Gehörschutz: Warum er wichtig ist und wie wir ihn richtig verwenden
Dieses Risiko sollten wir erkennen!
Geräusche sind Schwingungen, die sich wellenförmig durch die Luft ausbreiten und vom menschlichen Gehör aufgenommen werden. Solange sie sich in erträglichen Grenzen bewegen und nicht stören, sind sie eine Wahrnehmung, mit der man leben kann.
Der Grad einer Gefährdung hängt von Frequenz und Stärke der Schallwellen ab. Die Frequenz, gemessen in Hertz (Hz), ist die Anzahl der Wellen, die von einer Schallquelle in einer Sekunde ausgehen. Niederfrequenztöne werden als „Baßtöne“, Hochfrequenztöne als „Soprantöne“ bezeichnet. Die Stärke, gemessen in Dezibel (dB), ist der „Schalldruck“ der auf unser Gehör ausgeübt wird. Sie wird auch als „Lautstärke“ bezeichnet.
Wenn Frequenz oder Lautstärke hoch sind, wird das Geräusch zu einer Gefahr. Zei einer Gefahr für jeden, der sich in der Nähe der Geräuschquelle aufhält: denn er setzt dadurch seine Gesundheit und sein Hörvermögen aufs Spiel.
Umstände einer Bedrohung
Wirkdauer pro Tag 100 % Dosis 85 dB(A) Beurteilungspegel Stunden 8 85 4 88 2 91 1 94 Minuten 30 97 15 100 7,5 103 3,75 106 Sekunden 112 109 56 112 28 115 14 118 7 121 3,5 124
Der Hörvorgang
Die Gehörorgane sind wichtige, jedoch äußerst empfindliche Organe, die uns in die Lage versetzen, Schwingungen und Schallwellen aus der uns umgebenden Luft auf- und wahrzunehmen. Um es einfach auszudrücken: Unsere Gehörorgane wandeln diese Schallwellen in Nervenimpulse um und leiten sie an das Gehirn weiter, wo sie interpretiert und „verstanden“ werden. Je mehr wir verstehen, wie unsere Ohren funktionieren, desto mehr erkennen wir, wie wichtig es ist, sie vor Lärm zu schützen.
Die Haare und der Schmalz im Gehörkanal sind die natürliche Form der Verteidigung unseres Körpers; sie schützen das Ohr vor Staub, Schmutz etc. Gegen Lärm gibt es jedoch keine natürliche Verteidigung. Daher ist es so wichtig einen wirksamen Gehörschutz zu tragen.
Aufbau des Ohres
A: Äußeres OhrB: GehörkanalC: Tympanum (Trommelfell)D: AmbossE: SteigbügelF: Halbkreisförmige KanäleG: Eustachische Röhre
1: Das Außenohr
Das Außenohr besteht aus der Ohrmuschel, dem Gehörgang und dem Trommelfell. Das Außenohr nimmt die Schallwellen auf, konzentriert sie und kanalisiert sie auf das Trommelfell. Wenn eine Schallwelle auf das Trommelfell stößt, schwingt diese hin und her und überträgt die Bewegung in das Mittelohr.
2: Das Mittelohr
Das Mittelohr besteht aus drei sehr empfindlichen Knöchelchen: dem Hammer, dem Amboss und den Steigbügeln. Durch die Schwingung des Trommelfells werden diese Knöchelchen gegeneinander bewegt und übertragen damit die Schwingung auf eine weiter Membran, das Antrum mastoideum (ovales Fenster).
3: Das Innenohr
Das Innenohr besteht aus halbkreisförmigen Kanälen sowie der Ohrschnecke. Die Ohrschnecke ist eng mit den Hörzellen besetzt, die mit äußerst empfindlichen Härchen ausgerüstet sind. Wenn sich das ovale Fenster bewegt, versetzt es in der Gehörschnecke eine Flüssigkeit in Schwingungen, die die Hörzellen und damit den Gehörnerv stimuliert.
4: Der Gehörnerv
Er überträgt die Nervenimpulse an das Gehirn, welches die Impulse in den Gehörsinn umwandelt, mit anderen Worten: in eine Form die es uns erlaubt, den Ton wahrzunehmen.
5: Die Ohrschnecke
Starker Lärm kann die feinen Hörzellen in der Schnecke schädigen. Zerstörte Hörzellen können sich nicht mehr regenerieren, daher ist eine Lärmschwerhörikeit unheilbar.
Was Lärm bewirken kann
Der menschliche Körper reagiert auf Lärm mit physischen, geistigen und emotionalen Anzeichen, wenn ein Pegel von über 70 dB erreicht ist. Das große Problem bei Lärm besteht darin, dass seine Auswirkungen nicht unmittelbar in Erscheinung treten – das Hörvermögen nimmt in kleinen Schritten ab und wird mit der Zeit immer schlechter. Ist dies jedoch passiert, dann gibt es keine Heilung und keine Behandlungsmöglichkeit – der Schaden ist irreparabel!
Auswirkungen auf den Körper
- Zusammenziehen der Blutgefäße
- Höherer Blutdruck
- Muskelkontraktion
- Beklemmung und Stress
- Schlafprobleme
- Mögliche Unterbrechung der Monatsblutung; Impotenz
- Summende Geräusche in den Ohren
Auswirkungen auf das Gehör
Akustisches Trauma – plötzlicher Verlust des Hörvermögens: verursacht durch traumatischen Lärm wie beispielsweise eine Explosion.
Zeitweiliger Verlust des Hörvermögens: nachdem das Ohr intensivem Lärm – auch über einen nur kurzen Zeitraum ausgesetzt wurde. Das Hörvermögen normalisiert sich nach einiger Zeit wieder.
Permanente Schädigung des Hörvermögens: nachdem das Ohr über längere Zeit einem Lärm hoher Intensität ausgesetzt wurde. Diese Schädigung ist irreparabel, denn die Hörzellen sind dann zerstört.
Auswirkungen:
- Ein „Summen“ oder sonstige ungewöhnliche Geräusche im Ohr. Diese Geräusche treten zumeist in ruhiger Umgebung auf oder (nach intensiver Arbeit) beim Schlafengehen.
- Unfähigkeit, Töne im niedrigen/hohen Frequenzbereich zu hören.
- Schwierigkeiten, eine Unterhaltung zu verfolgen und zu verstehen oder zu telefonieren.
- Alle Töne werden nur noch gedämpft wahrgenommen.
Maßnahmen gegen Gehörverlust
- Zunächst sollten regelmäßige Gehörtests durchgeführt werden. Das Gehör wird in einer schallgedämpften Kabine unter Verwendung eines Audiometers getestet, wobei Töne unterschiedlicher Frequenzen und Stärken über Kopfhörer abgegeben werden. Die Testperson muss dem untersuchenden Arzt signalisieren, wann sie einen Ton hört. Anschließend wird das während des Tests angefertigte „Audiogramm“ mit Standard-Hörpegeln verglichen.
- Es wird empfohlen, dass sich jeder, der in einer stark lärmbelasteten Umgebung arbeitet, einmal pro Jahr einem Gehörtest unterzieht.
Gehörschützer
- Kapselgehörschützer: die das ganze Ohr abdecken. Sie müssen regelmäßig gereinigt werden und die austauschbaren Teile müssen bei Verschleiß oder Beschädigung ausgewechselt werden.
- Feste Gehörschutzstöpsel: sie werden in den Gehörkanal gestopft und werden in unterschiedlichen Größen angeboten. Es ist sehr wichtig, die richtige Größe für das eigene Ohr zu wählen. Sind die Stöpsel zu groß, verursachen sie ein Druckgefühl; sind sie zu klein, dann entfalten sie nicht ihre volle Wirkung.
- Elastische Schaumstoff-Gehörschutzstöpsel: sie werden ebenfalls in das Ohr gesteckt. Weil sich der Schaumstoff ausdehnt und in jedes Ohr passt, gibt es sie nur in einer Größe. Sie sind kegelförmig ausgebildet und passen sich gut dem Gehörkanal an. Sie sind leicht und problemlos einzusetzen und können zusammen mit anderen Formen eines persönlichen Gehörschutzes verwendet werden.
Die Wahl des richtigen Gehörschutzes
Die Wahl des richtigen Gehörschutzes hängt von der Art des auftretenden Lärms und den Arbeitsbedingungen ab. Der zuständige Sicherheitsbeauftragte sollte in der Lage sein , die richtige Art Gehörschutz auszuwählen. Ein sehr wichtiger Aspekt besteht in der Frage, wie lange der persönliche Gehörschutz getragen werden muss. Je bequemer und problemloser ein solcher Gehörschutz ist, desto länger kann er seine Funktion ausüben. Folgende Punkte spielen bei der Auswahl des richtigen Gehörschutzes eine Rolle:
- Passgenauigkeit: Das Ohr muss vollständig abgedichtet sein.
- Wirksamkeit: Der Lärm muss wirksam gedämpft werden.
- Bequemlichkeit: Da der Gehörschutz zu dem Zeitpunkt getragen werden muss, wenn ein hoher Lärmpegel vorherrscht, muss ein solcher Gehörschutz so leicht und bequem wie möglich sein. Er sollte nicht ablenken oder irritieren.
- Leichte Handhabung: Der Gehörschutz muss praktisch und einfach zu benutzen sein.
- Kompatibilität: Es müssen gleichzeitig auch andere Schutzvorrichtungen wie Helm, Schutzbrille, Schweißmaske oder Atemschutzgerät getragen werden können.
Richtige Anwendung von Gehörschutzstöpseln
Stöpsel rollen
Stöpsel einsetzen
Stöpsel festhalten
- Hände waschen. Den Gehörschutzstöpsel zwischen den Fingern rollen und auf einen möglichst kleinen Durchmesser zusammendrücken.
- Um den Stöpsel leichter einführen zu können, das Ohr nach oben und zur Seite ziehen. Den Stöpsel dann in den Gehörkanal einsetzen.
- Den Stöpsel in dieser Position festhalten, bis er sich ausgedehnt hat. Jetzt ist der Stöpsel richtig eingesetzt.
- Gehörschutzstöpsel nicht mit schmutzigen Händen anfassen! Die Stöpsel während der gesamten Zeit, in der gearbeitet wird tragen! Stöpsel nur herausnehmen, wenn dies unbedingt erforderlich ist.
- Schmutzige Stöpsel durch neue ersetzen.
- Ein Waschen der Gehörstöpsel wird nicht empfohlen.
Bildnachweise: von Kick the beat (wikimedia.org) Lizenz: [Public domain], von Magnus Mertens (wikimedia.org) Lizenz: [CC BY-SA 2.0 DE] (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)
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