bei der energetischen Sanierung durch moderne und nachhaltige Heizsysteme.
Mindestlaufbreite und Co

Wer ein Treppenlift selber bauen will, muss unbedingt auch baurechtliche Vorgaben beachten.
Zudem sind die baurechtlichen Anforderungen an Brandschutz und die Mindestlaufbreite der Treppe im Mehrfamilienhaus zu beachten. Gemäß der DIN 18065, welche Bestandteil der technischen Baubestimmungen der Länder ist, darf die Mindestlaufbreite von 100 cm bei einer notwendigen Treppe in Häusern mit zwei oder mehr Wohneinheiten trotz Treppenlift weder maßgeblich noch dauerhaft unterschritten werden. An einer zusätzlichen (nicht notwendigen) Treppen genügen 50 cm Mindestlaufbreite.
Selbst bei geraden Treppen kann deshalb eine kleine Kurve am Treppenaufgang sinnvoll sein, damit der Lift in der Parkposition keine Fluchtwege versperrt. Auch klappbare Sitze und Plattformen eignen sich, um Platz zu sparen.
Sicherheit als wichtiger Faktor
Mit einem TÜV-/GS-Siegel ist es nicht getan. Selbst der sicherste Treppenlift wird zur Gefahr, wenn beim Einbau geschlampt wird. Weil der Einbau nach Fertigung der Schienen durch Fachfirmen relativ schnell und unkompliziert durchgeführt werden kann, entfällt auf die reine Montage der geringste Teil der Gesamtkosten.
Ob sich der DIY-Treppenlift-Einbau wirklich rechnet, darf deshalb bezweifelt werden – vor allem, wenn man die vermeintliche Ersparnis nachher mit Sicherheit Einbußen bezahlt.
Außerdem müssen Fragen zur Gewährleistung und Garantie geklärt werden. Sollte bei der Montage in Eigenregie etwas kaputt gehen, bleibt man im Zweifel auf den Kosten sitzen.
Was kostet ein Treppenlift inklusive Einbau durch eine Fachfirma?
Lokale Treppenlift-Anbieter bzw. Vertriebspartner der großen Marken und Hersteller machen für gewöhnlich Komplettangebote inkl. Schienensystem und Montage. Die Preise starten bei rund 4.500 Euro für einen Sitzlift. Ein gebrauchtes Modell vom Händler ist (für gerade Treppen) ab rund 3.500 Euro inkl. Einbau zu haben. Ein Plattformlift für eine kurvige Treppen kann schnell 12.000 Euro oder mehr an Gesamtkosten verursachen.
Bildnachweise: © wittayayut - stock.adobe.com, © hikdaigaku86 - stock.adobe.com (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)
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