Honig aus eigener Herstellung _Imker werden
Viele Menschen sind begeisterte Hobby-Imker und halten sich ihr eigenes Bienenvolk in einem Bienenstock im Garten. Die fleißigen Bienen sammeln bis in den Sommer hinein den Blütennektar, aus dem schließlich der süße Honig hergestellt wird.
Im Juni wird der Honig erntereif und kann aus den Waben gewonnen werden. Bei der Honigernte muss jedoch auf einiges geachtet werden: Die Insekten dürfen nicht verletzt und die Waben nicht verunreinigt werden. Im Anschluss folgt das Honigschleudern, das den entscheidenden Schritt in der Honiggewinnung darstellt, bevor der Honig weiterverarbeitet werden kann.
Süßer Honig ist zwar in jedem Supermarkt erhältlich, als ein Produkt aus Eigenherstellung oder vom örtlichen Imker wird er jedoch zu etwas ganz Besonderem.
Wie stellen Bienen Honig her?
Honig ist ein natürliches Produkt und wird von Honigbienen aus dem Nektar bunter Blüten hergestellt. Mit ihrem Rüssel saugen die fleißigen Sammelbienen den Blütennektar auf und transportieren ihn in ihrer Nektarblase zum Stock zurück. Dabei gelten Honigbienen als blütentreu, sie fliegen also immer nur eine Blütensorte in ihrem bestimmten Fluggebiet an und legen dabei täglich bis zu 10 km zurück.
Bis die Nektarblase voll ist, müssen die kleinen Bienen etwa 200 Blüten anfliegen. Auf diese Weise bestäuben die Fluginsekten auch automatisch die Blumen, die sie besuchen, da die kleinen Pollen an der feinen Körperbehaarung haften bleiben.

Wieder im Bienenstock angekommen, überreicht die Sammelbiene den Nektar an sogenannte Stockbienen, die für seine Weiterverarbeitung verantwortlich sind und den Blütennektar in speziellen Waben speichern. Hier kann der Nektar reifen, indem sein Wassergehalt auf 18% bis 20% sinkt.
Die Biene unterstützt diesen Reifungsprozess tatkräftig, indem sie beispielsweise den Verdunstungsvorgang mit gezieltem Flügelschlagen anregt und spezielle Enzyme durch ihren Speichel hinzugibt. Diese körpereigenen Säfte verändern den Rohstoff, er wird haltbarer und bildet den typischen Honigzucker.
Zum Schluss wird der nun dickflüssige Honig in spezielle Lagerzellen in den hinteren Teil des Bienenstocks transportiert. Hier verdeckelt die Stockbiene den Honig mit Hilfe einer luftdichten Wachsschicht. Diese Schicht signalisiert dem Imker, dass der Honig nun erntereif ist.
Honigreife bestimmen und Honigwaben entnehmen

Honig kann je nach Sorte ab Mitte Juli geerntet werden. Der hintere Teil des Stocks dient den Bienen dabei zur Honigproduktion, in den vorderen Waben wird der Nachwuchs aufgezogen.
Im Sommer befinden sich meist nur noch wenige Tiere im Bienenstock, da ein Teil des Volkes schon mit der alten Königin ausgeschwärmt ist.
Dennoch ist damit zu rechnen, dass einige Tiere auf den Magazinen sitzen. Öffnen Sie den Bienenstock daher immer nur mit entsprechender Imker-Schutzbekleidung. Ein sogenannter Smoker oder Raucher hilft dabei, die Bienen zu besänftigen.
Achtung: Lassen Sie nicht zu viel Rauch in den Honigraum gelangen – der Honig könnte sonst einen bitteren Geschmack annehmen.

Werfen Sie nun einen Blick auf die Honigwaben: Erkennen können Sie den Reifegrad des Honigs entweder mithilfe eines Refraktometers oder anhand der Menge der vorhandenen Wachsdeckel.
Sobald die Waben mit einer dünnen Wachsschicht überzogen sind, kann es losgehen. Der Wassergehalt liegt nun unter 20%.
Wäre der Gehalt zu hoch, würde der Honig gären, bei einem zu geringen Wassergehalt wird der Honig hingegen hart.
Tipp: Wird eine Honigschleuderung im Sommer durchgeführt, sollten mindestens 30% der Waben gedeckelt sein, bei einer Honigernte im Frühling reichen rund 20%. Auch Waben, die noch nicht komplett gefüllt sind, müssen entnommen werden, wenn das Volk bereits ausgeschwärmt und die Honigproduktion eingestellt ist.

Entnehmen Sie die einzelnen Magazine besonders vorsichtig, sie können sehr leicht brechen. Befreien Sie nun die Waben von restlichen Tieren mithilfe eines speziellen Bienenbesens oder einer einfachen Feder.
Achten Sie darauf, dass sich nicht doch noch einzelne Tiere in den Honigwaben befinden oder vielleicht sogar die Königin auf einem der Magazine sitzt.
Fegen Sie alle Tiere vorsichtig zurück in den Stock und transportieren Sie die entnommenen Honigwaben in einer sauberen Kiste zurück ins Haus.
Tipp: Die Magazine sollten stets waagerecht getragen werden und dürfen niemals auf dem Boden abgelegt werden. Dieser enthält Mikroben, die den Honig verunreinigen könnten.
Die Honiggewinnung

Der Raum, in dem das Honigschleudern stattfindet, sollte trocken, geruchsneutral und warm sein. Eine Raumtemperatur von 24°-28°C eignet sich besonders gut. Bei normaler Zimmertemperatur würde zu viel Honig im Wachs verbleiben, da Honig heutzutage kalt geschleudert, und nicht mehr zusätzlich erwärmt wird.
Als erster Schritt erfolgt das sogenannte Entdeckeln der Honigwaben, die feine Wachsschicht wird mithilfe einer Entdeckelungsgabel entfernt. Dabei fahren die leicht nach unten gebogenen Spitzen der einzelnen Zinken unter die Zelldeckel und heben diese ab.
Alternativ können Sie die Deckel auch mit Heißluft vorsichtig schmelzen lassen und anschließend entfernen.
Tipp: Beeilen Sie sich beim Transport vom Bienenstock in den Schleuderraum – stockwarmer Honig lässt sich am besten verarbeiten.
Tipp: Auch dieses Wachs sollte gesammelt werden, denn es kann später ebenfalls zu Honig weiterverarbeitet werden.


Honig schleudern und weiterverarbeiten
Nachdem die Waben entdeckelt wurden, läuft bereits der süße Honig aus ihnen heraus. Die Magazine werden nun in den Wabenkorb einer speziellen Honigschleuder gestellt. Diese sind in elektrischen als auch in manuellen Varianten erhältlich.
Durch die erzeugten Fliehkräfte wird nun der Honig aus den Waben gezogen, er läuft danach an der Innenseite der zylinderförmigen Trommel ab und sammelt sich am Boden. Im Anschluss werden die Waben gewendet und erneut geschleudert.
Tipp: Dieser letzte Arbeitsschritt entfällt, wenn Sie eine Selbstwenderschleuder besitzen.





Einige Honigschleudern haben bereits vor dem Auslauf ein Honigsieb integriert. Es lohnt sich dennoch, den Honig noch einmal zusätzlich durch ein feines Sieb oder Seihtuch zu geben, so werden letzte Wachsstücke und Verunreinigungen entfernt.
Der Honig ist aber auch ohne ein Sieben jetzt schon genießbar.
Nach dem Filtern muss der Honig ruhen, lassen Sie ihn einfach einige Tage in einem luftdicht verschlossenem Honigeimer in einem dunklen Raum stehen. Mit der Zeit wird sich ein Schaum auf der Oberfläche bilden, in dem sich die letzten Wachsreste befinden. Dieser Schaum wird mit Hilfe eines großen Löffels abgeschöpft und entsorgt.
Für einen Erhalt der cremigen Substanz muss der geschleuderte Honig nun noch zusätzlich gerührt werden, um entstandene Zuckerkristalle zu zerkleinern. Die Kristalle erkennt man an einem leichten Schimmer. Rühren Sie den Honig jeden Tag mehrere Minuten, so bleibt er länger streichfähig.
Je nach Honigsorte hat das Naturprodukt nach ein bis zwei Wochen die ideale Konsistenz erreicht und wird in saubere und etikettierte Gläser abgefüllt. Für ein gutes Aroma sollten die Gläser luftdicht verschlossen werden. Ist der Honig zum Abfüllen schon zu hart geworden, können Sie ihn einfach auf einer Herdplatte vorsichtig erwärmen.
Lagern Sie den Honig dunkel und idealerweise bei unter 16°C.
Viel Freude an Ihrem Honig aus eigener Herstellung! Lesen Sie auch: Bienen im eigenen Garten halten, Insektenhotel selber bauen und Imker-Bauanleitungen.



Bilder zum Thema Honigschleudern mit freundlicher Genehmigung von Imker Steffen Belikat, Inselimker.de.
Bildnachweise: Adobe Stock/C. Schüßler, 'Bienen an Honigwabe': von PollyDot(pixabay.com), 'Biene sammelt Blütennektar': von Daria Glodowska(DGlodowska@pixabay.com), 'Drohnenbrut mit Honigkranz': von Rainer Stropek(flickr.com), 'Imker entnimmt honigwabe': von DebraBolding(pixabay.com), 'Honigwabe mit Bienen': von Rainer Stropek(flickr.com), 'Honig in Wachszellen': von PollyDot(pixabay.com), 'Honigwaben vor dem Entdeckeln': von Steffen Belikat(Inselimker.de/), 'Entdeckeln der Honigwaben': von Maja Dumat(blumenbiene@flickr.com), 'Robinienhonig entdeckelt': von Steffen Belikat(Inselimker.de), 'Handhonigschleuder': von Steffen Belikat(Inselimker.de), 'Selbstwendeschleuder': von Steffen Belikat(Inselimker.de/), 'Honig fliegt aus Wabe': von fishermansdaughter(flickr.com), 'Honig wird gesiebt': von Steffen Belikat(Inselimker.de), 'Fliegende Biene': von JamesDeMers(pixabay.com), 'Verschiedenfarbiger Honig in Gläsern abgefüllt': von Hans Braxmeier(Hans@pixabay.com), 'Honigbrot': von estelle heitz(estelheitz@pixabay.com), 'Bienen an Honigwabe': von PollyDot(pixabay.com), 'Biene sammelt Blütennektar': von Daria Glodowska(DGlodowska@pixabay.com), 'Drohnenbrut mit Honigkranz': von Rainer Stropek(flickr.com), 'Imker entnimmt honigwabe': von DebraBolding(pixabay.com), 'Honigwabe mit Bienen': von Rainer Stropek(flickr.com), 'Honig in Wachszellen': von PollyDot(pixabay.com), 'Honigwaben vor dem Entdeckeln': von Steffen Belikat(Inselimker.de/), 'Entdeckeln der Honigwaben': von Maja Dumat(blumenbiene@flickr.com), 'Robinienhonig entdeckelt': von Steffen Belikat(Inselimker.de), 'Handhonigschleuder': von Steffen Belikat(Inselimker.de), 'Selbstwendeschleuder': von Steffen Belikat(Inselimker.de/), 'Honig fliegt aus Wabe': von fishermansdaughter(flickr.com), 'Honig wird gesiebt': von Steffen Belikat(Inselimker.de), 'Fliegende Biene': von JamesDeMers(pixabay.com), 'Verschiedenfarbiger Honig in Gläsern abgefüllt': von Hans Braxmeier(Hans@pixabay.com), 'Honigbrot': von estelle heitz(estelheitz@pixabay.com) (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)

Als Onlineredakteurin verbinde ich meine DIY-Leidenschaft mit meinem Beruf – in Home Office und Werkstatt. Meine Expertise in Bau- und Bastelthemen sowie bei Ratgebern zu Haushalt, Hobby und Garten nutze ich gern, um unsere LeserInnen so gut wie möglich zu beraten.
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