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Haus kaufen ohne Eigenkapital: So finanzieren Sie Ihr Eigenheim

Ein Ratgeber aus der heimwerker.de Redaktion

Zwei Personen schließen einen Vertrag ab. Neben dem Vertrag befindet sich ein Taschenrechner und ein Modellhaus.

Die akademische oder berufliche Ausbildung dauerte lange, und das Einkommen aus einem Minijob oder Ausbildungsgehalt reichte nicht aus, um Rücklagen zu bilden. Doch nun soll der Traum vom Eigenheim verwirklicht und vor allem finanziert werden.

Gerade in Lebenssituationen, in denen es bislang nicht möglich war, langfristig Geld zu sparen oder zu investieren, kann eine Hausfinanzierung ohne Eigenkapital eine interessante Option sein.

Grundsätzlich ist eine Immobilienfinanzierung auch ohne größere Ersparnisse möglich. Allerdings müssen Kreditnehmer bestimmte Voraussetzungen erfüllen – dazu zählen insbesondere ein ausreichend hohes Einkommen sowie eine gute Bonität.

In diesem Ratgeber erfahren Sie unter anderem:

  • Welche Vor- und Nachteile ein Hauskauf ohne Eigenkapital hat
  • Welche Arten der Vollfinanzierung es gibt
  • Wie Bürgen und Sicherheiten Ihre Chancen auf eine Kreditbewilligung beeinflussen

1. Kann man überhaupt ein Haus ohne Eigenkapital kaufen?

Was zählt als Eigenkapital?

Eigenkapital umfasst sämtliche finanziellen Mittel, die dem Käufer bereits zur Verfügung stehen. Dazu gehören unter anderem das Guthaben auf Konten oder in Sparbüchern, auszahlbare Versicherungen wie Lebensversicherungen oder Riester-Renten, Bausparverträge, bereits abbezahlte Immobilien oder Grundstücke, sowie Aktien und Wertpapiere.

Banken empfehlen üblicherweise beim Kauf eines Hauses, ca. 20-30 % des Kaufpreises als Eigenkapital selbst einzubringen. Häuser sind jedoch in den letzten Jahrzehnten teurer geworden, sodass hier von sehr hohen Summen die Rede ist. Bei einem Kaufpreis von 350.000 € entsprächen 20 % einer Summe von 70.000 €, bei 30 % wären es sogar 105.000 €.

Diese haben viele Personen, die sich ein Eigenheim wünschen, jedoch nicht parat. Umso attraktiver erscheint es, dass auch die Möglichkeit besteht, ein Haus ohne Eigenkapital zu kaufen. Ein großer Vorteil hierbei ist vor allem, dass nicht jahrelang gespart werden muss, bis man ein relativ hohes Eigenkapital aufgebaut hat.

Soll das Haus als Kapitalanlage genutzt und vermietet werden, kann sich eine Vollfinanzierung lohnen – vorausgesetzt, die Mieteinnahmen decken die monatliche Kreditrate. Hierbei gilt jedoch:

  • Je höher der Eigenkapitalanteil, desto geringer das Finanzierungsrisiko.
  • Eine geringere Eigenkapitalquote kann zwar die Rendite rechnerisch erhöhen, geht aber mit einem höheren finanziellen Risiko einher.

1.1. Voraussetzungen für einen Immobilienkredit

Um auch ohne Eigenkapital ein Eigenheim zu finanzieren, können Sie bei Banken einen Kredit für den Hauskauf beantragen. Die Banken setzen dafür jedoch verschiedene Bedingungen voraus. Unter anderem sind folgende Voraussetzungen entscheidend:

  • Sicheres & ausreichend hohes Einkommen
  • Finanzielle Rücklagen oder zusätzliche Sicherheiten sind vorhanden (z. B. eine abbezahlte Immobilie oder Bürgschaften)
  • Gute Bonität und Freiheit von Schulden
  • Stabile berufliche Situation

Kann eine Person, die eine Immobilie kaufen möchte, kein Eigenkapital einsetzen, geht die kreditgebende Bank ein höheres Risiko ein. Daher wird hier intensiver geprüft, in welcher finanziellen Situation sich der Kreditnehmer befindet und ob das Einkommen langfristig gesichert ist.

Selbstständige haben es oft schwerer, da Banken ihr Einkommen als unsicherer bewerten. Beamte oder Angestellte im öffentlichen Dienst haben hingegen bessere Chancen auf eine Finanzierung ohne Eigenkapital, da ihr Gehalt als langfristig gesichert gilt. Die Gefahr, dass ein Zahlungsausfall eintritt, ist hier geringer, sodass das Risiko auf Seiten der Bank niedriger ausfällt.

Eine Frau hält ein Sparschwein in der Hand, in das sie eine Münze steckt.

Ein regelmäßiges und hohes Einkommen wird von dem Kreditgeber als sicherer eingestuft.

Auch die Lage und der Zustand der Immobilie spielen bei der Kreditbewilligung eine wesentliche Rolle. Ist das Haus in einem guten Zustand und befindet es sich in einer attraktiven Lage, haben Sie höhere Chancen auf die Zustimmung einer Vollfinanzierung, da dies den Gegenwert des Hauses und damit die Sicherheit steigert. Müssen Sie das Haus hingegen von Grund auf sanieren, sind das zusätzliche, sehr hohe Kosten, die sich negativ auf die Kreditwürdigkeit auswirken können.

Darüber hinaus wird auch das Alter der Kreditnehmer berücksichtigt. Jüngere Leute bekommen in der Regel eher eine Kreditzusage, da sie noch länger arbeiten und das Einkommen dadurch als gesicherter bewertet wird. Ein jüngeres Alter erhöht zudem die Chancen, bis zum Renteneintritt frei von Schulden zu sein.

Hinweis: Nicht jede Bank ist dazu bereit, eine Finanzierung ohne Eigenkapital zu ermöglichen, da dies für Banken grundsätzlich ein höheres Verlustrisiko darstellt.

1.2. Welche Finanzierungsmöglichen gibt es?

Wenn Sie keinerlei Eigenkapital zum Kauf zur Verfügung haben, gibt es drei Möglichkeiten der Vollfinanzierung: Die 100-%-Finanzierung, die 110-%-Finanzierung und die 120-%-Finanzierung (Quelle: Baufinanzierung ohne Eigenkapital). Die unterschiedlichen Finanzierungs-Arten decken dabei folgende Summen ab:

Finanzierungsart Beschreibung
100-%-Finanzierung
  • deckt den gesamten Kaufpreis des Hauses ab
  • Nebenkosten werden vom Käufer selbst getragen
110-%-Finanzierung
  • deckt den gesamten Kaufpreis des Hauses ab
  • zusätzlich enthält der Kredit 10% des Hauspreises
  • mit dem Kredit wird das Haus und ein Großteil der Nebenkosten finanziert
120-%-Finanzierung
  • deckt den gesamten Kaufpreis des Hauses ab
  • zusätzlich enthält der Kredit 20% des Hauspreises
  • damit sind i.d.R. alle Nebenkosten abgedeckt

Wie hoch der Kredit ist, den Sie beantragen, hängt bei fehlendem Eigenkapital vor allem von dem Kaufpreis des Hauses ab. Je höher die Summe ist, die Sie in Form eines Kredits aufnehmen, desto schwieriger wird jedoch die Abbezahlung. Daher wird die 120-%-Finanzierung nur in seltenen Fällen angeboten, da das Ausfallrisiko hier verhältnismäßig hoch ist und Banken oder Kreditgeber Verluste einbüßen könnten.

Es ist in jedem Fall empfehlenswert, zu überprüfen, ob zumindest die Nebenkosten oder ein Teil dieser selbst finanziert werden können. So kann die Kreditsumme etwas niedriger angesetzt werden und die Chancen, den Kreditvertrag zu erhalten, erhöhen sich.

Hinweis: Die Nebenkosten setzen sich aus Grunderwerbssteuer, Notar- und Grundbuchkosten, sowie Makler-, Modernisierungs- und Einrichtungskosten etc. zusammen. Diese Kosten können bis zu 15 % des Immobilienpreises ausmachen. Unterschätzen Sie diese Summe daher nicht.

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2. Wie wirkt sich das Fehlen des Eigenkapitals auf die Konditionen des Kredits aus?

Je weniger Eigenkapital vorhanden ist, desto mehr Fremdkapital wird benötigt, um Ihr Haus zu finanzieren. Das bedeutet, dass die Summe des Kredits automatisch höher ausfällt, als wenn Eigenkapital eingesetzt wird. Die höhere Summe bewirkt außerdem, dass die Abbezahlung länger dauert, da mehr Geld zurückgezahlt werden muss.

Zudem hat die höhere Kreditsumme Auswirkungen auf den Zinssatz des Kredits. Je höher die Darlehenssumme ist, desto höhere Zinsen werden festgelegt, da die Bank ein größeres Risiko eingeht. Dadurch wird der Kredit insgesamt teurer. Zu welchem Zinssatz ein Kredit angeboten wird, variiert von Bank zu Bank, weshalb ein Vergleich der Konditionen und Leistungen der Banken sinnvoll ist. Auch die Laufzeit des Kredits wirkt sich auf die Höhe der Zinsen aus.

Tipp: Die verschiedenen Banken bieten häufig kostenlose Rechner an, mit denen Sie erste Angebote berechnen können. Die Rechner sind dabei meist unverbindliche Tools, sodass Sie eine erste Einschätzung erhalten, wie hoch die Zinsen in Ihrer individuellen Situation ist.

Momentan startet der Zinssatz bei ca. 3 % bei einer zehnjährigen Zinsbindung, bei einer zwanzigjährigen Zinsbindung beginnt er bei 3,5 %. Ohne Eigenkapital erhöhen die Banken den Zinssatz um etwa 0,5 % bis 1 %. Damit liegt dieser bei etwa 4 % bis 4,5 % (Quelle: Aktuelle Bauzinsen 02/2025). Der Zinssatz kann je nach wirtschaftlicher und politischer Lage grundsätzlich schwanken.

Bei einer längeren Laufzeit wird meist ein höherer Zinssatz festgelegt, dafür ist der Restschuldenbetrag am Ende der Kreditlaufzeit jedoch geringer und die Anschlussfinanzierung fällt ggf. niedriger aus. Eine kürzere Vertragsbindung kann hingegen den Vorteil mit sich bringen, dass Sie die Anschlussfinanzierung zu einem günstigeren Zinssatz abschließen können.

Ein Mann legt eine Münze auf einen Münzstapel. Neben diesem Stapel befinden sich kleinere Münzstapel und ein weißes Modellhaus.

Bei einer längeren Laufzeit wird der Kredit insgesamt teurer, aber die Restschulden fallen meist geringer aus.

3. Welche Nachteile und Risiken sind zu beachten?

Wenn Sie kein eigenes Kapital einsetzen, um Ihr Haus zu finanzieren, gibt es einige Nachteile und Risiken, die Sie beachten und einplanen müssen. Bei einer Vollfinanzierung fällt die monatliche Rate zumeist deutlich höher aus als bei einem Hauskauf mit Eigenkapital. Die höheren Raten können auf Dauer belastend sein und eine hohe Einschränkung Ihrer Freizeit- und Lebensgestaltung mit sich bringen.

Trotz der höheren Raten müssen Sie ggf. längere Laufdauer des Kredits aufgrund der höheren Darlehenssumme in Kauf nehmen. Bleibt am Ende der Kreditlaufzeit eine Restschuld bestehen, muss eine Anschlussfinanzierung zu oftmals höheren Zinsen abgeschlossen werden. Dies muss in die Planung einkalkuliert werden, da hierbei Mehrkosten entstehen können, die eine weitere finanzielle Belastung darstellen könnten. Machen Sie sich frühzeitig über eine Anschlussfinanzierung Gedanken, um hier günstigere Konditionen zu erhalten.

Sollten Sie Ihren Job verlieren oder sich Ihre Lebensbedingungen verändern, beispielsweise durch den Tod einer der kreditnehmenden Personen, drohen möglicherweise nicht mehr tragbare Raten. Diese können neben finanziellen und existenziellen Strapazen auch für emotionale Belastungen sorgen.

Tipp: Eine Risikolebensversicherung abzuschließen, kann bei dem Kauf eines Hauses ohne Eigenkapital sinnvoll sein. So kann im Falle des Todes einer der Kreditnehmer gesichert werden, dass die Tilgung weiterhin gestemmt werden kann.

Kann der Kredit nicht mehr abbezahlt werden, entsteht die Gefahr einer Zwangsversteigerung. Nach einer Zwangsversteigerung müssen ggf. dennoch weiter bestehende Restschulden abbezahlt werden, wenn der aktuelle Wert der Immobilie unter der Summe des Kredits liegt. Geldinstitute schätzen die Gefahr einer Zwangsversteigerung höher ein, wenn ein Haus ohne Eigenkapital gekauft wird, da die zu bewältigende Summe der Rückzahlungen insgesamt deutlich höher ist (Quelle: Baufinanzierung ohne Eigenkapital).

Sie sollten das Kaufen eines Hauses ohne Eigenkapital daher in jedem Fall gut abwägen und die Kosten bereits vor dem ersten Beratungsgespräch mithilfe eines Rechners überschlagen. Außerdem sollten Sie über ein ausreichend hohes Einkommen verfügen, um die Raten langfristig zahlen zu können, ohne in finanzielle Probleme zu geraten.

Paar steht Arm in Arm vor einem Haus.

Rechnen Sie die Kosten des Hauses und auch die Sanierung dessen gründlich durch, bevor Sie einen Kredit aufnehmen.

4. Wertvolle Tipps: So steigern Sie Ihre Chance auf die Bewilligung Ihres Kredits

Haben Sie sich dazu entschieden, den Schritt zu gehen und Ihr Haus auch ohne Eigenkapital zu kaufen, können Sie Ihre Chancen auf die Bewilligung des Kredits selbst erhöhen. Folgende Tipps können Ihnen dabei helfen:

  • Schufa-Auskunft einholen
  • Schufa-Score verbessern
  • weitere Sicherheiten anbieten, etwa Bürgen oder Immobilien

Die Schufa gibt Auskunft über Ihre persönlichen Daten wie Name und Geburtsdatum, aber auch finanzielle Daten werden hier gespeichert. Unter anderem werden Eröffnungen von Girokonten oder Abschlüsse von Kreditverträgen festgehalten. Doch auch Zahlungsausfälle oder private Insolvenzverfahren werden in der Schufa erfasst.

Möchten Sie Ihren Schufa-Score verbessern, hilft es, Rechnungen stets pünktlich zu bezahlen, aber auch nicht gebrauchte Kreditkarten und Konten aufzulösen. Sie sollten zudem vermeiden, zahlreiche kleinere Kredite aufzunehmen, da diese eine zusätzliche finanzielle Belastung darstellen.

Als Sicherheiten, die die Bank als positiv bewertet und somit ein geringeres Verlustrisiko bei der Zusage des Kredits berechnen, eignen sich zum Beispiel Bürgen oder ein weiterer Kreditnehmer. Diese können im Falle eines Zahlungsausfalls einspringen, sodass die Bank trotzdem das ihr zustehende Geld erhält. Auch Lebensversicherungen oder abbezahlte Immobilien und Grundstücke gelten als Sicherheit und erhöhen Ihre Chancen auf eine Vollfinanzierung.

Hinweis: Treffen Sie keine voreiligen Entschlüsse. Die hohe Summe des Kredits stellt eine langfristige Verpflichtung dar, diese wieder zurückzuzahlen und geht dadurch auch mit Einschränkungen im alltäglichen Konsumverhalten einher. Rechnen Sie daher alle Eventualitäten sorgfältig durch, bevor Sie diese große Entscheidung treffen.

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