Strom & Elektroinstallation

Das Jackery Navi 2000 im Test

Ein Ratgeber aus der heimwerker.de Redaktion

  • Die Energiepreise steigen ins Unermessliche und jeder muss zusehen, wie er sparsam mit der Energie umgeht und/oder seine eigene Energie produziert. Große Photovoltaikanlagen kosten allerdings viel Geld und nicht jeder hat die Möglichkeit, eine solche bei sich installieren zu lassen. Das Zauberwort heißt daher Balkonkraftwerk.
  • Auch wenn das Wort Balkonkraftwerk mächtig klingt, heißt das noch lange nicht, dass es ebenso groß und mächtig sein muss. Je nach Budget gibt es kleinere und größere Balkonkraftwerke, mit oder ohne Speicher.
  • Kostenintensiv wird es meist erst, wenn große Batterien (Speicher) zum Einsatz kommen.
    Diese bringen jedoch enorme Vorteile mit sich. So kann die selbst getankte Energie dann eingesetzt werden, wann sie benötigt wird und solche Speicher sind oft auch als unterbrechungsfreie Energieversorgung bei Stromausfall nutzbar.

jackery navi 2000 balkonkraftwerk im test

Das Balkonkraftwerk Jackery Navi 2000 versteht sich in Kombination mit seinen Solarpanels als Komplettpaket und verspricht eine besonders einfache Installation. Zumindest dann, wenn der passende Balkon zur Verfügung steht.

1. Flexible Solarpanels für eine einfache installation

Möglich ist der Anschluss von bis zu vier Solarpanels mit einer maximalen Leistung von 800 Watt. Das ist nicht nur technisch bedingt, sondern eine Vorgabe des Gesetzgebers. Mehr sind für Mini-PV-Anlagen nicht erlaubt.

Die Solarpanels selbst sind etwa 1 x 1,2 m groß und in einem gewissen Rahmen flexibel. Das heißt, sie können auch leicht gebogen montiert werden.

Zur Montage kommen Edelstahlseile mit Seilspanner zum Einsatz, die die Montage an einem Balkongeländer gestatten. Dabei muss nichts gebohrt werden und es werden auch keine weiteren Hilfsmittel zur Montage benötigt.

solarpaneele des balkonkraftwerks jackery navi 2000 im test

Zum Test wurden zwei Gestelle gebaut, auf denen die Solarpanels befestigt wurden.

Da uns beim Test kein passender Balkon zur Verfügung stand, haben wir aus Dachlatten zwei Gestelle gebaut, auf denen die Solarpanels befestigt wurden. Dadurch ergab sich auch eine bessere Ausrichtung zur Sonne.

Die Gestelle wurden nach Süden ausgerichtet und gestatten einen Sonneneinfall von etwa 8:00 bis 17:00 Uhr. Besser ist eine Ausrichtung ohne erhöhte Montage kaum möglich.

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Die Ausrichtung erfolgt nach Süden, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen.

2. Balkonkraftwerk Navi 2000 – Das Herzstück

Bei Balkonkraftwerken geht es nur bedingt um ein gutes Aussehen und auch das Jackery Navi 200 zeigt sich in einem schlichten Grau. Abgerundete Ecken sorgen für mehr Stabilität und eingelassene Griffmulden ermöglichen den „einfachen“ Transport. Sofern man bei 28,8 kg von einfach sprechen kann.

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Zur Bedienung am Gerät stehen lediglich 3 Tasten zur Verfügung.

Auffällig ist, dass es kein Display und lediglich 3 Tasten mit kleinen LEDs gibt. Daher ist am Gerät selbst nur eine notdürftige Bedienung möglich, die sich auf an/aus, Moduswahl und AC-Ausgang an/aus beschränkt. Für alle anderen Einstellungen wird die App und ein Smartphone oder Tablet benötigt.

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Die vier Solarpanels werden paarweise mit den vier Anschlüssen verbunden.

An Anschlüssen stehen dafür mehr zur Verfügung. Da wären beispielsweise auf der linken Seite vier Anschlüsse für die Solarpanels, der Netzanschluss (bidirektional), ein DC- und ein 230 V AC Anschluss.

Damit könnte das Navi 2000 rein theoretisch auch als mobile Powerstation genutzt werden.

Aufgrund der Größe und des Gewichtes sollte sich das aber auf Wohnmobile beschränken und genau dafür liegt ein passendes KFZ-Ladekabel bei.

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Zur direkten Nutzung steht eine Steckdose mit max. 1200 Watt zur Verfügung.

3. 2000 Wh – leider nicht wirklich

Bei Balkonkraftwerken mit Speicher wird immer eine Speicherkapazität in Wh (Wattstunden) angegeben. Beim Jackery Navi 2000 sollen das laut Hersteller 2000 Wh sein. Allerdings gibt es da ein ganz großes ABER!

Die 2000 Wh sind sicher vorhanden, können jedoch nicht in vollem Umfang genutzt werden. Auf der einen Seite verbleibt immer ein vorgegebener Prozentsatz als Reserve im Akku, um diesen nicht zu schädigen und eine weitere Funktion zu gewährleisten.

Dazu laufen bei Bedarf Lüfter, benötigt die Steuerung Energie, bleibt das Balkonkraftwerk per WLAN verbunden und vor allem verbraucht der Wandler, der aus dem gespeicherten Gleichstrom den 230 Volt Wechselstrom macht, ebenso Energie. Also auch wenn die 2000 Wh sicher richtig sind, sind sie niemals zu 100 % nutzbar.

jackery-navi-2000-balkonkraftwerk-energieabgabe wird mittels oelradiator getestet

Mit einem Ölradiator (1300 Watt) wurde die Energieabgabe überprüft.

Aber wie viel ist nun nutzbar? Um das zu testen, haben wir den Akku auf eine Nutzung von 5 bis 100% eingestellt, ihn einmal komplett geladen und am 230 V Anschluss den Ölradiator der Werkstatt angeschlossen. Davor kommt noch ein Energiekostenmessgerät, welches uns anzeigt, was tatsächlich abgegeben wurde.

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Knapp eine Stunde kann die Heizung mit etwa 1300 Watt genutzt werden.

Nach nicht ganz einer Stunde schaltet sich das Jackery Navi 2000 ab und das Messgerät zeigt eine Abgabe von rund 1200 Wh an. Das ist dann doch schon ein ganzes Stück weit weg von 2000 Wh. Aber damit muss man in den meisten Fällen leben.

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Etwa 1200 Wh wurden dabei abgegeben.

4. Speichern heißt immer Verlust

Dass eine 250 GB Festplatte keine 250 GB bietet und eine Akku nicht so viel abgeben kann wie er zu speichern vermag, sollte jedem klar sein. Wichtiger ist daher die Frage, wie effektiv die Energie gespeichert wird. Das heißt, wenn wir einen Akku mit 2000 Wh laden, wie viel kann davon wieder genutzt werden?

Für diesen Test haben wir den gerade geleerten Akku genutzt, der 1187 Wh abgegeben hat. Dieser wird erneut über das Stromnetz geladen und dasselbe Energiekosten-Messgerät misst die benötigte Energie.

Nach nicht ganz zwei Stunden ist der Akku wieder auf 100 % und das Messgerät zeigt 1593 Wh. Das bedeutet, zwischen einer Akkuladung und Akkunutzung liegen etwa 26 % Verlust.

Das klingt nach viel, ist es aber nicht und bewegt sich im absolut normalen Rahmen. Tests verschiedener Balkonkraftwerke offenbarten Verluste von bis zu 40 % und mehr.

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Um 1200 Wh nutzen zu können, müssen 1600 Wh aufgeladen werden.

Video: Laborergebnisse zum Batteriespeicher-Verlust

Trotz des Verlustes kann der Speicher aber durchaus Sinn machen. Ein Balkonkraftwerk darf nämlich nur so viel Energie ins Netz einspeisen, wie gerade im Haushalt verbraucht wird. Liegt die gewonnene Energie über dem Eigenbedarf, verpufft sie und wird dem Netzbetreiber geschenkt. Das passiert vor allem dann, wenn man tagsüber das Haus verlässt und es nur kleine Verbraucher gibt, die weiterhin laufen.

Mit einem Speicher kann diese zu viel produzierte Energie gespeichert und am Abend oder nachts genutzt werden, wenn das Balkonkraftwerk keine Energie gewinnt.

Dazu kann der Speicher bei Stromausfällen helfen, wenigstens den Kühlschrank weiterhin zu betreiben, oder die elektrischen Rollläden zu öffnen.

Dagegen steht allerdings, dass Balkonkraftwerke mit Speicher deutlich teurer sind und einen höheren eigenen Energiebedarf haben. Die Amortisierung dauert daher meist länger als bei Balkonkraftwerken ohne Speicher.

5. Jackery mit überraschend guten Solarmodulen

Wenn ein Hersteller damit wirbt, dass seine Solarmodule bis zu 200 Watt liefern, muss man leider oft davon ausgehen, dass diese Leistung nur im Hochsommer und lotrechter Sonneneinstrahlung erreicht wird.

Umso überraschter waren wir bei der ersten Installation des Balkonkraftwerkes Jackery Navi 2000. Ohne auf eine korrekte Ausrichtung zu achten, erreichten die Solarmodule fast 800 Watt.

Inzwischen sind die Module ausgerichtet, es ist gerade 9:19 Uhr am Morgen und die Sonne trifft seitlich im Winkel von etwa 10° auf die Solarpanels. Dennoch werden bereits fast 500 Watt erzeugt. Das ist wirklich beachtlich.

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Mit dem Sonnenaufgang wird Strom erzeugt und maximal wurden 877 Watt im Test erreicht.

6. Ohne App geht beim Jackery Navi 2000 nichts

Dass ohne nichts geht, wäre ein wenig übertrieben, aber nur mit App lässt sich die erzeugte Energie nach eigenen Wünschen händeln. Dabei bleibt die App „Jackery Home“ extrem übersichtlich und beschränkt sich auf das Wesentliche.

Die Startansicht ist klar strukturiert, zeigt die bisherigen Errungenschaften und welchen Weg die erzeugte Energie gerade nimmt. Dazu gibt es die Felder Solarpanels, das Navi 2000, Netz, „Andere Lasten“ und den AC-Ausgang. Alle Felder sind mit virtuellen Leitungen verbunden und wandernde Punkte zeigen den aktuellen Stromweg.

Im Normalfall wandern die Punkte von den Solarpanels zur Jackery Basis und dann ins Netz und/oder zu „Anderen Lasten“, was ein wenig missverständlich sein kann. Im Grund bedeuten beide Punkte, dass die erzeugte Energie eingespeist wird.

„Netz“ steht dabei für die automatische Einspeisung der erzeugten Energie aus den Panels und „Andere Lasten“ für die programmierte Einspeisung einer festen Leistung aus den Panels oder aus dem Akku, wenn die Panels zu wenig liefern.

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Die App zeigt sich ausgesprochen übersichtlich, bietet jedoch genug Möglichkeiten.

Mit einer solchen Programmierung lässt sich der Verlust verringern, wenn am Tag mehr Energie erzeugt als verbraucht wird. Diese kann den Akku laden und beispielsweise gezielt dann abgegeben werden, wenn am Abend der Warmwasserspeicher für das tägliche Duschen aufgeheizt wird.

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, die Arbeitspriorität festzulegen. Im Normalstatus wird die erzeugte Energie ins Netz gespeist und nebenbei der Akku langsam geladen. Alternativ kann die Priorität aber auch auf die Akkuladung gelegt werden, die dann aber auch Strom aus dem Netz zieht.

Sinnvoll wäre noch eine Auswahl, mit der der Akku zwar Priorität hat, die Energie dafür aber ausschließlich von den Solarpanels genutzt wird.

Als weiteren Punkt gibt es noch eine mehr als ausführliche Statistik, in der sich wirklich jeder einzelne Punkt von den Solarpanels über die Akkuladung bis zur Netzabgabe anzeigen lässt. Mit der Eingabe der aktuellen Stromkosten lässt sich so auch der Verdienst beziehungsweise die Einsparung auf den Cent genau anzeigen.

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Sehr umfangreich sind die Statistiken, die nach Tage, Woche und Monat angezeigt werden.

7. Fazit zum Balkonkraftwerk Jackery Navi 2000 Test

Das Balkonkraftwerk Jackery Navi 2000 kommt mit einer Basisstation mit integriertem Speicher und 2000 Wh. Diese ließen sich im Test effektiv mit etwa 1200 Wh nutzen. Das ist nur etwas mehr als die Hälfte, aber darin bedingt, dass Speichern immer auch Verlust bedeutet und gerade der Wandler sehr leistungshungrig ist.

Deutlich besser zeigt sich der Wirkungsgradverlust, der bei etwa 26 % liegt. Das heißt, um die 1200 Wh zu nutzen, müssen etwa 1500 Wh investiert werden.

Absolut auftrumpfen kann das Jackery Navi 2000 mit seinen flexiblen Solarpanels, die bis 800 Watt versprechen. Diese können bereits bei einfacher Ausrichtung an einem sonnigen Tag im Frühling erreicht werden. Rekordwerte im Test lagen bei 877 Watt. Selbst die morgendliche Sonne, die seitlich auf die Panels trifft, erzeugt bereits eine Leistung von 500 Watt. Damit sollte sich die Investition schnell amortisieren.

Gesteuert wird das Jackery Navi 2000 hauptsächlich über die App, die einfach aufgebaut und intuitiv bedienbar ist. Sie liefert einen stetigen Überblick über alle Verbrauchswerte und gestattet es, die gespeicherte Energie in der gewünschten Leistung und zu einer bestimmten Zeit ins Netz abzugeben. So können sonnenschwache Zeiten ausgeglichen werden und muss zu viel erwirtschaftete Sonnenenergie nicht verschenkt werden.

Insgesamt zeigt sich das Jackery Navi 2000 zwar recht einfach, aber ebenso komfortabel, als ein wirklich abgerundetes Gesamtpaket, das unsere klare Kaufempfehlung erhält.

Bildnachweise: VGL/Riccardo Düring, VGL/Riccardo Düring, VGL/Riccardo Düring, VGL/Riccardo Düring, VGL/Riccardo Düring, VGL/Riccardo Düring, VGL/Riccardo Düring, VGL/Riccardo Düring, VGL/Riccardo Düring, VGL/Riccardo Düring, VGL/Riccardo Düring, VGL/Riccardo Düring, VGL/Riccardo Düring (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)