3.1. Sattelmaße

Sättel für sportliche Räder, wie Rennrad und MTB, sind häufig länglich und schmal.
Hersteller geben als Kaufberatung für ihre Radsattel Maßangaben in Länge und Breite an. Die Längenmaße sind für Sie hierbei nur von grobem Interesse. Der einzige Leitsatz, den es zu beherzigen gilt, ist die Zuteilung von kurzen Sättel für Bikes mit tendenziell aufrechter Sitzposition und längere Fahrradsättel für Sport-Bikes mit gestreckter Haltung des Oberkörpers.
Hingegen sollte die Breite des Sattels perfekt auf den eigenen Körperbau abgestimmt sein. Wichtig ist, dass die Sitzknochen in Ihrer präferierten Sitzposition angenehm auf dem Sattel aufliegen und ausreichend Platz haben. Zu diesem Zweck raten wir dazu an, den Abstand der personalisierten Sitzknochen vorab einmal selbst auszumessen. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- Beschaffen Sie sich einen harten Stuhl oder Hocker, auf dem Sie in aufrechter Position Platz finden.
- Legen Sie ein ausreichend großes Stück Wellpappe auf die Sitzfläche des Stuhls.
- Nehmen Sie, vorzugsweise mit dünner Bekleidung (z.B. Strumpfhose), auf der Sitzgelegenheit Platz.
- Ziehen Sie sich mit den Händen an den Stuhl ran, sodass ihr Gesäß kräftig – aber ohne Schmerzen zu verursachen – gegen die Sitzplatte drückt.
- Messen Sie nunmehr den Abstand zwischen den erzeugten Abdrücken Ihrer Sitzknochen auf der Wellpappe. Gemessen wird jeweils vom mittleren Punkt der Abdrücke.
- Runden Sie Nachkommastellen auf, da der Sattel auf keinen Fall zu schmal und dafür lieber etwas breiter sein sollte.
Abstand gemessen, was nun? Der Abstand zwischen den eigenen Sitzknochen gilt als Richtwert für die Breite des Sattels. Je nach Fahrradtyp und daraus resultierender Sitzposition sollten Sie bei Ihrer Sitzbreite noch ein bis vier Zentimeter aufschlagen, um den Wert für die optimale Sattelbreite zu ermitteln.
Fahrradtyp | Sitzposition | Beugungswinkel | Breitenzuschlag |
Rennrad | waagerecht: der Rücken ist nach vorne gebeugt und maximal gestreckt | 0° – 15° | Sitzknochenabstand + 0 cm |
Mountainbike | waagerecht bis diagonal: der Rücken ist nach vorne gebeugt und stark gestreckt | 15° – 30° | Sitzknochenabstand + 1 cm |
Trekkingrad | diagonal: der Rücken ist nach vorne gebeugt und nur leicht gestreckt | 30° – 60° | Sitzknochenabstand + 2 cm |
Citybike | diagonal bis aufrecht: der Rücken ist nur leicht nach vorne gebeugt | 60° – 70° | Sitzknochenabstand + 3 cm |
Hollandrad | aufrecht: der Rücken ist quasi in senkrechter Position und nicht gebeugt | 70° – 90° | Sitzknochenabstand + 4 cm |
Hinweis Breitenzuschlag: Der Breitenzuschlag gibt an, um wie viel Zentimeter der gemessene Abstand Ihrer Sitzknochen ergänzt werden muss, um die optimale Sattelbreite zu errechnen. |
3.2. Obermaterial
Wussten Sie schon?
Mit Einführung der ersten Fahrradsättel wurde auch mit Modellen aus Holz und Metall experimentiert. So wiederstandlos die Materialien im Grundsatz sind, so hart erwies sich der Gesäß-Kontakt mit der Sitzoberfläche. In kürzester Zeit wurde – zunächst in Orientierung am Pferdesattel – auf Leder, ab den 90er-Jahren des 1900 Jahrhunderts auf Kunststoff umgestiegen.
Um den besten Fahrradsattel zu finden, lohnt sich auch ein Blick auf die Auswahl an Bezugsmaterialien. Ein Velo-Sattel im Retro-Design ist häufig aus Echtleder, modernere Modelle hingegen aus Kunstleder. Eine besondere Variation sind Sättel mit Gelbezug.
Der Fahrrad-Sattelbezug entscheidet nicht nur darüber, ob es ein insgesamt bequemer Fahrradsattel ist. Das Material gibt maßgeblich vor, wie viel Pflege der Sattel bedarf, ob er sich bei großer Hitze beweist und wie schwer er ist. In der nachfolgenden Tabelle finden Sie eine Liste der gängigsten Bezüge und ihrer Materialeigenschaften.
Materialeigenschaften von Sattelbezügen:
Sattelbezug fürs Fahrrad | Eigenschaften |
Ledersattel | Ein Fahrrad-Ledersattel gilt als ausgesprochen bequem. Leider setzt dies eine schmerzhafte Eingewöhnungsphase voraus, da Leder einige hundert Fahrtkilometer benötigt, um sich optimal an den Po des Fahrers anzupassen. Ferner weist Leder atmungsaktive Eigenschaften auf, die vor einem Hitzestau und Schweißausbrüchen an heißen Tagen bewahren. Der Sattel ist vergleichsweise schwer und eignet sich nur in geringem Maße für schnelle Räder. Vorteile- sehr bequem, atmungsaktiv
Nachteile- pflegeintensiv, schwer, lange Eingewöhnungsphase
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Kunststoff-Sattel | Ein günstiger Fahrradsattel ist in der Regel aus Kunststoff gefertigt. Seine besonderen Vorzüge liegen in einem geringen Gewicht, der Wetterbeständigkeit und einer bequemen Formgebung. Letztere macht es möglich, dass der Sattel auch ohne Eingewöhnungszeit komfortabel ist, allerdings wird er nie die Bequemlichkeit eines eingefahrenen Ledersattels erreichen. Vorteile- keine Eingewöhnungszeit, pflegeleicht, wasserabweisend, leicht
Nachteile- durchschnittlicher Komfort, Hitze- und Feuchtigkeitsstau
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Gelsattel | Ein Gel-Fahrradsattel gilt als bequem, da er durch sein weiches Grundmaterial Stöße abfedert. Allerdings kann diese Polsterung auf längeren Strecken zu Verspannungen führen, da dem Körper kein Ausgleichgewicht entgegengesetzt wird. Dafür ist ein Gelsattel witterungsbeständig, bedarf keiner extra Pflege und ist ausgesprochen leicht. Vorteile- wetterfest, pflegeleicht, leicht, stoßfest
- wackelig, schlechte Stabilität
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