Boden & Fliesen

Estrich als Unterbau für Bodenbeläge - Arten, Eigenschaften, Verarbeitung und 5 Tipps zum Verlegen

  • Estriche sind ein ebener, belastbarer Untergrund für Bodenbeläge oder als Nutz- bzw. Sichtestrich auch gleichzeitig der Bodenbelag selbst.
  • Die jeweiligen Bindemittel geben den Namen für die Estrichart an, wie beispielsweise beim häufig verwendeten Zementestrich der Zement.
  • Je nach Verwendungszweck kann Estrich im Verbund, schwimmend oder als Heizestrich sowie als Trockenestrich aufgebracht werden.

Mann verarbeitet selbst nivellierenden Estrich

Unter und über dem Estrich

Im privaten Haus- und Wohnungsbau wird in den allermeisten Fällen unter dem Estrich eine Elektrische Fußbodenheizung verlegt, die für eine gute Wärmeverteilung sorgt. Über dem Estrich kommen alle möglichen Böden & Fliesen in Betracht. Neben den persönlichen Vorlieben sollte der gesamte Fußbodenaufbau aufeinander abgestimmt sein.

Als Estrich wird der Untergrund bezeichnet, der für eine geschlossene Nutzschicht und damit für die Möglichkeit der Bodenbelagsverlegung sorgt.

Dabei gibt es neben unterschiedlichen Estrichaufbauten auch unterschiedliche Zusammensetzungen.

Je nach Verwendungszweck und Untergrund, wird Estrich flüssig, erdfeucht oder sogar als Trockenestrich eingebracht.

Die bekannteste Variante ist der Zementestrich. Dieser Estrich ist leicht zu verlegen. Mit etwas Übung schafft das jeder Heimwerker. Zudem ist er günstig in der Herstellung und bietet viele Vorteile.

Mit entsprechender Oberflächenbehandlung, kann Estrich sogar sichtbar bleiben und benötigt keinen weiteren Bodenbelag. In diesem Fall wird er als Nutz- oder Sichtestrich bezeichnet.

1. Namensgebende Bindemittel für Estrich

Spezielle Umstände und Ansprüche erfordern besondere Eigenschaften an den Estrich und seine Verlegung auf den Untergrund. Diese werden durch verschiedene Bindemittel erreicht.

  1. Zementestrich – der sicherlich gebräuchlichste, ist der Zementestrich. Dieser besteht aus Sand, Zement und Wasser. Wobei der Sand eine etwas größere Korngröße von bis zu 8 mm aufweist. Zementestrich gibt es fertig gemischt und kann auch individuell angemischt werden. Gerade bei größeren Mengen ist die eigene Anmischung oft deutlich günstiger. Eine umfassende Information und Anleitung finden Sie im Anschluss dieser Übersicht.
  2. Gussasphaltestrich – Gussaphaltestrich besteht aus Sand, Steinmehl, Splitt und Bitumen. Da dieser ohne Wasser angemischt wird, ist er sehr schnell begehbar und weist durch seine Zusammensetzung eine hohe Wärme- und Trittschalldämmung auf. Nachteilig ist dagegen die Verarbeitungstemperatur von etwa 230° und die Reaktion mit Weichmachern. Im Zusammenspiel mit einigen Bodenbelägen ist daher eine extra Trennschicht erforderlich.
  3. Calciumsulfatestrich – oft als Anhydritestrich bezeichnet, nutzt der Calciumsulfatestrich Calciumsulfat als Bindemittel und bildet eine gipsartige Schicht mit den entsprechenden Eigenschaften. Schnell trocknend und empfindlich gegen Nässe, kann Calciumsulfatestrich nur in trockenen Räumen verwendet werden und muss in Feuchträumen speziell abgedichtet werden. Aufgrund der feinen Zusammensetzung wird Calciumsulfatestrich hauptsächlich als Fließestrich eingesetzt.
  4. Kunstharzestrich – schnell aushärtend und wasserdicht findet dieser sehr teure Estrich nur in speziellen Bereichen seine Anwendung. Kunstharze sind sehr flexibel, enthalten aber auch Giftstoffe und gelten als Sondermüll
  5. Magnesitestrich – besticht durch besondere Eigenschaften. Abriebfest, färbbar, fugenlos verlegbar und gute Ableitfähigkeit von statischen Aufladungen spezialisieren ihn in großen Betriebshallen. Nachteil ist allerdings die Empfindlichkeit gegen Nässe. Hierbei können Stoffe austreten, die Metalle angreifen.

Tipp: Mit entsprechender Oberflächenbehandlung kann Estrich sogar sichtbar bleiben und benötigt keinen weiteren Bodenbelag. In diesem Fall wird er als Nutz- oder Sichtestrich bezeichnet.

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2. Zementestrich – Eigenschaften und Verarbeitung

Zementestrich ist die bekannteste und auch beliebteste Form des Estrichs in Deutschland. Er ist günstig in der Herstellung und bietet viele Vorteile. Leicht lässt sich dieser Estrich auf Boden und Untergrund verlegen – auch von noch unerfahrenen Heimwerkern.

Er besteht aus Zement, Sand oder Kies, Wasser und verschiedenen Zusatzstoffen.

    Vorteile
  • Beständigkeit gegen Feuchtigkeit und Nässe (ist also auch für Nassräume oder Außenbereiche geeignet)
  • gute Festigkeitswerte
  • einen hohen Verschleißwiderstand
  • eine Unempfindlichkeit gegenüber Hitze oder Kälte
  • seine Stabilität, auch bei schweren Lasten
    Nachteile
  • Zementestrich verliert zum einen in der Trocknungsphase viel Feuchtigkeit, zieht sich also zusammen und lässt dadurch oft Risse entstehen.
  • die Aushärtphase dauert rund 20 bis 30 Tage

Außerdem ist Zementestrich auch als Heizestrich geeignet.

2.1. Benötigte Werkzeuge

  • Abziehbrett
  • Handkreissäge
  • Reibebrett
  • Stahlglätter
  • Abziehschienen
  • Akkuschrauber
  • Maurerquast
  • Drahtbürste
  • Schaufel
  • Kelle
  • Wasserwaage

2.2. Estrich: 5 Tipps zum Verlegen von Zementestrich

  1. Tipp 1: Achten Sie darauf, dass die Temperatur im jeweiligen Raum, in dem Estrich verlegt werden soll, immer über 5 Grad liegt!
  2. Tipp 2: Verlegen Sie Estrich nur auf Boden oder Untergrund, die maximal 40 qm groß sind!
  3. Tipp 3: Halten Sie den Estrich nach dem Einbau immer leicht feucht!
  4. Tipp 4: Bauen Sie Scheinfugen ein, um die Rissbildung kontrollieren zu können!
  5. Tipp 5: Betreten Sie den Belag erst, wenn der Wassergehalt unter 2% liegt!

3. Konstruktionsarten: Verbundestrich, Estrich auf Trennschicht, Schwimmender Estrich und Heizestrich

Je nach Verbindung des Estrichs zum tragenden Untergrund und ihrer Funktion unterscheidet man in vier verschiedene Verlegearten:

  • Verbundestrich
  • Estrich auf Trennschicht
  • Estrich auf Dämmschicht „Schwimmender Estrich“
  • Heizestrich
  • Trockenestrich

3.1. Verbundestrich

estrich-gegossen

Der frischer Estrich liegt direkt auf dem Rohbeton auf.

Verbundestrich wird die Verlegeart genannt, bei der der Estrich direkt auf dem Rohbeton aufliegt.

Es gibt keine Trennschicht oder Dämmung; der Estrich ist stoffschlüssig mit dem Untergrund verbunden.

Wichtig ist hier eine gründliche Untergrundvorbereitung, ansonsten entstehen Hohllagen.

Verbundestrich wird häufig für Garagen oder Kellerräume verwendet. Die durchschnittliche Dicke beträgt 20-70mm.

3.2. Estrich auf Trennschicht

Bei dieser Variante liegt zwischen Estrich und Beton eine Schicht, die eine Verbindung zwischen den beiden Elementen verhindert. Für diese Schicht geeignet sind sowohl Folie und Bitumpapier, als auch Rohglasvliesbahnen.

Diese Schicht sollte am besten zweilagig verlegt werden, damit der Estrich sich frei bewegen kann und Risse verhindert werden. Insgesamt gesehen ist dies dennoch die schadenträchtigste Verlegeart.

Estrich mit einer Trennschicht wird häufig für Trocken-, Heiz- oder Waschräume verwendet. Die durchschnittliche Dicke beträgt 35mm.

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3.3. Schwimmender Estrich

Estrich auf einer Dämmschicht, oder auch schwimmender Estrich genannt, besteht aus drei Schichten: als Erstes eine Dämmschicht, als Zweites eine Dämmschichtabdeckung und zu guter Letzt der Estrich.

Durch die Schichtung verschiedener Materialien hat der Estrich keinerlei Kontakt mehr zum Untergrund.

Diese Variante als Estrich zu verlegen ist gut, um Trittschalldämmung, Wärme- und Schallübertragung im Haus zu verbessern. Die durchschnittliche Dicke beträgt 35mm.

3.4. Heizestrich

Heizestrich wird genauso verlegt wie der schwimmende Estrich, außer dass hier in die obere Schicht der Dämmung die Rohrschlangen für die Fußbodenheizung gelegt werden.

Eine besondere Bedeutung kommt dem Aufheizen des Estrichs bei Fußbodenheizung zu.

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Bevor der Heizestrich verlegt werden kann, muss der Untergrund vorbereitet werden.

3.5. Trockenestrich

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Hier wird Trockenestrich verlegt.

Trockenestrich – Estrichverlegung der besonderen Art.

Wie der Name schon sagt, wird dieser trocken eingebracht, ist somit sofort begehbar und bringt keine weitere Feuchtigkeit in den Hausbau.

Das erspart Trocknungszeit und kann die Kosten senken. Der Einbau kann auf zwei Arten erfolgen.

Ist der Untergrund bereits tragfähig und eben, können die Estrichplatten nach einer Dampfsperre direkt aufgelegt, untereinander verklebt und verschraubt werden.

Ähnlich der Verlegung von OSB-Platten, wird Trockenestrich in mindestens zwei Schichten in Kreuzlage verlegt.

Aufgrund der geringen Ausdehnung bei Temperaturschwankungen, reicht als Dehnungsfuge zu Wänden ein Randdämmstreifen, wie er bei Zementestrich üblich ist. Ebenso werden erst bei Raumlängen von 20 m zusätzliche Dehnungsfugen benötigt.

3.6. Trockenestrich auf Dämmschütt

Ist der Boden uneben, muss er mit einer Dämmschüttung ausgeglichen werden. Sie dient zusätzlich als Wärme- und Schalldämmung. Die Verlegung ist relativ einfach und kann von einem versierten Heimwerker ausgeführt werden.

Im ersten Schritt wird ein Rieselschutz in Form einer entsprechenden Folie oder Papier verlegt. Er verhindert, dass die Schüttung durch Löcher verschwindet. Anschließend wird ein Randdämmstreifen angebracht und Führungsschienen auf dem Boden ausgerichtet.

Diese Führungsschienen müssen waagerecht und in einer Höhe liegen. Der Raum zwischen den Führungsschienen wird mit Dämmschüttung verfüllt und auf den Schienen abgezogen. Dabei sollte die Dämmung mindestens 1 cm dick sein, aber 10 cm nicht überschreiten.

Anschließend können die Führungsschienen entfernt und die entstandenen Lücken mit Dämmschüttung aufgefüllt werden. Ist so eine geschlossen ebene Fläche entstanden, können die Estrich-Platten verlegt werden.

Begonnen wird dabei in einer Ecke und fortlaufend im schleppenden Verband. Die Dämmschüttung darf ohne Estrich nicht betreten werden.

Daher schaffen lose aufgelegte Estrichplatten sogenannte Laufinseln. Alle Platten müssen untereinander verklebt und verschraubt werden.

4. Fußboden sanieren

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Die Bodensanierung erfolgt mit Fließestrich.

Wenn Ihr Boden im Laufe der Jahre sehr gelitten hat und Sie nun das Knarren nicht mehr hören und den alten Bodenbelag nicht mehr sehen können, dann sollten Sie darüber nachdenken, Ihren Fußboden komplett sanieren zu lassen.

Auf der Seite www.bau-welt.de finden Sie eine komplette Anleitung, wie Sie Ihren Boden selber sanieren können.

Zudem erfahren Sie alles Wissenswerte zum Thema Fußboden.

5. Belegreife von Estrich

Im Abbindeprozess trocknet der Estrich, härtet langsam aus und schwindet auch in seinem Gesamtvolumen. All diese Eigenschaften können den neuen Bodenbelag negativ beeinflussen.

Während eine zu hohe Restfeuchte Laminat, Parkett und andere weichen Beläge zum Aufquellen, Verformen und Schimmeln bringen kann, können Fliesen und Natursteinbeläge unter einem zu großen Schwindverhalten reißen.

Erst, wenn der Estrich genug ausgehärtet ist, nur noch ein minimales Schwindverhalten aufweist und eine geringe Restfeuchte enthält, spricht man von einer Belegreife.

Um die Belegereife eines neuen Estrichs für den vorgesehenen Bodenbelag beurteilen zu können, benötigen Bodenleger verlässliche Kenndaten über die Qualität und den voraussichtlichen Ausgleichsfeuchtewert eines Estrichs.

Damit der Bodenleger das Feuchterisiko für die gesamte Fläche beurteilen kann, müssen die Kenndaten sowie die Feuchte Messmethode sehr genau sein.

Dabei darf die Messungenauigkeit maximal 0,5 % des Feuchtegehalts betragen. Ohne derart exakte Informationen über den eingebauten Estrich kann die Belegereife nicht ausreichend genau geprüft werden.

6. Messverfahren zur Restfeuchtebestimmung

Um die Belegreife zu ermitteln, ist es wichtig den Restfeuchtigkeitsgehalt zu prüfen.

Erst bei einem maximalen Feuchtigkeitsgehalt von weniger als 2% (Zementestrich / CM-Methode) gilt der Estrich als belegreif. Hierfür gibt es unterschiedliche Messmethoden, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen.

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Ein Feuchtigkeitsmessgerät kann für Wände und Böden benutzt werden.

6.1. CM-Methode

Kommt Calciumcarbit mit Wasser in Berührung, reagiert es zu Ethin, was aus alten Schweißgasentwicklern bekannt ist. Dieses Verhalten wird genutzt um den Wassergehalt an einer Probe des Estrichs zu prüfen.

Je mehr Gas beim Kontakt von Calciumcarbit und der Estrichprobe austritt, um so mehr Druck wird in einem Behälter erzeugt, was auf einen erhöhten Wassergehalt schließen lässt.

6.2. Darr-Methode

Hierzu wird das Gewicht einer Estrichprobe ermittelt, dieses dann vollständig getrocknet und die Gewichtsdifferenz ermittelt, welche den Restfeuchtegehalt angibt.

6.3. Elektrische Verfahren

Da Wasser den Strom leitet, kann anhand einer Widerstandsmessung ermittelt werden, wie viel Wasser im Estrich enthalten ist.

Das ist die gebräuchliste Variante, welche auch zur Bestimmung der Restfeuchtigkeit im Holz genutzt wird.

Zementestrich: Preise und Kosten ermitteln

Die Preise für Zementestrich hängen von vielen Faktoren ab: Soll eine Fußbodenheizung installiert werden? Wie groß ist der Raum, in dem der Estrich verlegt werden soll? Wie dick soll er sein? Soll es ein Trocken- oder Fließestrich sein? Soll der Zementestrich direkt von einem Zementwerk geliefert werden oder wollen Sie ihn selber anrühren?

Erst, wenn Sie all diese Faktoren gründlich abgewägt haben, können Sie sich über einen endgültigen Preis informieren.

7. Der praktische Estrich-Bedarfs-Rechner von Heimwerker.de

Bildnachweise: Adobe Stock/Dan Race, Adobe Stock/Karepa, Adobe Stock/schulzphoto, VGL/Bestandsfoto bearbeitet, VGL/Riccardo Düring, 'Estrich': Riccardo Düring - heimwerker.de, 'Heizestrich': Riccardo Düring - heimwerker.de, 'Trockenestrich': Knauf (Pressemeldung, 'Dämmschüttung': Hornbach Holding AG /, 'Boden sanieren': Hornbach Holding AG /, 'Estrich': Riccardo Düring - heimwerker.de, 'Heizestrich': Riccardo Düring - heimwerker.de, 'Trockenestrich': Knauf (Pressemeldung, 'Dämmschüttung': Hornbach Holding AG /, 'Boden sanieren': Hornbach Holding AG / (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)