Tapeziertechniken: Tapetenkleister, Rolltapezieren und Wandklebeverfahren
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Egal, welche Technik man beim Tapezieren anwendet, für ein sauberes Ergebnis muss erst einmal die alte Tapete entfernt und die Wand vorbereitet werden. Dann sollte man die Fußleisten, Steckdosen und Lichtschalter (Thermostate usw.) abschrauben.
Diese Stellen werden dann beim Tapezieren einfach übertapeziert und vorsichtig mit einem Cutter ausgeschnitten. Wenn die Verkleidungen später wieder angebracht werden, ergibt sich so ein sauberer Abschluss.
Neben der Wahl der Tapete spielt der Tapetenkleister eine wichtige Rolle. Je nach Tapetensorte muss ein spezieller Kleister verwendet werden. Liegen alle Materialien zum Tapezieren vor, gibt es verschiedene Tapeziertechniken, um den neuen Wandbelag anzubringen.
Klassisches Tapezieren
Beim „klassischen“ Tapezieren werden die Bahnen vorbereitet, zusammengelegt und dann nacheinander verklebt. Beim Zuschneiden der Bahnen auf dem Tapeziertisch sollte man immer 5 bis 10 Zentimeter Toleranz lassen um später oben und unten sauber abschneiden zu können.

Ist eine Bahn zugeschnitten, wird sie gründlich eingekleistert und zusammengeklappt. Dabei gilt die Regel „zwei Drittel oben, ein Drittel unten“. Das heißt, dass das Ende das nach oben gehört im zusammengeklappten Zustand zwei Drittel, das untere ein Drittel der geklappten Bahn ausmacht. Ist die Bahn erst mit der eingekleisterten Seite zusammengelegt, kann sie bedenkenlos locker zusammengefaltet (nicht knicken!) und platzsparend abgelegt werden. Dadurch hat man den Tapeziertisch für die nächste Bahn. Es ist allerdings zu beachten, dass man nur etwa 15 Minuten einkleistern sollte, bevor man die Bahnen an die Wand klebt. Was zuerst gekleistert wurde, wird auch zuerst geklebt.
Beim Kleben ist bei der ersten Bahn besondere Sorgfalt gefragt. Man sollte sich vorher eine exakt lotrechte Markierung mit der Schlagschnur machen, bzw. beim Ausrichten der Bahn mit einem Lot nachmessen. Beim Tapezieren beginnt man immer an der Fensterseite, es wird also „mit dem Licht“ tapeziert.

Die erste Bahn wird zunächst oben an der Wand angesetzt. Dazu nimmt man sie an der Stelle in beide Hände, wo die zusammengelegten Enden aneinanderstoßen. Das längere, obere Ende (also die „Zwei-Drittel-Seite“) muss auf der Körperseite des Tapezierers hängen. Dann steigt man auf die Leiter, zieht die verklebten Schichten vorsichtig auseinander und lässt das obere Ende der Bahn aufklappen – das untere Ende bleibt dabei noch zusammengeklappt.
Man setzt die Bahn zwei bis drei Zentimeter überlappend an der Oberkante der Wand an und streicht sie leicht fest, um sie bequem ausrichten zu können. Hängt die Bahn gerade, steigt man von der Leiter, klappt vorsichtig das untere Ende aus (es sollte unten ebenfalls leicht überlappen) und streicht es, wie oben, locker an. Dann wird ein letztes Mal die Ausrichtung kontrolliert und mit einer sauberen Tapezierbürste oder einem Tapezierwischer (für empfindlichere Tapeten) von der Mitte nach außen blasenfrei festgestrichen. Die Überstände werden mit einem Tapetenabreißer in die Ecken gedrückt und entlang der Metallkante mit einem scharfen Cuttermesser abgeschnitten.

In den Raumecken kann es sein, dass die Tapetenbahnen auch in Längsrichtung zugeschnitten werden müssen. Dabei sollte man sehr sauber arbeiten und es sollten nur ein bis zwei Zentimeter überstehen, denn nur dann ist ein sauberes Verkleben gewährleistet. An Nahtstellen kann es notwendig sein, mit einem konischen Tapetenroller nachzuarbeiten, damit die Nähte glatt und sauber abschließen. Sie sollten genau aneinanderstoßen und nicht überlappen! Bei Fensternischen die Bahn erst locker an der Wand festdrücken und ausloten und dann den Überstand am Fenstersturz und entlang der Fensterbank waagerecht einschneiden, damit der Teil dazwischen sauber in die Nische geklappt und festgedrückt werden kann.
Während der Trockenzeit der Tapete sollte die Temperatur im Raum nicht zu hoch sein, normale Zimmertemperatur, also 18 – 22 °C ist genau richtig. Außerdem Zugluft vermeiden, da es bei zu schneller Trocknung zu Verwerfungen an den Nahtstellen der Tapetenbahnen kommen kann.
Rolltapezieren/Wandklebeverfahren

Ein etwas neueres Verfahren ist das sogenannte Wandklebeverfahren, auch „Rolltapezieren“ genannt. Dabei wird genau umgekehrt gearbeitet: Die Wand wird mit Kleister eingestrichen und die Tapete dann direkt von der Rolle auf die Wand gerollt – daher auch Rollklebeverfahren – und unten passend abgeschnitten.
Man sollte die Wand dabei immer nur so weit mit Kleister einstreichen, wie man in 15 Minuten mit der Tapete kommt, weil der Kleber sonst bereits abbindet und die Tapete nicht mehr vernünftig hält.
Bei der Auswahl von Tapete und Kleister sollte man darauf achten, dass beides für dieses Verfahren geeignet ist. Der Vorteil dieser Tapeziertechnik ist, dass man für das Einkleistern keinen Tapeziertisch benötigt, den nur die wenigsten ihr Eigen nennen. Wozu einen Tapeziertisch anschaffen, den man nur alle Jubeljahre benötigt?

Mit gebrauchsfertigem Kleister wird der Komfort nochmals gesteigert, weil Anrühren und Ziehenlassen des Kleisters nicht notwendig sind. Solche Kleister eignen sich besonders für all diejenigen, die wenig Zeit aufwenden möchten, nur einen kleinen Raum tapezieren oder schnell einmal zwischendurch eine Wand verändern möchten. – Ja genau, man kann mit Tapeten auch „mal eben“ was verändern, besonders dann, wenn man Vliestapeten verwendet, die trocken und restlos wieder ablösbar sind. Im Grunde ist Tapezieren also fast so simpel, wie Möbelrücken.
Passend zu dieser Tapeziertechnik werden auch spezielle Kleisterroller mit genau der richtigen Florlänge angeboten. Das verhindert Spritzen und Tropfen bei der Verarbeitung und ermöglicht einen besonders gleichmäßigen Kleisterauftrag.
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Tapetenkleister

Da Tapete nicht gleich Tapete ist, ist auch Kleister nicht gleich Kleister. Neben herkömmlichem Tapetenkleister stehen Spezialkleister mit besonders hoher und universeller Klebkraft für Struktur-, Stabilit-, Spezial- und allen anderen Arten von Tapeten zur Auswahl. Gute Kleistersorten lassen sich leicht verarbeiten. Für ganz Eilige gibt es moderne Instantkleister und wer ein Tapeziergerät verwendet, findet auch dafür spezielle Kleistersorten.
Kleister-Sorten
Wandbeläge wie z. B. Glasfasertapete (oft auch Glasgewebetapete genannt) , Textiltapeten, Gewebetapeten, PVC-Folien, bei denen die Beläge in Wandklebetechnik verarbeitet werden, erfordern einen gebrauchsfertigen Dispersionsklebstoff. Ein Zusatz von Dispersionsklebern im Tapetenkleister erhöht die Feuchtfestigkeit und Klebekraft und gewährleistet dauerhaft festen Halt von Tapeten in Feuchträumen.

Kleister-Verarbeitung
Gute Kleistersorten lassen sich leicht verarbeiten und sind in der Regel nach gut 20 Minuten gebrauchsfertig. Der Kleister wird im Normalfall zügig in kaltes Wasser gerührt, nach zwei bis drei Minuten noch einmal umgerührt und nach rund 20 Minuten mit einem Rührholz noch einmal kräftig durchgeschlagen. Das Mischungsverhältnis richtet sich nach dem Verwendungszweck und der Tapetensorte. Für ganz Eilige gibt es übrigens moderne Instantkleister, die bereits nach drei Minuten gebrauchsfertig sind.
Spezialkleister für Raufaser- und Prägetapeten
Der Metylan Kleister ist auch für Allergiker geeignet und bietet durch seine extra Power 10 % mehr Kleisterleistung.
Der Tapetenkleister von Metylan ist ein Spezialkleister aus Methylcellulose kombiniert mit einem Kunstharzgemisch. Dieser Kleister kann deshalb für alle Tapetenarten verwendet werden.

Die positiven Eigenschaften im Überblick:
- verstärkte Klebkraft
- sehr gute Korrigierbarkeit
- dauerhafte Sicherheit
- klumpenfrei anrührbar
- frei von Schadstoffen
- TÜV-geprüft
- auch für Allergiker geeignet
Planung des Kleister-Bedarfs

Neue Kleister-Verpackungen enthalten oft mehrere kleine Beutel, wodurch man beim Tapezieren den Preisvorteil einer Großpackung auch bei kleinerem Bedarf nutzen kann. Wer an einem Wochenende 25 m² Wandfläche tapezieren möchte, rührt nur das Kleisterpulver aus einer Kammer an und der übrige Kleister bleibt bis zur nächsten Renovier-Gelegenheit frisch und trocken. „Metylan spezial“ und „Metylan direct“ zum Beispiel gibt es im 400 Gramm Gebinde, aufgeteilt auf zwei Beutelchen.
„Metylan spezial“ ist der Kleister-Klassiker, der Strukturtapeten, Prägetapeten, schwere Papiertapeten, Vinyl-Tapeten sowie Raufaser sicher verklebt und auch für Tapeziergeräte geeignet ist . „Metylan direct“ ist ein guter Rollkleister für Vliestapeten, der sich gut für das Wandklebeverfahren eignet und sehr spritzarm aufgebracht werden kann. Mit ihm verklebt, lassen sich Vliestapeten bei einer späteren Renovierung einfach wieder rückstandsfrei und trocken von der Wand abziehen. Quelle: Metylan/Henkel
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Fotos: Dt. Tapeteninstitut
Bildnachweise: Adobe Stock/Jörg Lantelme, 'Tapetenkleister auftragen': Henkel Metylan, 'tapezieren1': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren2': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren3': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren4': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren5': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren6': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren7': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren8': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren9': Deutsches Tapeteninstitut, 'Tapetenkleister auftragen': Henkel Metylan, 'tapezieren1': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren2': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren3': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren4': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren5': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren6': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren7': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren8': Deutsches Tapeteninstitut, 'tapezieren9': Deutsches Tapeteninstitut (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)

Als gelernter Handwerker mit Spaß am Schreiben habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Jetzt schreibe ich als freiberuflicher Redakteur Testberichte und Ratgeber rund um das Thema Heimwerken.
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