Akku-Werkzeuge

Akku-Familien – Power4All, SystemKIT oder Power X-Change

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Power4All, SystemKIT oder Power X-Change sind interne Bezeichnungen von Bosch, Makita und Einhell, mit denen Werkzeuge gekennzeichnet werden, die alle mit derselben Akkuform arbeiten. Dabei beschränkt es sich weder auf die Voltklasse, noch auf den Arbeitsbereich. Die meisten Hersteller bieten dafür 10,8 V, 14,4 V und 18 V Akku-Werkzeuge an.

Mit einer Akku-Familie besteht die Möglichkeit, Werkzeuge günstig ohne Akku und Ladegerät zu kaufen, da diese eventuell durch andere Werkzeuge bereits vorhanden sind. Ebenso würde jeder Kauf eines Akku-Werkzeuges mit Akku den aktuellen Akku-Bestand erweitern und somit für einzelne Geräte mehr Ersatzakkus zur Verfügung stellen.

Hierbei wird sich schon lange nicht mehr auf Werkzeuge beschränkt, denn wer würde sich beispielsweise eine Akku-Kaffeemaschine mit teurem Akku kaufen, wie sie von Makita angeboten wird. Lassen sich jedoch vorhandene Akkus nutzen, wird das Gerät günstiger und die Kaufentscheidung fällt leichter.

Was spricht gegen Akku-Werkzeuge?

Prinzipiell nichts! Dennoch halten sich bei vielen Heimwerkern längst ausgediente Meinungen fest, die auf Erfahrungen mit älteren Akku-Werkzeugen beruhen. Hier ein paar Beispiele:

  • Akku-Werkzeuge haben nicht genug Leistung.
  • Wenn man das Werkzeug braucht, ist der Akku leer.
  • Ständig gibt es Zwangspausen, weil der Akku leer ist.

Information: Sicher gibt es noch weitere Beweggründe und mitunter gehört auch viel „eigene Vorliebe“ dazu. Die drei Gründe sind jedoch technischer Natur und auf die werden wir in den Nächsten Absätzen detaillierter eingehen.

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Akku-Werkzeuge haben nicht genug Leistung!

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Viel Leistung mit zwei 18 V Akkus

Sicher sind den Akku-Werkzeugen, wie auch allen anderen Werkzeugen, Leistungsgrenzen gesetzt. Jedoch liegen diese häufig außerhalb des Heimwerker-Bedarfs. Als Heimwerker wird kaum eine Akku-Tischkreis- oder Akku-Kapp- und Gehrungssäge benötigt. Wobei selbst diese inzwischen als Akku-Variante erhältlich sind.

Heckenscheren mit einem 80 Volt Akku, Handkreissägen mit zwei 18 Volt Akkus und selbst Akku-Motorhacken sind erhältlich. Die wenigsten werden solche Geräte wirklich kaufen, da der Kosten-Nutzen-Faktor in den wenigsten Fällen gegeben ist. Sie zeigen jedoch, dass leistungstechnisch nach oben keine Grenzen gibt.

Im folgenden Beispiel möchten wir aber im typischen Heimwerkerbereich und sehen uns daher die Stichsäge an. Diese gehört meist zu den allerersten Elektrowerkzeugen und ist in jeder Werkstatt zu finden.

Bei Bosch grün gibt es fünf unterschiedliche Leistungsklassen der Stichsäge: PST 650, 700, 800, 900 und die PST 1000. Die angegebene Zahl im Produktnamen bezieht sich dabei auf die maximale Schnitttiefe in Holz. So schafft die PST 650 zum Beispiel 65 mm in Holz, die 800er 80 mm und mit der PST 1000 sind wir beim Maximum von 1000 mm angekommen.

Das ist schon ordentlich wird aber wahrscheinlich selten benötigt. Ordnen wir hier nun die Akku-Version PST 18 LI ein, landet sie gleichauf mit der PST 800. Also etwas über dem Mittelfeld, was für viele absolut ausreichend ist.

Seien wir mal ehrlich, wer sägt mit einer Stichsäge mehr als 80 mm Holz oder 5 mm Stahl? Die wenigsten werden diese Leistung tatsächlich benötigen. Kurz gesagt, die Akku-Stichsäge ist für fast alle Heimwerker-Tätigkeiten absolut ausreichend. Der Leistungsbedarf spricht demnach nicht gegen ein Akku-Modell.

Wenn man das Werkzeug braucht, ist der Akku leer?

Machen wir es, wie Bruce Lee in Karate-Kid, leeren das Glas Wissen und schafft Platz für neues. Lithium-Ionen-Akkus haben nichts mit herkömmliche NiCd-Akkus gemein und können nicht mit den Leistungen alter Akkus verglichen werden. Sie besitzen keinen Memory-Effekt und haben eine extrem geringe Selbstentladung von maximal 2% im Monat.

Wer seinen Akkuschrauber im Herbst mit einem 3/4 geladenen Akku einlagert, kann auch im Frühjahr noch damit arbeiten. Die Erfahrungen mit NiCd-Akkus dürfen daher gerne entsorgt und neue mit Li-Ion-Akkus gemacht werden.

Ständig gibt es Zwangspausen, weil der Akku leer ist!

Viel Arbeit bedeutet einen hohen Verbrauch an Akku-Kapazität. Das ist logisch und nicht vermeidbar. Aber, wir sprechen hier ja von einer Werkzeug- oder Akku-Familie. Das bedeutet, dass wir vermutlich nicht nur ein Werkzeug und damit nicht nur einen Akku haben. Zusätzlich bekommen moderne Akkus immer mehr Kapazität und können dabei schneller geladen werden. Hingegen Akkus früher noch jenseits von 5 Stunden am Ladegerät, um dann 5 Minuten effektiv arbeiten zu können, haben sich die Zeiten heute geändert.

Information: Die meisten Akkus und Ladegeräte bieten eine Ladezeit von einer Stunde und oft reicht schon ein Wechselakku aus, um dauerhaft arbeiten zu können. Wechselakkus sind schneller geladen, als im Arbeitseinsatz verbraucht.

Welche Vorteile haben Akku-Werkzeuge?

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Heckenschere aus dem Bosch Power4All System

Arm hoch, wer schon über ein Kabel gefallen ist oder etwas von der Werkbank geholt hat, weil er am Kabel hängen geblieben ist.

An diesem Punkt sind sich sicher alle einig. Kabel behindern häufig die Arbeit, schränken den Aktionsradius ein und sind eine Gefahrenquelle. Doch auch die Spannungsquelle von 230 V kann bei nasser Umgebung zur Gefahr werden.

Akku-Werkzeuge benötigen im Arbeitseinsatz keine 230 V und kein Kabel zur Spannungsversorgung, welches im Weg ist, den Arbeitsbereich verkleiner und zur Gefahrenquelle werden kann.

Akku-Werkzeuge arbeiten unabhängig und sind auch ohne Steckdose einsatzbereit.

Diese Vorteile beschränken sich nicht nur auf die Werkstatt, denn die Werkzeughersteller haben den Einsatzbereich ihrer Akku-Familien auf weit mehr Bereiche erweitert. Es gibt passende Arbeitsleuchten, beheizbare Jacken und auch die Gartengeräte müssen nicht außen vor bleiben. Gerade hier zeigen sich Akkus als äußerst flexibel sind sinnvoll.

Etliche Kabel wurden bereits mit dem Rasenmäher überfahren oder von der Heckenschere geteilt. Von Leiterunfällen, bei denen die Zuleitung die Ursache war. Ohne Kabel wäre das nicht passiert.

Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Akkuwerkzeuge sorgen für mehr Sicherheit, sind flexibel einsetzbar und ermöglichen die Arbeit auch dort, wo keine Spannungsquelle zur Verfügung steht.

Welche Vorteile haben Akku-Familien?

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Ein Akkutyp für viele Werkzeuge

Dass Akku-Werkzeuge und Akkus nicht gerade günstig sind, ist sicher jedem bekannt. Wer nun schon einen Akkuschrauber einer Akku-Familie – beispielsweise Bosch Power4All – besitzt und gerne noch eine Akku-Säge hätte, muss nicht automatisch das komplette Paket mit Akku und Ladegerät kaufen. Werkzeuge einer Akku-Familie gibt es auch einzeln und ohne Akku oder Ladegerät. Das macht sie deutlich günstiger und der Akku des vorhandenen Akkuschraubers lässt sich in beiden Werkzeugen nutzen.

Zum Geburtstag lässt man sich dann Akkus schenken und kann mit beiden Geräten durchgängig arbeiten. Zusätzlich sammeln sich mit der Zeit natürlich auch einige Akkus an, die sich bezahlt machen. Selten werden alle vorhandenen Werkzeuge einer Akkufamilie genutzt, besitzt man jedoch zu jedem auch nur einen Akku, können alle im Wechsel für die gerade benötigten Werkzeuge genutzt werden.

Ein weiteres großes Handicap unterschiedlicher Akku-Formen, sind die benötigten Ladegeräte. Nicht nur, dass mehrere benötigt werden, sie weisen meist auch eine unterschiedliche Qualität oder Leistung auf. Werden jedoch Werkzeuge einer Akku-Familie ohne Ladegerät gekauft, kann mit dem eingesparten Geld in ein oder zwei leistungsstarke Ladestationen investiert werden.

Schluss mit dem Kabelsalat vieler Ladegeräte und stattdessen ein gutes leicht erreichbar in der Werkstatt anbringen und alle Akkus lassen sich schnell laden.

Nur Vorteile für den Verbraucher oder was hat der Hersteller davon?

Die Antwort lässt sich in ein Wort fassen und heißt Markentreue.

Ein Werkzeughersteller möchten seinen Kunden natürlich einen besonderen Vorteil bieten und ihn von seinen Produkten überzeugen. Mit der Einführung von Akkufamilien, wie Power4All, SystemKIT oder Power X-Change von Bosch, Makita und Einhell gelingt ihm das sogar in doppelter Hinsicht.

Die Vorteile des Anwenders sind offensichtlich. Er kann selber entscheiden, ob er zu jedem Gerät Akku und Ladegerät kauft, kann Akkus in unterschiedlichen Geräten verwenden, benötigt nur noch ein Ladegerät und besitzt schnell einige Wechselakkus.

Der Hersteller verbessert seine Kundenbindung, indem er zum einen eine gute Idee auf den Markt bringt, in der der Verbraucher seine Vorteile sieht, zeitgleich „zwingt“ er ihn aber auch seiner Marke treu zu bleiben. Akku-Familien machen nur dann Sinn, wenn der Kauf mehrerer Werkzeuge eines Herstellers geplant sind.

Besitzt man bereits einen Akku-Bohrschrauber und möchte eine Akku-Stichsäge kaufen, greift man natülich zu dem Modell mit demselben Akku, um die Akkus zwischen beiden Geräten wechseln zu können.

Bei der Entwicklung von Akku-Familien profitieren ausnahmsweise mal beide Seiten. Der Hersteller bindet seine Kunden und der Kunde lässt sich gerne binden, da sich für ihn mehrere Vorteile ergeben.

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Bildnachweise: adobe.stock/Volodymyr Shevchuk, vgl/ Riccardo Düring (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)