Haus bauen: Welche Bauweise ist derzeit die beste?
- Beim Hausbau müssen viele Fragen erörtert werden. Kosten, Zeitplan sowie die Beschaffenheit des Grundstücks und seiner Umgebung entscheiden darüber, welche Bauweise infrage kommt.
- Häuser aus Holz sind entgegen weit verbreiteter Meinung stabil und können auch Sturm und Erdbeben problemlos standhalten.
- Die häufigsten Bauweisen stellen wir im Folgenden vor und erklären ihre Vor- sowie Nachteile. Lesen Sie hier, welche Bauweise die beste für Ihr Vorhaben ist.
Bauherren haben meistens eine sehr klare Vorstellung davon, wie ihr Haus aussehen soll. Die äußere Erscheinung hängt dabei nicht in erster Linie von der Bauweise ab. Um die gewünschte Optik zu erreichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten und Tricks.
So kann ein Bauherr, der gerne mit Stein bauen will, dennoch eine Holzfassade realisieren. Sie lässt sich einfach am Ende als Verkleidung für das Haus anbringen. Genauso kann ein Bauherr, der gerne mit Holz bauen möchte, das fertige Haus am Ende dennoch mit Gips verputzen, wenn ihm diese Optik besser gefällt. Mittlerweile gibt es auch Fertighäuser, die sich rein optisch vom Massivhaus kaum unterscheiden lassen. Die entscheidende Frage lautet also: Welche Materialien hinter der Fassade haben die größten Vorteile? Kurz: Welche Bauweise ist beim Hausbauen am besten?
Diese Faktoren entscheiden darüber, welche Bauweise sich am besten eignet
Was die Bauweise unter Umständen beeinflussen kann, sind Grundstück und Baugebiet. Manchmal schreibt der Bebauungsplan einen bestimmten Baustil verpflichtend vor oder die Verwendung bestimmter Materialien. So kann es beispielsweise passieren, dass ein Bauherr im historischen Ortskern moderne Hauspläne mit einer Holz-Glas-Konstruktion oder einem mediterranen Fertighaus nicht umsetzen darf, weil das Bauvorhaben das Gesamtbild des Ortes stören würde. Viele weitere Kriterien bestimmen den Baustil, unter anderem:
- Auflagen zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz
- Höhenangaben des Bezugspunkts in einem Bebauungsplan
- Eigenschaften des Grundstücks, insbesondere die Bodenbeschaffenheit
- Kosten des Bauvorhabens, Budget des Bauherren
- Geplante Dauer des Bauphase bis zur Fertigstellung
Die letzten beiden Punkte, nämlich Kosten und Bauzeit, sind meistens der limitierende Faktor und entscheiden darüber, welche Bauweise die beste ist. Denn für das perfekte Traumhaus nach eigener Vorstellung finden sich fast immer gute Lösungen. Im Gespräch mit Architekten und Herstellern, welche Bauweise am besten für das Vorhaben geeignet ist, können dann auch unkonventionelle Ideen diskutiert werden. Solange Geld und Zeit keine Rolle spielen, lassen fast alle anderen Einschränkungen durch gute Planung und kleinere Tricks umgehen.
Fertighaus, Massivhaus, Holzhaus – die wichtigsten Bauweisen beim Hausbau
Bei diesen drei Bauweisen liegen die größten Unterschiede in den Materialien und dem Herstellungsort. Massivhäuser entstehen in der Regel aus Bausteinen, die vor Ort verbaut werden. Bei Fertighäusern kommen sehr häufig vorgefertigte Bauelemente zum Einsatz, die die Handwerker auf der Baustelle nur noch zusammenfügen müssen. Lkws liefern dabei ganz Wände an. Holzhäuser sind sehr oft auch Fertighäuser. Dabei gibt es auch massiv gebaute Häuser, bei denen beispielsweise Handwerker große Balkone direkt vor Ort bauen.
Was ist beim Massivhaus das Besondere?
Beim Hausbau gehört die Massivhausbauweise zu den beliebtesten Bauweisen. Massivhäuser aus Mauern baut der Mensch schon seit Jahrtausenden und hat damit eine Menge Erfahrung. Das Maurerhandwerk ist sehr alt, die Massivbauweise hat sich aufgrund ihrer vielen Vorteile bewährt. Technische Weiterentwicklungen sorgen dafür, dass das gute alte Steinhaus noch immer topmodern aussehen kann. Es gibt beispielsweise Steine, die besondere Dämmeigenschaften haben. Oft sind hier poröse Steine mit Lufteinschlüssen für die Dämmung verantwortlich. Sie machen zusätzliche Dämmmaterialien überflüssig.
Die Materialien von Massivhäusern haben allein aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften mehr Masse. Dadurch haben sie gegenüber anderen, leichteren Materialien Vorteile in Bezug auf Schallschutz und Schutz bei Unwettern. Ein Massivhaus kann bei einem Sturm eher herumfliegenden Gegenständen standhalten. Zudem sind Steine weniger anfällig gegenüber Schäden durch Feuchtigkeit.
Auch beim Verkauf zeigen sich Vorteile: Massivhäuser erzielen in der Regel einen höheren Verkaufspreis im Vergleich zu Fertig- oder Holzhäusern. Viele Kaufinteressenten haben hier große Vorurteile gegenüber älteren Holz- und Fertighäusern. Sie glauben, dass diese Bauweise am besten für ein Hausbau geeignet ist. Doch natürlich ist diese Annahme viel zu pauschal. Bei differenzierter Betrachtung gibt es je nach Anforderung des Bauherren bessere Bauweisen für bestimmte Vorhaben.
Was ist beim Fertighaus das Besondere?
Bei der Fertigbauweise entstehen die Bauelemente in Fabrikhallen, wo sie der Hersteller vorfertigt. Häufig entstehen Fertighäuser in Holzständer- oder Leichtbauweise. Sie bestehen aus einem Rahmen, der die statischen Bedingungen für das Haus erfüllt. Die Baustoffe zur Geräusch- und Wärmedämmung sind in diesen Rahmen gefüllt. Eine Wärmedämmung von außen etwa durch zusätzliche Dämmplatten ist dann nicht mehr nötig. Das spart Zeit.
Die Fertigelemente für Fertighäuser sind standardisiert, sodass hier ein gewisses Einsparpotenzial durch hohe Produktionsmengen erreicht wird, womit die Häuser oft etwas günstiger sind. Zudem entsteht dem Bauherrn ein Zeit-Vorteil: Wenn das Fertighausunternehmen die Standardelemente im Lager hat, kann der Hausbau fast unmittelbar nach Auftragsvergabe beginnen. Inwieweit das möglich ist, hängt vor allem von den Sonderwünschen ab, die ein Bauherr hat.

Beim Hausbau gibt es verschiedene Materialien und Bauweisen, deren Einsatz von Faktoren wie Bodenbeschaffenheit, Kostenstruktur und Zeitplan abhängt.
Was ist beim Holzhaus das Besondere?
Holzhäuser gibt es in Skelettbauweise und auch als Fertighäuser. Oftmals entstehen Holzhäuser jedoch in Blockbauweise. Dann sind sie ein Massivhaus. Ein Holzhaus gilt als nachhaltig. Doch zählt für die Ökobilanz des Hauses das gesamte Bauwerk, wie es am Ende fertiggestellt wird. Lässt ein Bauherr sein Holzhaus mit Plastik dämmen und anschließend mit Gips verputzen, ist das nicht unbedingt ökologischer als ein Fertighaus oder ein Haus aus Stein. Wer die Aspekte Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellt, muss nicht zwangsläufig ein Holzhaus bauen.
Wichtig! Bei günstigem Holz muss man genau auf die Herkunft achten. Raubbau und illegale Rodung von tropischen Regenwäldern ist keine Seltenheit in der Holzindustrie. Bauherren mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz müssen daher streng darauf achten, woher das verwendete Holz stammt und ob es entsprechend von unabhängigen Kontrollstellen zertifiziert ist.
Die in Deutschland verbreiteten Vorurteile gegenüber Holzhäusern in Bezug auf Statik und Stabilität sind vollkommen unbegründet. Ein Holzhaus ist in der Lage, Zugkräfte gut abzufangen und übersteht einen Sturm oder ein Erdbeben bei guter Umsetzung oft besser als viele andere Bauwerke. Zudem dämmt Holz sehr gut. Nur in Sachen Lärmschutz ist Holz als Baumaterial nicht optimal.
Weiter besondere Bauweisen: Fachwerk und Strohballen
Im Norden der Bundesrepublik sind Fachwerkhäuser sehr beliebt. Dort gibt es einige Anbieter, die diese Häuser in Skelettbauweise herstellen. Fachwerkhäuser sind schöne Baudenkmäler. Dabei kann es sich auch um ein modernes Haus handeln, das in einer modernen Bauweise erbaut ist, aber an die historischen Wurzeln eines Ortes erinnert. Die Gestaltung kann traditionell bleiben oder mit einer ganz eigenen und modernen Optik einhergehen.
Das Strohballenhaus ist auch ein Skeletthaus. Dabei kommen Strohballen von bis zu 60 Zentimeter Dicke zum Einsatz. Sie dienen nicht nur der Wärmedämmung, sondern auch der Statik. Stroh, das in ein Holzskelett eingeklemmt ist, ist sehr belastbar. Strohballenhäuser sind insbesondere kombiniert mit Lehmputz eine sehr nachhaltige Bauweise.
Tipp: Bauherren, die gerne selbst anpacken wollen, sind begeistert von der Strohballen-Bauweise. Das Projekt kann zu einem großen Vergnügen werden und sollte unbedingt mit Fotos für die Nachkommen fotografiert werden.
Wenn Energiesparen beim Hausbau im Vordergrund steht
Die moderne Baugesetzgebung schreibt im GEG (Gebäudeenergiegesetz) bestimmte energetische Standards für Neubauten vor. Diese sind mittlerweile deutlich strenger als noch vor einigen Jahren. Damit sind alle Neubauten Energiesparhäuser im Vergleich mit dem Gebäudebestand eines Ortes. Bauherren, die besonders umweltschonend bauen wollen, können ein Passivhaus oder Sonnenhaus bauen. Durch spezielle Baumaterialien, innovative Technik und architektonisches Know-how lässt sich viel Energie einsparen. Häuser lassen sich nämlich mit Sonnenkraft heizen.
Mit speziellen Anlagen können Häuser den Strom, den die Bewohner verbrauchen, selbst produzieren. Die Bewohner leben darin vollkommen energieautark. Dadurch entstehen meist Mehrkosten beim Bau, die sich jedoch in vielen Fällen mit der Zeit amortisieren, weil man von der Energieversorgung durch private Unternehmen unabhängig ist. Inwieweit dies funktioniert, hängt sehr stark vom Heizverhalten und auch von der Preisentwicklung bei der Energie ab. Die KfW stellt für sehr energieeffiziente Häuser Fördermittel bereit.
Bildnachweise: Adobe Stock/JeanLuc, Adobe Stock/Tanja Wilbertz (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)
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