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Niedrigenergiehaus, Passivhaus und Co.: Was hat es mit dem Energieverbrauch bei Gebäuden auf sich?

Der Energieverbrauch von Gebäuden und Häusern kommt spätestens dann ins Gespräch, wenn man sich für den Kauf oder Neubau eines Hauses interessiert und ein Energieausweis erstellt werden soll. Passivhaus, Niedrigenergiehaus, KfW-Haus und viele weitere Begriffe fallen dann, wenn es um Energieeffizienz, Wärmedämmung oder Förderungsprogramme geht. Das Problem: All die genannten Bezeichnungen beschreiben keine genau definierte Norm.

Es ist also nicht so, als würde ein Haus nach DIN-X gebaut werden, wenn es sich Passivhaus oder Niedrigenergiehaus nennt. Trotz allem bezeichnen die Begriffe bestimmte Standards. Welche das sind und welche Unterschiede Sie können sollten, erläutern wir in diesem Artikel.

Was sind die Unterschiede zwischen Passivhaus, Niedrigenergiehaus, KfW-Haus beim Energieverbrauch?

Wie wird der Energieverbrauch eines Hauses gemessen?

Häuser werden heute meist mit einem Energieausweis versehen und so auch veräußert. In den Anzeigen gibt es häufig die Unterscheidung zwischen Bedarfs- und Verbrauchsausweis. Beide Ausweisarten gehen auf eine unterschiedliche Berechnung des Energieverbrauchs zurück. Einen Energieausweis zu berechnen ist für Häuser und Wohngebäude übrigens gar nicht so simpel, wie es zuerst erscheinen mag:

  • Allgemein – grundsätzlich wird dem jährlichen Verbrauch an Kilowattstunden Energie je Quadratmeter Nutzfläche gerechnet. Eine hohe Kennzahl weist einen hohen Verbrauch aus, eine niedrige einen geringen Verbrauch. Zusätzlich werden Häuser mittlerweile optisch in Effizienzklassen eingeteilt, die sich an den Banderolen und Auszeichnungen von Elektrogeräten orientieren. Die Nutzfläche des Gebäudes ist allerdings nicht die Wohnfläche, sondern die Gebäudenutzfläche, wie sie durch die EnEV vorgeschrieben wird.
  • Energiewert – in jedem Ausweis stehen die Nennungen des Primärenergiebedarfs und des Endenergiebedarfs. Die Primärenergie bezeichnet die gesamte aufgewendete fossile Energiemenge, inklusive der Verluste. Dieser Bedarf schildert die gesamte Kette – von Abbau bis Verbrennung. Endenergiekennwerte beziehen hingegen die eventuell genutzte regenerative Energie aus Solar oder Holz mit ein.

Merke: Ein Bedarfsausweis ermittelt die Werte theoretisch mittels Berechnungen. Ein Verbrauchsausweis greift auf die Verbrauchsdaten zurück.

Wer ein Haus baut, der kommt mit diesen Faktoren zuerst aber gar nicht in Berührung. Sicher wird auch ein Energieausweis erstellt, doch stehen davor die üblichen Bezeichnungen rund um die Art des Hauses. Und diese geben, wenn die Hintergründe nicht bekannt sind, kaum etwas preis. Wer kann schon aus dem Stegreif ein Passivhaus beschreiben oder sagen, was ein KfW-Haus 55 ist?

Was definiert ein Niedrigenergiehaus?

Dieses Haus wird in Bauprojekten fast immer als EnEV-Haus oder KfW-Haus bezeichnet. Je nach Region bestehen, basierend auf den örtlichen Vorschriften, noch weitere Namen. Es wird jetzt schon klar, dass es sich bei dem Begriff Niedrigenergiehaus um keinen geschützten Namen handelt, sondern schlichtweg um eine allgemeine Bezeichnung eines Hauses einer bestimmten Art. Man könnte ihn mit dem Begriff ›Kleinwagen‹ vergleichen. Darunter kann sich jeder Käufer etwas vorstellen.

Eine Grundlage hat das Wort Niedrigenergiehaus dennoch:

  • Richtwert – ein Niedrigenergiehaus darf maximal einen Heizwärmebedarf in Höhe von 70 Kilowattstunden je Quadratmeter im Jahr aufweisen. Seit der Energiesparverordnung im Jahr 2009 ist das die Minimalgrundlage für alle Neubauten. Ein Altbau kann nach einer Sanierung ebenfalls zum Niedrigenergiehaus werden, wenn die Ansprüche erfüllt werden.
  • EnEV-Haus – das ist die Bezeichnung für ein Niedrigenergiehaus, welches rein die Vorgaben aus der Verordnung erfüllt.
  • KfW-Effizienzhaus – diese Häuser heißen so, weil die Förderkredite für die Bauvorhaben jeweils die Namen KfW 55, KfW 70, KfW 40 usw. tragen. Die Zahl hinter dem Kürzel bezeichnet den prozentualen Energieverbrauch des Hauses im Vergleich mit reinen EnEV-Häusern. Ein KfW 55-Haus verbraucht also nur 55 Prozent des Referenzwerts. Die Maßgabe bei diesen Häusern ist die Wärmedämmung, die den Wärmeverlust möglichst gering halten soll. Auch zentrale Lüftungsanlagen und die Integration von Solaranlagen und alternativen Heizmethoden sind Bestandteil der Umsetzung. Es gilt: Je niedriger die Zahl, desto höher die Energieeinsparung. Regionale Regeln – je nach Region können noch weitere Regeln bestehen. So darf in Schleswig-Holstein. Hier muss der Neubau mindestens 20 Prozent sparsamer sein als das EnEV-Haus.

Grundsätzlich können angehende Bauherren somit darauf vertrauen, dass ihr Haus schon ein Niedrigenergiehaus ist. Eine Zulassung für den Bau eines anderweitigen Hauses gibt es nicht. Wer zugleich auf alternative Konzepte setzt, Wärmepumpen, Solaranlagen und Stromspeicher verwendet, eventuell gar eine Rückgewinnungsanlage für das Brauchwasser, welches noch in der Toilette wiederverwendet werden kann, einbaut, der ist sehr gut dabei und wird ein Niedrigenergiehaus einer hohen Klasse erhalten.

Was definiert ein Passivhaus?

Passivhäuser sind per se natürlich Niedrigenergiehäuser. Doch unterscheiden sie sich markant von dem üblichen Bautyp – wenn auch nicht unbedingt optisch.

  • Optimaler Bau – im Passivhaus wird ein nachhaltiges Konzept umgesetzt. Es besitzt eine optimale Dämmung, die durch die Fensterfronten, die meist nach Westen und Süden reichen, unterstützt wird. Das Haus soll sich selbst erwärmen, sodass möglichst wenig andere Wärmequellen benötigt werden. Zudem ist eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung Standard. Um als Passivhaus akzeptiert zu werden, dürfen höchstens 15 Kilowattstunden Energie je Quadratmeter benötigt werden.
  • Null-/Plusenergiehaus – diese Häuser decken ihren Energiebedarf vollständig eigenständig, das Plusenergiehaus erzeugt sogar noch zusätzlich Energie.
  • Niedrigstenergiehaus – dieser Begriff stammt aus der EU, bezeichnet aber, im Vergleich mit den oben genannten Häusern, eher ein abgeschwächtes Energiehaus: Die Energiequellen sollen nachhaltig sein, das Haus soll höchstens 40 Kilowattstunden je Quadratmeter verbrauchen. Somit ist das Niedrigstenergiehaus wesentlich schlechter als ein Passivhaus und ähnelt mehr dem KfW-40 Haus.

Die meisten angehenden Hausbesitzer greifen heute schon von sich aus zu den Maßnahmen, die zu einem Passivhaus oder Passivhaus-ähnlichem Haus führen. Große Fensterfronten reichen meist in die südliche Richtung, auch die Dämmung ist den meisten Menschen sehr wichtig. Solaranlagen samt Stromspeicher sind ebenfalls keine Neuheit und bieten zugleich die Möglichkeit, halbwegs autark zu leben. Zugleich können viele Bauoptionen miteinander kombiniert werden.

Energieausweis und Passivhaus: Was genau sagt der Ausweis über den Energieverbrauch eines Hauses aus?

Die Bezeichnungen für besonders energiesparende Häuser sind nicht immer leicht nachzuvollziehen – hier hilft nur ein genauerer Blick in den Energieausweis und die Bauweise des Gebäudes.

Fazit: hinter die Begriffe schauen

Der Begriff Effizienzhaus ist keinesfalls festgelegt. Im Grunde genommen kennen die meisten Menschen die von der KfW geprägten Hausbegriffe, wobei sich dahinter zuerst einmal Kredite samt Förderung verbergen. Auch Passivhäuser sind nicht absolut identisch. Die veständlichsten und durch den Begriff feststehenden Bezeichnungen sind Null- oder Plusenergiehäuser. Wird je Quadratmeter null Fremdenergie beansprucht, handelt es sich um ein Nullenergiehaus, wird noch Energie erzeugt, ist es ein Plusenergiehaus. Interessenten sollten daher immer genau nachfragen und prüfen, für welchen Haustyp sie sich entscheiden und was der Energieausweis des Bestandsgebäudes genau aussagt.

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