Bohrer

Die 6 Unterschiede von Bohrern: Der richtige Bohrer für Holz, Stahl oder Beton

  • Bevor Sie mit dem Bohren beginnen, sollten Sie auf den richtigen Schutz setzen. Besonders bei Schlagbohrern ist ein Hörschutz empfehlenswert.
  • Nicht jeder Bohrer ist für jedes Material passend: Sogenannte Universalbohrer versagen oft bei weichen Materialien wie Holz.
  • Möchten Sie Ihre Werkstatt ausrüsten und für jedes Projekt gewappnet sein, lohnt es sich, ein Bohrer-Set mit verschiedenen Größen zu kaufen.

bohrer-unterschiede

Lohnt Sich ein Bohrer-Set?

Der Kauf von einem Bohrer-Set lohnt sich, wenn Sie jederzeit auf ein Heimprojekt vorbereitet zu sein möchten. Schließlich ist das Set meist deutlich günstiger, als alle Bohrer im einzelnen. Brauchen Sie einen Bohrer allerdings nur einmalig, kann es günstiger sein, den Bohrer plus Maschine zu leihen.

Bohren gehört zu den wichtigsten Heimwerker-Arbeiten und die Bohrmaschine zu den ersten elektrischen Werkzeugen, die in keiner Werkstatt fehlen darf. Entscheidend für gute Bohrergebnisse ist in erster Linie jedoch die Verwendung des richtigen Bohrers. Zwar können Metallbohrer für viele Materialien genutzt werden, jedoch auch sie haben ihre Grenzen. Spätestens, wenn Topfscharniere verbaut werden sollen, ist der Einsatz von Forstnerbohrern unabdingbar.

Viele Bohrer unterscheiden sich jedoch nicht nur in ihrer Bauform. Unterschiedliche Schaftformen und spezielle Legierungen entscheiden über den richtigen Einsatz.

Wir möchten in unserer Bohrerübersicht auf Heimwerker.de verschiedene Borhrerarten vorstellen und erklären, wofür sie eingesetzt werden. Häufig müssen nicht alle Formen in allen Größen vorhanden sein und es kann sich auch mit anderen Bohrern beholfen werden. Eine solide Grundausstattung darf jedoch in keiner Werkstatt fehlen.

1. 3 Sicherheitshinweise beim Bohren

1.1. Schutzbrille

bohren-sicherheit

Achten Sie beim Bohren unbedingt auf die richtige Sicherheitsbekleidung.

Beim Bohren wird Material in Form von feinen Spänen, langen Fließspänen oder Staub abgetragen. Das Tragen einer Schutzbrille ist daher stets empfohlen.

1.2. Gehörschutz

Je nach Material und Bohrdurchmesser arbeiten Bohrmaschinen mit einer hohen Drehzahl, die eine entsprechende Geräuschkulisse nach sich zieht.

Gerade beim Schlagbohren führt die Schlagfunktion zu einer zusätzlichen Belastung. Bei Bedarf ist daher ein Gehörschutz zu tragen.

1.3. Schutzhandschuhe

Rotierende Werkzeuge können Stoffe und somit auch Handschuhe erfassen und aufwickeln. Daher gilt ein generelles Verbot von Arbeitsschutzhandschuhen an allen rotierenden Werkzeugmaschinen. Das gilt für das Arbeiten mit Handbohrmaschinen ebenso, wie für Ständer- und Säulenbohrmaschinen.

2. Welche Materialien können gebohrt werden?

Bohrer-Materialien

Für den Hausgebrauch sind vor allem folgende Materialien interessant, für die unterschiedliche Bohrer benötigt werden:

  • Metall – Vollmaterial, Bleche
  • Holz – kleine, große und sehr tiefe Löcher
  • Ziegelsteine
  • Beton
  • Glas und Fliesen

Grundsätzlich lassen sich alle Materialien bohren, die fest genug sind, um geschnitten werden zu können. Das betrifft hartes Glas ebenso, wie weiche Butter oder gar Papier. Entscheidend ist die Verwendung eines geeigneten Bohrers. Dieser muss dem zu bearbeitenden Material angepasst sein und über die richtigen Schneiden verfügen.

Unterscheiden lässt sich der Bohrvorgang bereits in der Form des Materialabtrags. Während bei weichen Materialien Späne abgeschnitten werden, muss bei härteren geschabt oder gar zertrümmert werden. Hierfür ist die Form und das Material der Schneide entscheidend.

Daher sollen sich die vorgestellten Bohrer auf auf diese Materialien beschränken. Bereits hier gibt es zahlreiche Unterschiede, die zu unterschiedlichen Bohrergebnissen führen können.

3. Bohrer für die Holzbearbeitung

Holz ist das Material, welche am häufigsten in der heimischen Werkstatt gebohrt wird. So vielfältig, wie Holz eingesetzt werden kann und so verschieden die Anforderungen an Bohrungen in Holz sein können, so unterschiedlich sind auch die Formen der Holzbohrer.

3.1. Der Holzbohrer für verschiedenste Anwendungen

bohrer-holz

Für Holz werden herkömmliche Spiralbohrer als Metall verwendet.

Prinzipiell kann Holz mit handelsüblichen Spiralbohrern (Metallbohrer) gebohrt werden. Der weiche Werkstoff Holz hat jedoch den Nachteil, dass er sich beim Schneiden wegdrück und daher nicht exakt geschnitten werden kann. Deutlich wird das beim Bohreraustritt an der Rückseite eines Brettes sichtbar. Hier wird das Material nicht geschnitten, sondern stattdessen die Holzfasern weggedrückt, was zu Ausplatzungen führt.

Holzbohrer müssen daher Schneiden besitzen, die das Material nicht nach außen drücken. Deutlich ist die Umsetzung am Anschliff zu erkennen. Dieser besitzt eine Zentrierung, die den Bohrer führt und zwei Außenschneiden, die sehr flach und scharf geschliffen.

Diese beiden Schneiden können sogar leicht nach innen geneigt sein, damit sie das Holz erst am äußeren Durchmesser durchbrechen und dort sauber trennen. Als Rest ergibt sich eine dünne Holzscheibe mit einem Loch der Zentrierung.

Hinweis: Durch die ausgestochene Scheibe sollte es vermieden werden, mehrere Lagen Bretter gleichzeitig mit einem Holzbohrer zu bohren. Die Scheibe bleibt am Bohrer haften, dreht sich mit dem Bohrer und verhindert so, dass die nächste Schicht Holz angeschnitten werden kann.

3.2. Forstnerboher für große Bohrungen in Holz

bohrer-holz-forstnerbohrer

Forstnerbohrer werden für große Holz-Bohrungen verwendet.

Ähnlich, wie der einfache Holzbohrer, ist auch der Forstnerbohrer geschliffen. Auch er besitzt eine Zentrierung und seitliche Schneiden, die außen tiefer liegen als innen. Zusätzlich können äußere Schneiden ausgeprägt sein, die den Bohrdurchmesser noch sauberer ausstechen und dem Bohrer mehr Führung im Bohrloch verleihen.

Da ein Forstnerbohrer hauptsächlich für große Durchmesser gedacht ist, kann der Bohrerkopf nicht im selben Durchmesser ausgeführt sein, wie der Schaft. Der Erfinder Benjamin Forstner hat seine Bohrer daher abgesetzt und den Schaft deutlich dünner als den Bohrkopf gestaltet.

Diese Bauform ermöglicht es, große Bohrungen herzustellen, und den Bohrer dennoch in handelsübliche Bohrfutter aufzunehmen. Gleichzeitig es es jedoch nicht möglich, die Späne mittels einer langen Spirale aus dem Bohrloch zu führen. Forstnerbohrer können daher nur für relativ kurze Sack- oder Durchgangslöcher genutzt werden. Sammeln sich zu viele Späne im Bohrloch, kann die entstehende Wärme nicht abgeführt werden und der Bohrer glüht aus.

Tipp: Auch wenn sich große Forstnerbohrer in kleine Bohrmaschinen spannen lassen, darf nicht vergessen werden, dass sie ein gewisses Drehmoment benötigen. Anders, als bei einer Lochsäge, benötigen Forstnerbohrer Schneiden, die so groß, wie das Bohrloch sind. Die Schneiden greifen über ihre gesamte Größe gleichzeitig in das Material ein und heben große Späne ab.

3.3. Flachfräsbohrer, wenn es schnell gehen soll

bohrer-holz-flachfraesbohrer

Der Flachfräsbohrer eignet sich, wenn es einmal schnell gehen soll.

Wie der Name bereits sagt, kombiniert der Flachfräsbohrer das Bohren mit dem Fräsen. Wie alle Holzbohrer, besitzt er eine Zentrierspitze, die ein relativ genaues Ansetzen am Holz ermöglicht. Zwei seitliche Schneiden schaben anschließend die Oberfläche ab und fräsen sich somit in das Holz.

Das Schaben beziehungsweise Fräsen erfordert einen deutlich höheren Kraftaufwand, als ihn übliche Holzbohrer benötigen, da die Schneider eher senkrecht steht und nicht in Drehrichtung ausläuft. Dadurch sind Flachfräsbohrer hauptsächlich für weiche Holzarten gedacht. Richtig eingesetzt erzielen sie bei einem ausreichenden Drehmoment jedoch einen sehr schnellen Arbeitsfortschritt. Zur besseren Kraftübertragung besitzen sie statt eines Rundschaftes einen Sechskantschaft.

Die flache Bohrerform mindert die Reibung am Bohrdurchmesser und lässt viel Platz für Späne, die ohne Spiralform jedoch kaum abgeführt werden können. Die geringe Stärke des Bohrers bietet auch wenig Führung im Bohrloch, sodass Bohrungen selten genau werden. Der Flachfräsbohrer ist für schnelle Löcher mit kräftigen Maschinen gedacht.

  • Holzbohrer-Set auf Amazon.de ansehen »

4. Metallbohrer für exakte Bohrlöcher in harte Materialien

bohrer-metall

Bohrer aus Metall müssen besonderen Beanspruchungen standhalten.

Mit einfachem Stahl in Stahl zu bohren ist kaum möglich. Daher bestehen Metallbohrer größtenteils aus HSS . HSS steht für High Speed Steel oder eingedeutsch Hochleistungs-Schnellarbeitsstahl. Das Basismaterial unterscheidet sich in der Qualität, vor allem aber in Bohrerherstellung und der Legierung.

Die Spiralform des Bohrers lässt sich durch rollen herstellen, was eine besonders feste und glatte Oberfläche erzeugt oder durch schleifen in sehr genauen Toleranzen. Erkennbar ist der Unterschied in der Bezeichnung HSS-R für das Rollieren und HSS-G für geschliffen. Zusätzlich lässt sich die Verschleißfestigkeit durch Beschichtungen und Legierungen positiv beeinflussen.

Im Folgenden zeigen wir Ihnen die Unterschiede von HSS-Bohrern:

Metallbohrer-Typ Eigenschaften
HSS
  • einfache Metallbohrer für mittlere Beansoruchung
  • erkennbar an grauer bis schwarzer Einfärbung
HSS-TiN
  • usätzliche aufgedampfte Beschichtung mit Titannitrid verbessert die Oberflächenhärte und verringert Verschleiß
  • bei Anschliff geht die Beschichtung jedoch verloren
HSS-Co
  • Legierung mit Cobalt verbessert die Eigenschaften von HSS
  • erhöht zusätzlich die Temperaturbeständigkeit und minimiert Verschleiß
  • nachträglicher Anschliff beeinflusst die Eigenschaften daher nicht
  • Färbung dunkler und meist matt
HSS-Co-TiN
  • bezeichnet eine Cobaltlegierung mit zusätzlicher Titannitrid-Beschichtung

5. Steinbohrer mit Hartmetallbestückung

bohrer-stein

Stein wird nicht wirklich gebohrt, sondern vielmehr zertrümmert.

Hartmetall ermöglicht es in sprichwörtlich steinharte Materialien zu bohren. Wobei die Bezeichnung „bohren“ nicht ganz richtig ist. Beim Bohren in Ziegel und Steine wird das Material zertrümmert und weniger gebohrt.

Die typische Spiralbohrerform dient lediglich dem Abtransport des abgetragenen Materials.

Holz- und Metallbohrer schneiden sich in das Material und tragen es ab. Steinbohrer schlagen auf die Oberfläche und zerbröseln diese. Die Drehbewegung dient der Ausformung des Bohrloches und dem Entfernen des Bohrstaubs.

Das aufgelötete Hartmetallplättchen ermöglicht es, in Ziegel, Stein oder Keramik zu bohren. Jedoch ermöglicht erst eine unterschiedliche Schaftform eine bessere Übertragung der Schlagenergie und damit das Bohren unterschiedlich fester Materialien.

5.1. Steinbohrer mit Zylinderschaft

Der Zylinderschaft ermöglicht es, den Steinbohrer in jedes Zahnkranz- oder Schnellspannbohrfutter einzuspannen und damit ohne Schlagfunktion zu bohren, wie es für Fliesen nötig ist. Mit einer Schlagfunktion können Ziegelsteine, Poroton und leichter Beton gebohrt werden. Die Schlagenergie einer Schlagbohrmaschine ist jedoch begrenzt und auch handelsübliche Spannfutter sind nicht für eine höhere Schlagkraft ausgelegt.

5.2. Steinbohrer mit SDS-Schaft

Steinbohrer mit Zylinder-, SDS-Quick- und SDS-Plus-Schaft

Die begrenzte Übertragung der Schlagenergie wird durch ein SDS-Futter deutlich verbessert. Dieses spannt den SDS-Steinbohrer nicht, sondern hält ihn in einer Führung und ermöglicht die Bewegung in Schlagrichtung.

Dadurch muss das SDS-Futter die Schlagenergie nicht aufnehmen oder übertragen. Das ermöglicht die Übertragung sehr hoher Schlagstärken.

Das SDS-Futter, übrigens eine Erfindung von Bosch, wird heute einheitlich von fast allen Herstellern verwendet, unterscheidet sich jedoch in der Größe:

Bohrer-Bezeichnung Bedeutung
SDS-Plus
  • kurz SDS
  • bezeichnet die Futtergröße, die in allen Heimwerker-Werkzeugen Anwendung findet
  • Bohrungen von 4 bis über 20 mm möglich
SDS-Max
  • dient zur Übertragung größter Kräfte
  • wird daher in schweren Bohrhämmern verwendet
SDS-Quick
  • ist das kleinste SDS-Futter und wird aktuell nur in Bosch Akku-Bohhämmern verwendet
  • SDS-Quick Futter ermöglicht zusätzlich die Aufnahme von Bits mit langem Sechskant-Schaft

6. Universalbohrer für den universellen Einsatz?

bohrer-universal

Von Universal-Bohrern, die unterschiedliche Materialien bohren können, ist meist keine langlebige Qualität zu erwarten.

Hartmetall lässt Stein und Beton zerbröseln und kann zu sehr scharfen Schneiden für Metallbohrer geschliffen werden. Eine Kombination aus beidem, soll es ermöglichen, mit einem Bohrer Holz, Kunststoff und auch Stein zu bohren.

Mit einem aufgelöteten Hartmetallplättchen wird der Bohrer hart genug, um Stein zu bohren. Mit einem scharfen Anschliff ist er zusätzlich in der Lage Späne von Holz und anderen weichen Materialien abzutragen.

Jedoch reagieren spitze und scharfe Schneiden sehr empfindlich auf Stöße härterer Materialien und stumpfe Schneiden ermöglichen keinen Abtrag von Spänen. Die Kombination aus beidem, kann also nur bedingt eine gute Lösung sein.

Da Steinbohrer kaum eine spezielle Schneidenform benötigen, können Universalbohrer wie Steinbohrer genutzt werden. Für weiche Materialien, wie Holz oder Kunststoff sind sie jedoch weniger geeignet. Hier drücken und quetschen sie sich mehr schlecht als recht durch das Material.

Achtung: Von Universalbohrern oder Mehrzweckbohrern sollte daher keine besondere Qualität der Bohrlöcher in weiche Materialien erwartet werden.

Bildnachweise: adobe.stock/Christian Camus, adobe.stock/Rido, adobe.stock/Seventyfour, amazon/kwb, amazon/Bosch, adobe.stock/classicstyle, adobe.stock/vitalis83, adobe.stock/RobbieWi (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)