Boden & Fliesen

Fliesenkleber auftragen: Anleitung und Grundlagen beim Verlegen

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Über 60 Prozent der Fliesen und Platten werden am Boden verlegt und müssen besonderen Anforderungen genügen. Speziell für diese Ansprüche wurde ein Spezialkleber entwickelt – leicht verarbeitbar, hoch belastbar, frostsicher und umweltfreundlich.

Starke Temperaturschwankungen im Außenbereich, hohe Gewichtsbelastungen auf großen Bodenfliesen und Fußbodenheizung im Wohnraum erfordern spezielle Klebereigenschaften.

Beim Verlegen von Bodenfliesen gelten andere Regeln als bei Wandfliesen. Der Kleber ist meist kunststoffvergütet, mittelflexibel und je nach zugegebener Wassermenge von standfest bis fließfähig einstellbar.

Auf Heimwerker.de geben wir Ihnen nicht nur eine Anleitung, wie Sie Fliesenkleber aufbringen, sondern geben Ihnen auch eine Kaufberatung zu den verschiedenen Fliesenkleber-Typen, damit Sie den richtigen Kleber für Ihr Projekt kaufen können.

1. Der richtige Untergrund für Fliesenkleber: Stabil und tragfähig

Mit den richtigen Eigenschaften und der richtigen Vorbereitung, kann fast jeder Untergrund gefliest werden. Wichtig ist, dass er tragfähig ist und nicht federt oder in anderer Art seine Form verändern kann. Es sollte bedacht werden, dass Fliesen hart sind und eine spröde Oberfläche ergeben.

Bewegt sich der Untergrund, können diese Bewegungen nur minimal durch den Einsatz von flexiblen Fliesenkleber und Fugenmörtel ausgeglichen werden. Bei stärkeren Bewegungen werden Fugen reißen und die Fließen platzen. Sind keine Bewegungen zu befürchten, kann der Untergrund auch gefliest werden.

2. Einteilung der Fliesenkleber: Den richtigen FLiesenkleber finden

Je nach Anwendung des Fliesenklebers, Untergrund und geforderten Eigenschaften, werden Fliesenkleber in drei unterschiedliche Gruppen aufgeteilt und gekennzeichnet.

2.1. Zementäre Fliesenkleber

Flexibler Fliesenkleber eignet sich für die Verlegung auf einfachen Untergründen, wie Estrich, Putz oder Beton.

Der Zementkleber oder Dünnbettmörtel ist der gebräuchliste Fliesenkleber im Heimwerkerbereich. Er enthält einen großen Anteil an Zement und wird zur Verarbeitung nur gut mit Wasser vermischt.

Er eignet sich für die Verlegung auf einfachen Untergründen, wie Estrich, Putz oder Beton. Damit ist er die optimale Wahl bei üblichen Ausbau- und Renovierungsmaßnahmen.

Bei der Bezeichnung wird zwischen C1 und C2 unterschieden. Diese Zahl sagt etwas über die Haftfestigkeit aus. Sie wird unter verschiedenen Bedingungen, wie Wärme, Nässe oder Temperaturwechsel geprüft.

Während C1-Kleber überall eine Mindesthaftfestigkeit von 0,5 N/mm² vorweisen müssen, wird bei C2-Klebern 1 N/mm² gefordert.

2.2. Flexibler Dünnbettmörtel

Der flexible Dünnbettkleber oder auch Flexkleber genannt, bildet eine Sonderform der Zementkleber. Durch Zugabe von Kunststoffen wird auch im ausgehärtetem Zustand eine gewisse Flexibilität erreicht. Daher wird er dort eingesetzt, wo leichte Bewegungen zu erwarten sind.

Dieses können wärmebedingte Ausdehnungen bei einer Fußbodenheizung oder wetterbedingte Temperaturänderung im Freien sein. Auch bei leicht arbeitenden Untergründen, wie Gipskarton oder Faserzementplatten kommt Flexkleber zum Einsatz.

Tipp: Der flexible Dünnbettmörtel wird in zwei Klassen eingeteilt, welche mit S1 und S2 leichte und stärkere Flexibilität angeben.

2.3. Dispersionskleber

Besondere Eigenschaften von Fliesenkleber

Auf verschiedenen Fliesenklebern finden Sie mitunter auch die Buchstaben F, T und E. Diese stehen jeweils für Fast setting (schnelles Abbinden), Thixotrop (geringes Verrutschen) und E – Extended open time (lange offen).

Dispersionskleber sind fertige Kleber, welche nicht erst gemischt werden müssen und durch Trocknung von gelösten Kunststoffen abbinden. Sie weisen auch auf glatten Oberflächen eine hohe Klebekraft auf und verbinden diese mit einer sehr guten Flexibilität.

Daher finden diese Fliesenkleber Anwendung vor allem auf Untergründen, wie Hartschaum- und Gipskartonplatten. Nachteilig ist allerdings die längere Abbindezeit. Dadurch müssen feuchtigkeitsempfindliche Untergründe vorbehandelt und gegen ein Aufweichen geschützt werden.

Ebenso finden Dispersionskleber nur bei dem Fliesen von Wänden ihren Einsatz, da die längere Abbindung eine weitere Bearbeitung verzögert. Aufgrund ihrer Frostempfindlichkeit, können Dispersionskleber nicht im Außenbereich eingesetzt werden.

Diepersionskleber werden nach ihrer Scherfestigkeit in D1 und D2 unterschieden. D2-Kleber weisen auch bei erhöhter Temperatur und Feuchtigkeit eine höhere Scherfestigkeit auf.

2.4. Reaktionsharzklebstoffe

Reaktionsharzklebstoffe sind Zweikomponentenkleber auf Epoxidharz- oder Polyurethanbasis. Sie reagieren und härten durch das Vermischen zweier Komponenten aus.

Dabei bilden sie einen hochflexiblen und auch gegen viele Chemikalien resistenten Klebstoff, der zusätzlich auf sehr glatten Oberflächen, wie Glas oder Stahl, eine gute Haftung findet. Anforderungen, die im privaten Bereich selten gefordert sind.

Mit der richtigen Verfugung bilden sie aber eine absolut wasserdichte, flexible und chemikalienresistente Oberfläche, die in Laboren, Großküchen oder anderen gewerblich genutzten Räumen ihre Anwendung findet.

Tipp: Wie Dispersions- und Zementkleber, werden auch Reaktionsharzkleber in unterschiedliche Klassen unterteilt. R1 und R2 geben mittlere und gehobenere Scherfestigkeit an.

3. Bevor Sie Fliesenkleber aufbringen: Die richtige Untergrundbehandlung

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Damit die Fliesen später gut halten, ist eine richtige Untergrundbehandlung zwingend notwendig.

Feuchtigkeit – ob im Innen- oder Außenbereich – ist der häufigste Verursacher von Schädigungen der Wand- und Bodenbeläge sowie der darunter liegenden Untergründe.

Gerade in Nassräumen ist ein geeignetes Abdichtsystem erforderlich, um empfindliche Untergründe dauerhaft vor Feuchtigkeit zu schützen.

Bei stark saugenden und nicht saugenden Untergründen ist vor der Abdichtung eine Grundierung erforderlich. Der Tiefengrund verfestigt den Untergrund, verringert die Saugfähigkeit und gleicht unterschiedlich starkes Saugverhalten aus.

Fliesengrund verschließt die Poren eines saugenden Untergrundes. Dies gilt nicht nur für Porenbeton, sondern ebenso für Untergründe, wie Hochlochziegel, Leichtziegel oder Estrich. Darüber hinaus eignet sich Fliesengrund auch als „Aufbrennschutz“ vor dem Auftrag von Gips-, Kalk- und Zementputzen.

Untergrund Vorarbeiten Grundierung Kleber
Beton/Betonfertigteile (älter als 6 Monate) Reinigen und lose Teile entfernen Tiefengrund Zementäre Dünnbettmörtel, Dispersionskleber
Gips-, Kalk-, Zementputze Einlagiger Putz min. 10 mm dick, Feuchtigkeitsgehalt max. 1 %, ebene Oberfläche nicht geglättet Tiefengrund Zementäre Dünnbettmörtel, Dispersionskleber
Gips, Gipsfaserplatten Reinigen Tiefengrund Zementäre Dünnbettmörtel, Dispersionskleber
Gas-/Porenbeton Reinigen und lose Teile entfernen Haftemulsion Flexkleber, andere zementäre Dünnbettmörtel mit Elastzugabe, hochwertige Dispersionskleber
Alte Fliesenbeläge Seifen-, Fett-, Wachsrückstände mit Intensivreinigern entfernen, evtl. gesamte Wandfläche mit etwas Kleber vorspachteln – trocknen lassen Betonkontakt – zementäre Dünnbettmörtel, hochwertige Dispersionskleber – ohne Grundierung Flexkleber, andere zementäre Dünnbettmörtel mit Elastzugabe, hochwertige Dispersionskleber
Betonböden/Fertigbetonteile Reinigen und lose Teile entfernen Tiefengrund Zementäre Dünn-, Mittelbettmörtel
Zementestriche/Fließestriche Reinigen und lose Teile entfernen Tiefengrund Zementäre Dünn-, Mittelbettmörtel
Trockenunterboden Reinigen und lose Teile entfernen Tiefengrund Flexkleber, andere zementäre Dünn und Mittelbettmörtel mit Elastzugabe

Hinweis: Grundsätzlich können Fliesen auf fast jedem Untergrund im Dünnbett-Verfahren verlegt werden, egal ob es sich um Estriche, Beton, Holzdielen, Spanplatten oder alte Fliesen handelt. Voraussetzung ist jedoch immer ein ebener, tragfähiger Untergrund, der keine durchgehenden Risse aufweist. Außerdem muss er frei von Stoffen, wie Fett, Staub, Ausblühungen und anderen losen Bestandteilen sein, die eine Haftung des Klebers beeinträchtigen.

4. Heimwerker.de beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Thema „Fliesenkleber auftragen“

4.1. Welche Werkzeuge zum Fliesenkleber auftragen brauche ich?

Die Werkzeuge zum Fliesenkleber auftragen sind überschaubar und meist günstig zu erwerben. Sie benötigen:

  • Zahnspachtel oder Zahnkelle: Werkzeug, um Fliesenkleber richtig an Wand oder Boden zu verteilen
  • Kelle: Wird genutzt, um den Fliesenkleber aufzutragen, bevor er mit der Zahnkelle verteilt wird
  • Eimer und Rührgerät: Werkzeuge, um Fliesenkleber anrühren zu können
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4.2. Wie groß muss mein Zahnspachtel sein und wie viel Fliesenkleber muss ich auftragen?

Je nach Fliesengröße, richtet sich die Größe der Zahnkelle. Während bei kleinen Mosaikfliesen eine sehr kleine Zahnung zum Einsatz kommt, benötigen gerade moderne großformatige Fliesen eine Zahnung bis zu 10 mm.

Bei einer großen Zahnung wird auch mehr Fliesenkleber aufgetragen und der Verbrauch kann sich deutlich erhöhen. Viele Hersteller geben dazu einen Richtwert auf der Verpackung an. Dieser kann durch unterschiedliche Haltung der Zahnkelle allerdings abweichen. Wir geben Ihnen hier eine grobe Angabe, damit Sie Ihren Fliesenkleber berechnen können:

Kantenlänge der Fliese empfohlene Zahngröße durchschnittlicher Verbrauch
bis 50 mm 3 mm 1,5 kg/m2
50 mm bis 100 mm 4 mm 1,8 kg/m2
101 mm bis 200 mm 6 mm 2,2 kg/m2
201 mm bis 250 mm 8 mm 3,0 kg/m2
251 mm bis 500 mm 10 mm 3,7 kg/m2
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4.3. Welche Möglichkeiten gibt es Fliesenkleber aufzutragen?

Für as Auftragen von Fliesenkleber stehen Ihnen drei Möglichkeiten zur Verfügen:

  1. Floating: Der Fliesenkleber wird mit der Zahnkelle auf den Untergrund aufgetragen, die Fliese wird anschließend eingedrückt
  2. Buttering: Der Fliesenkleber wird auf die Rückseite der Fliese aufgetragen und dann an die Wand gedrückt
  3. Floating und Buttering kombiniert: Für Fliesenkleber auftragen im Außenbereich. Grobe Keramik und Natursteine wird sowohl auf der Wand als auch auf der Rückseite der Fliese Kleber angebracht
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4.4. Mit welcher Dicke muss ich Fliesenkleber auftragen?

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Beim Dickbettverfahren wird der Kleber mit einer Stärke von 15 mm an der Wand aufgetragen

Mit welcher Stärke Fliesenkleber aufgetragen wird, ist davon abhängig, ob Sie im Dünnbett- oder Dickbettverfahren arbeiten. Für ein Dickbettverfahren auf Wandputz oder Betonsteinwänden sollte die Schicht etwa 15 mm dick sein. Auf Böden mit 20 mm etwas dicker.

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4.5. In welche Richtung wird Fliesenkleber aufgetragen?

In welche Richtung Sie den Fliesenkleber aufspachteln, ist prinzipiell nicht relevant. Haben Sie den Kleber aufgetragen, sollten Sie Ihn nun waagerecht mit der Zahnkelle durchkämmen, damit eine wellige Oberfläche entsteht.

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4.6 Kann ich Fliesenkleber auf Fliesen auftragen?

Es ist durchaus möglich, Fliesenkleber auf Fliesen aufzutragen und darüber neue Fliesen zu verlegen. Vorher sollten Sie allerdings Seifen-, Fett-, Wachsrückstände mit Intensivreinigern entfernen und eventuell die gesamte Wandfläche mit etwas Kleber vorspachteln. Arbeiten Sie mit einem hochwertigen Dispersionskleber benötigen Sie keine Grundierung.

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4.7. Wie kann man Fliesenkleber entfernen?

Viele Fliesenkleber lassen Sich nur mit Werkzeugen wieder von Böden und Wänden entfernen. Eine einfache Methode ist die Verwendung von Hammer und Meißel. Dies ist aber meist zeitaufwändig und benötigt viel Kraft, außerdem besteht die Gefahr, den Untergrund dabei zu beschädigen.

Sinnvoller ist die Arbeit mit einer Sanierungsfräse mit Diamantschleiftopf, da Sie auch auf großen Flächen effektiv arbeiten. Wenn Sie dieses Gerät nur für eine einmalige Arbeit benätigen, können Sie es sich in den meisten Baumärkten auch ausleihen.

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