Bauen & Renovieren

Rohr biegen – Infos, 6 Tipps und eine Anleitung

  • Beim Restaurieren und Bauen fallen immer wieder Rohre an, die gebogen werden müssen. Sei es für Wasserleitungen, Handläufe oder Geländer. Auch beim Restaurieren von Oldtimern müssen oft gebogene Rohre selbst angefertigt werden.
  • Kupferrohre mit geringen Durchmessern lassen sich recht einfach biegen, andere Metalle und größere Durchmesser stellen teilweise eine echte Herausforderung dar.
  • Durch Erhitzen lassen sich Stahlrohre leichter verformen. Größere Radien sind einfacher herzustellen.

Rohr biegen mit Biegegerät

Das Rohr unbedingt füllen!

Vor dem Biegen muss das Rohr vollständig mit trockenem Sand gefüllt werden, der stark verdichtet wird. Sie brauchen Stopfen zum Verschließen des Rohres an beiden Enden. Hierfür eignen sich Holzstopfen, die selbst hergestellt werden, oder handelsübliche Stopfen.

Wer ein Rohr biegen möchte, kann verschiedene Techniken anwenden. Dabei ist es wichtig, das Material zu kennen und dessen Eigenschaften zu berücksichtigen.

Rohre können kalt oder warm gebogen werden; mithilfe eines Rohrbiegegeräts, spezieller Werkzeuge oder anderer Hilfmittel.

Kupferrohre oder auch Rohre aus Aluminium sind relativ weich und leicht zu biegen, während Edelstahlrohre mit entsprechender Materialstärke und größerem Durchmesser durchaus eine Herausforderung darstellen können.

1. Rohr biegen – Maschinen und Werkzeuge im Überblick

Werkzeug Funktion
Biegefedern
  • werden über das Rohr geschoben und per Hand gebogen
  • eigene Feder für jeden Durchmesser
  • praktisch bei dünnen Kupfer- oder Alurohren
  • Biegeradius muss nicht allzu exakt sein
Rohrbiegezange
  • auch Rohrbieger oder Handbiegewerkzeug genannt
  • anwendbar bei dünnen Rohren
  • Häufigster Einsatz: weiche Kupferrohre mit geringen Durchmessern biegen
Rohrbiegemaschine
  • Für größere Durchmesser geeignet
  • eignet sich zum Biegen von Stahlrohren

Entsprechende Aufsätze für verschiedene Durchmesser gehören zum Gerät. Es gibt mechanische, hydraulische und elektrische Rohrbiegegeräte und -maschinen. Elektrische Rohrbiegemaschinen sind jedoch relativ teuer und für den Heimwerker meist überdimensioniert.

2. Welche Rohre lassen sich selber biegen?

In den meisten Fällen können dünnwandige Rohre mit geringen Durchmessern gut selbst gebogen werden. Mit einfachen Biegegeräten auch etwas größere Rohrdurchmesser bzw., dickwandigere Rohre.

Allerdings verhalten sich unterschiedliche Legierungen sehr verschieden, sodass auf jeden Fall ein Versuch mit einem Teststück zu empfehlen ist.

Im Zweifel können Sie sich Rohre jederzeit in einer Lohnbiegerei und auch in mancher Schlosserei für vergleichsweise geringe Kosten biegen lassen.

Die Anschaffung teurer Spezialwerkzeuge oder Maschinen lohnt sich nur, wenn Sie häufiger mit Metall heimwerken. Beispielsweise bei der Restaurierung von historischen Fahrzeugen u. ä.

  • Biegefedern auf Amazon.de ansehen »

3. Rohrlänge bestimmen

Rechnerisch wird die Rohrlänge entlang der Rohrmitte bestimmt, da ein Rohr bei einer Biegung außen gestreckt und innen gestaucht wird.

Zum Einsatz kommen für die Krümmungen normale Kreisberechnungsformeln. Dazu werden alle geraden Teilstrecken addiert.

Rohr biegen – Rohr berechnen

Die Grafik zeigt die im Beispiel angestellte Berechnung.

Beispiel:

Ein Rohr mit 2 cm Durchmesser wird 90 Grad gebogen und soll an beiden Seiten je 30 cm gerades Rohr haben.

Die Biegung beschreibt also einen Viertelkreis. Die Krümmung fängt innerhalb eines rechten Winkels bei 12 cm an.

Daraus ergibt sich ein Radius von 11 cm (Rohrmitte) und ein Durchmesser von 22 cm. Da es nur ein Viertelkreis ist wird durch 4 geteilt.

Länge 1 + Länge 2 (Durchmesser x ? : 4) + Länge 3 = Rohrlänge

30 + (22 x 3,1415 : 4) + 30 cm = 77,2782 cm

Tipp: Sie können das Maß auch mittels einer Schnur in etwa ausmessen. In jedem Fall sollten Sie lieber ein paar Zentimeter zusätzlich nehmen und hinterher kürzen, als die Rohrlänge zu knapp zu berechnen.

4. Rohre biegen mit Biegemaschine

Biegemaschinen und Rohr-Biege-Geräte gibt es in vielen Ausfertigungen, von daher ist die dem Gerät beiliegende Anleitung im Zweifel die beste Quelle.

Wie es gelingt, ein Vierkantrohr mit einem hydraulischen Biegegerät zu biegen, haben wir Ihnen zur Veranschaulichung hier bildlich dargestellt.

5. Anleitung: Vierkantrohr biegen

Rechteckhohlprofile lassen sich – wenn überhaupt –nur in großen Radien und bei geringer Wandstärke selbst biegen. Häufig bietet sich eher das Schweißen oder Verbinden mit speziellen Verbindungsstücken an. Wie immer wird das Rohr auf jeden Fall zunächst mit Sand gefüllt und dann am besten um einen runden Holzklotz langsam herumgebogen. Bei gut erhitzbarem Material ist ein Erhitzen bis es rot glühend ist, auf jeden Fall empfehlenswert.

Rohr biegen – richtige Biegeform einsetzen

1. Die richtige Biegeform auf die Halterung des Hubzylinders setzen.

Rohr biegen – Das Ventil wird gedreht bis es geschlossen ist.

2. Das Ventil im Uhrzeigersinn drehen bis es geschlossen ist.

Rohr biegen – das Rohr zwischen die Biegeform und die Walzen schieben

3. Das Rohr zwischen die Biegeform und die Walzen schieben.

Rohr biegen – mit dem Hebel wird der Zylinder hochgepumpt.

4. Mit dem Hebel den Hubzylinder nach oben pumpen für die gewünschte Biegung.

Rohr biegen – das Ventil wird geöffnet

5. Das Ventil gegen den Uhrzeigersinn drehen zum Öffnen.

Rohr biegen – gebogenes Rohr wurde entnommen.

6. Walze lösen und das gebogene Rohr entnehmen. Fertig.

Tipp: Nehmen Sie sich zunächst ein Probestück und bearbeiten Sie es in der gewünschten Weise. Wenn dabei nichts bricht oder reißt, kann es gelingen. Allerdings ist in vielen Fällen eine andere Verbindung oder der Gang zu einer Lohnbiegerei die bessere Lösung.

6. Wie kann ich ein Rohr biegen ohne Rohrbiegemaschine?

Rohr biegen – zuvor wird das Rohr mit Sand befüllt.

Vor dem Biegen wird das Rohr mit Sand befüllt.

Auch beim Biegen ohne spezielles Gerät sollte ein Rohr im Vorfeld mit Sand gefüllt werden. Dadurch wird ein Abknicken oder starkes Verformen des Durchmessers verhindert.

Womit und wie kann man ein Rohr biegen? Als Werkzeug eignen sich beispielsweise ein entsprechend großer Schraubstock zum Festhalten und ein dickeres Rohr, das über das zu biegende Rohr geschoben und als Hebel benutzt wird.

Meist ist es am besten eine Matrize oder einen runden Gegenstand in passender Größe zu nutzen, um den das Rohr herumgebogen wird. Matrizen lassen sich selbst herstellen, häufig reicht auch ein bereits vorhandener Gegenstand, wie etwa ein runder Pfahl, ein stabiler Metalleimer oder eine alte Felge.

  1. Das Rohr lässt sich durch Hitze (Lötlampe, Schweißgerät, Bunsenbrenner) leichter formbar machen, dabei ist jedoch Vorsicht geboten. Außerdem entstehen dabei beispielsweise bei Edelstahl unschöne Verfärbungen, die mühsam wieder entfernt werden müssen (s. u. »Häufige Fragen«).
  2. Für die meisten Stähle kommen ca. 800°, für Aluminium je nach Legierung 250 bis 400° in Betracht. Kupfer braucht in der Regel nicht erhitzt zu werden, wenn doch, dann vorsichtig.
  3. Das Metall nach dem Erhitzen kurz in kaltem Wasser abkühlen, bevor es gebogen wird. Nach dem Biegen in Ruhe auskühlen lassen. Bedenken Sie jedoch, dass ein Rohr beim Biegen – insbesondere beim Heißbiegen – immer etwas von seiner ursprünglichen Stabilität verliert.
  4. Für geringe Wandstärken und Durchmesser reicht bei den meisten Metallen ebenfalls bloße Muskelkraft – insbesondere auch bei Aluminium, wenn die Radien nicht zu eng sind.
  5. Die Biegeradien sind besonders wichtig, bei der Entscheidung, ob ein Rohr selbst gebogen werden kann oder nicht. Viele Materialien lassen relativ große Radien zu.
  6. Je kleiner der Radius umso schwieriger das Rohrbiegen ohne Risse. (Herstellerangabe beispielsweise von Ermeto: Rohr biegen bis 3 x Rohraußendurchmesser als Radius oder größer.)

Tipp: Um den Winkel zu kontrollieren, können Sie eine Schmiege benutzen, oder sich im Vorfeld eine Skizze machen, auf die das Rohr zur Kontrolle immer wieder aufgelegt werden kann. Soll es 90 Grad werden, so reicht schon ein einfacher Winkel zur Kontrolle.

7. Rohr biegen – großer Radius

Für große Radien ist eine Biegeschablone die beste Lösung. Vielfach eignen sich alltägliche Gegenstände wie ein Metalleimer, eine Tonne oder Holzklotz.

Doch auch bei großen Radien sollte das Rohr in jedem Fall mit Sand gefüllt sein, da die Gefahr des Knickens auch bei größeren Radien besteht.

Muss der Radius eine ganz bestimmte Größe haben, lässt sich eine Schablone auch aus einer Holzplatte passend aussägen. Je nach Material wird es unter Umständen notwendig, den Radius noch etwas zu verkleinern, um das Zurückfedern des Materials zu kompensieren.

8. Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema: Wie kann man ein Rohr biegen?

8.1. Wie biegt man ein Alurohr?

Bei einem Alurohr genauso vorgehen, wie bei anderen Rohren, also füllen, verschließen, gegebenenfalls erhitzen, abkühlen und biegen. Für Alurohre eignen sich Biegefedern gut – allerdings müssen sie genau den richtigen Durchmesser haben.

» Mehr Informationen

8.2. Was ist Dornbiegen?

Dabei handelt es sich um ein Spezialverfahren (auch Rotationszugbiegen genannt), bei dem das Rohr auf einen Dorn geschoben wird, der verhindert, dass sich das Rohr innen verformt. Zwischen Biegerolle und Klemmvorrichtung wird das Rohr vom Dorn herunter um eine Form gebogen.

Diese muss für jedes Produkt speziell angefertigt werden. Von daher ist es ein industrielles Verfahren, das sich nur ab einer gewissen Stückzahl lohnt.

» Mehr Informationen

8.3. Hydraulikrohr biegen?

Ein Hydraulikrohr lässt sich ebenso biegen wir alle anderen Rohre. Allerdings ist es besonders wichtig, dass das Material seine Stabilität behält, um verlässlich Druck standzuhalten.

Von daher ist sowohl auf die Qualität des Materials als auch auf vernünftiges Werkzeug Wert zu legen. Am besten eignet sich Kaltbiegen, da einmal erhitztes Metall nicht zu seiner ursprünglichen Härte auskühlt.

Biegeaufsätze und Matrizen sollten passgenau sein. Im Zweifel lieber dem Fachmann überlassen.

» Mehr Informationen

8.4. Rohre biegen lassen?

Eine Lohnbiegerei finden Sie im Internet unter diesem Suchbegriff oder auch unter Biegeservice. Erkundigen Sie sich auch bei einem örtlichen Metallbearbeiter, ob diese Leistung angeboten wird oder ob es einen fachmännischen Tipp zu einer Lohnbiegerei in Ihrer Nähe gibt.

Teilweise können auch bereits gebogene Rohre eingekauft werden.

» Mehr Informationen

8.5. Wie die Verfärbungen vom Erhitzen entfernen?

Besonders bei Edelstahlrohren lässt sich das Erhitzen oft nicht verhindern. Das bedeutet, es bleiben unschöne Verfärbungen zurück.

Diese werden mit 1200er Schleifpapier und Metallpolitur abgeschliffen und anschließend wegpoliert.

» Mehr Informationen

8.6. Verzinktes Rohr biegen? Verchromtes Rohr biegen?

In beiden Fällen ist mit einer Beschädigung der Beschichtung zu rechnen. Von daher sollten Sie sich bei einem entsprechenden Bedarf an einen Fachbetrieb wenden.

Dort wird das Rohr zuerst gebogen und danach verzinkt oder verchromt.

» Mehr Informationen

Bildnachweise: alle Fotos und Grafiken von VGL/Christiane Baldwin (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)