Osterdeko

Traditionelle sorbische Ostereier: 2 Anleitungen zum Selbermachen

  • Sowohl hartgekochte als auch ausgepustete Eier werden mithilfe von Wachs und Eierfarben zu kleinen Kunstwerken gestaltet, die fast zu schade sind, um gegessen zu werden.
  • Jedes Ornament hat eine andere Bedeutung: Wolfszähne, eine Linie aus kleinen Dreiecken, sollen vor bösen Einflüssen schützen, während Sonnen und Strahlen Wachstum symbolisieren.
  • Weitere Symbole sind schmale Kiefernzweige, mit denen man dem Beschenkten Gesundheit wünscht, und ein Dreieck aus drei Punkten oder Dreiecken, das für die Einigkeit der Familie und die christliche Dreieinigkeit stehen soll.

Sorbische Ostereier in Wachstechnik

Zu Ostern pflegen viele Sorben eine besondere Tradition: das Bemalen sorbischer Ostereier.

Neben einem prachtvollen Schmuck für den Osterstrauch oder das Körbchen geben die individuell verzierten sorbischen Eier zu Ostern ein besonderes Geschenk ab. Sie können die sorbischen Ostereier auch zum Aufhängen am Fenster benutzen.

Zur Gestaltung sorbischer Ostereier gibt es verschiedene Techniken: Wir stellen Ihnen in dieser Anleitung die Reservier- und die Bossiertechnik vor.

Eine weitere Technik zur Gestaltung sorbischer Ostereier ist die Kratztechnik: Bei der Kratztechnik werden Muster ins sorbische Osterei, das bereits gefärbt wurde, gekratzt.

1. Sorbische Tradition: Wer sind die Sorben?

Die Sorben sind ein westslawisches Volk, das vorwiegend im Gebiet vom Spreewald bis Cottbus in Brandenburg und Sachsen beheimatet ist und in Deutschland eine anerkannte Minderheit darstellt. Die Techniken zur Gestaltung von sorbischen Ostereiern können Sie im Spreewald sogar in ausgewählten Werkstätten erlernen.

Die Sprache der Sorben ähnelt dem Polnischen und Tschechischen. Es gibt jahrhundertealte sorbische Traditionen und Gebräuche.

Neben den hier thematisierten sorbischen Ostereiern sind insbesondere die farbenfrohen Trachten und sorbische Literatur bekannt.

Prominentestes Beispiel ist die Erzählung der sorbischen Sage „Krabat“ durch den Schriftsteller Otfried Preußler.

2. Materialien und Werkzeug zum Bemalen sorbischer Ostereier

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Bei der Reserviertechnik die Eier jeweils in mehreren Durchgängen mit Wachs betupfen und färben.

Sorbische Ostereier selber machen – das brauchen Sie:

  • Stabile Tauben-, Gänse- oder Hühnerfedern mit Kiel
  • Stecknadeln mit Glaskopf
  • Ein weicher Bleistift
  • Bienen- und Kerzenwachs
  • Gekochte oder ausgeblasene, weiße Eier
  • Ostereierfarben zum Warm- oder Kaltfärben
  • Eine Kartoffel
  • Einen alten Esslöffel
  • Küchenpapier
  • Ein Cuttermesser

3. Sorbische Ostereier mit der Reserviertechnik gestalten

Mit der Reserviertechnik lassen sich sorbische Ostereier mit mehrfarbigen Mustern gestalten. Hierfür brauchen Sie nur normales Bienen- und Kerzenwachs.

Mit einem selbst gemachten Federpinsel oder einem Stecknadelkopf wird in mehreren Durchgängen Wachs in kunstvollen Ornamenten aufgetragen.

Nach jedem Wachsauftrag wird das Ei gefärbt, bevor weitere Wachselemente getupft werden. Am Ende wird das Wachs entfernt und die kunstvollen Ornamente sind fertig.

Nachteil: Für die Gestaltung benötigen Sie viel Zeit und Geduld, da die sorbischen Eier nach jedem Färben trocknen müssen.

3.1. Erster Schritt: Vorbereitungen

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Mit einem scharfen Cuttermesser oder einer Schere die Federn zurechtschneiden.

Im ersten Schritt werden die Mal-Utensilien vorbereitet.

Die Tupfer aus Federkielen lassen sich mit einem scharfen Cuttermesser in unterschiedliche Formen schneiden, z. B. ein Dreieck, ein eckiger Tupfer, eine lange Spitze für Linien oder eine Raute.

Dafür nehmen Sie eine Feder und zupfen unterhalb der Spitze die gesamte Befiederung bis zum Kiel ab. Die obere Federspitze bleibt erhalten.

Mit einem Cuttermesser schneiden Sie nun das obere Stück in die gewünschte Form. Versuchen Sie dabei Schneidebewegungen zu vermeiden, und drücken stattdessen die Klinge vorsichtig herunter, um die Befiederung abzutrennen.

Bei umfangreichen Mustern empfiehlt es sich, das Ei in gleich große Segmente einzuteilen oder dünne Linien mit einem Bleistift vorsichtig aufzuzeichnen.

Danach stecken Sie eine Stecknadel mit einem Glaskopf oben in das Bleistiftende und erhalten ein Malwerkzeug für Punkte. Statt des Bleistifts können Sie auch ein Stäbchen aus Holz zum Verzieren der sorbischen Ostereier verwenden.

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Federtupfer in verschiedenen Formen.

Schließlich wird die Erhitzungsvorrichtung für das Wachs aufgebaut. Schneiden das untere Ende einer großen Kartoffel ab und legen Sie diese mit der flachen Unterseite auf den Tisch.

Stecken Sie einen Esslöffel oben in die Kartoffel und biegen Sie den Löffel so zurecht, dass er eine kleine Schale bildet, aus der das Wachs nicht auslaufen kann.

Außerdem sollte der Löffel so hineingesteckt werden, dass ein Teelicht darunter passt, ohne zu rußen.

Geben Sie nun Bienen- und Kerzenwachs in einem Mischungsverhältnis von 1:1 auf den Löffel und testen Sie, ob die Vorrichtung sicher steht.

Alternativ können Sie auch ein altes Glas nehmen und mit schwerem Sand füllen oder den Löffelstiel eingipsen.

Achtung: Feiner Dekosand ist zu leicht, sodass der Löffel mit dem geschmolzenen Wachs herausfallen kann!

3.2. Zweiter Schritt: Wachs erhitzen und Eier betupfen

Stellen Sie ein Teelicht unter den Löffel, sodass das Wachs langsam flüssig wird, aber nicht siedet, da es sich spontan entzünden kann.

Ist die Temperatur zu hoch, ziehen Sie das Teelicht weiter vom Löffel weg.

Eine 1:1 Mischung aus Bienen- und Kerzenwachs hat sich beim Verzieren bewährt, da Bienenwachs die vergleichsweise schlechtere Haftung von Kerzenwachs ausgleicht, Letzteres aber fester ist.

Danach tauchen Sie einen der Federpinsel oder den Stecknadelkopf in das flüssige Wachs und tupfen vorsichtig ein Muster auf.

Da der Umgang mit dieser Technik zur Gestaltung sorbischer Ostereier ein bisschen Übung verlangt, ist es ratsam, zu Beginn zwei bis drei Probeeier zu verzieren, bevor Sie mit der Gestaltung der sorbischen Eier beginnen.

Sehr schöne Muster auf Ihrem sorbischen Osterei erhalten Sie, wenn die Stecknadel oder Feder kurz auf die Eierschale getupft oder für Linien schnell abgezogen wird. Sehr feine Ornamente lassen sich mit einem spitzen Federkiel oder einer Nadel auf dieselbe Weise erstellen.

Achtung: Hier ist jedoch Vorsicht geboten, weil sich die Nadel im heißen Wachs und in der Nähe der Flamme erhitzen kann.

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3.3. Dritter Schritt: Färben der gewachsten Ostereier

Für das Eierfärben gibt es zwei Methoden:
  1. Helle mit dunkleren Farben überfärben
  2. Farbe nach jeder Wachsschicht abwaschen

Bei nur wenigen Farbtönen können Sie die Eier von hell nach dunkel färben, d. h. Sie beginnen nach der ersten Wachsschicht mit einer hellen Farbe und überfärben die Eier nach dem zweiten Wachsauftrag in einer dunklen Farbe. Das Wachs des ersten Durchgangs wird nicht entfernt.

Abhängig von der Farbqualität können sich die Töne jedoch vermischen, weshalb diese Methode unbedingt an einem Probeei ausprobiert werden sollte.

Tipp: Manche Farben lassen sich jeweils nach dem zweiten, dritten und vierten Wachsauftrag mit warmem Wasser abwaschen, ohne dass sich das Wachs verflüssigt. Auf diese Weise gestalten Sie mehrfarbige Ornamente.

Nach dem ersten Wachsauftrag wird kurz gewartet, bis es fest geworden ist. In dieser Zeit können Sie die Farben nach Packungsanweisung anrühren, falls Sie die Eier kalt färben möchten.

Warme Farben sollten unbedingt vor dem Färben auf Zimmertemperatur abkühlen, sonst löst sich das aufgetragene Wachs.

Das Ei wird vorsichtig in die Farbe getaucht und sollte von ihr vollständig bedeckt sein. Die mit Wachs verzierten Bereiche nehmen keine Farbe an, sodass diese Stellen weiß bleiben.

Nach wenigen Minuten wird es mit einem Löffel herausgeholt und mit Küchenpapier abgetupft, um überschüssige Farbe zu entfernen.

Nach dem Trocknen der Farbe tragen Sie mit Wachs neue Ornamente auf und lassen es fest werden. Danach wird das Ei in die zweite Farbe getaucht (1. Methode) oder die erste Farbe mit warmem Wasser vorsichtig abgewaschen und mit Küchenpapier abgetupft, bevor es in den zweiten Farbton gelegt wird (2. Methode).

So entstehen nach und nach wunderschöne Farbornamente. Die letzte Farbe gibt dem nicht mit Wachs bemalten Teil des Eis seine endgültige Farbe.

3.4. Vierter Schritt: Wachs entfernen

Sind die Muster vollendet und die letzte Farbe getrocknet, wird das Wachs vorsichtig entfernt.

Dafür wird das hartgekochte oder ausgepustete Ei in die Nähe einer Teelichtflamme gehalten – nicht darüber! – und langsam gedreht, bis sich das Wachs gleichmäßig löst und sich mit einem Küchenpapier leicht abwischen lässt.

Bei ausgeblasenen Eiern können Sie es auch mit einem Fön entfernen. Allerdings muss es nicht zwangsläufig entfernt werden, denn eine Wachsschicht macht die Ornamente unempfindlicher.

Für diese Schicht wird das Ei so gedreht, dass sich das flüssige Wachs über die gesamte Eierschale verteilt. Anschließend muss es fest werden.

Mehrere ausgepustete Eier können auch im Backofen erwärmt werden, indem sie bei Ober- und Unterhitze im vorgeheizten Ofen bei 60 °C auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech gelegt werden.

Nach wenigen Minuten wird das Wachs flüssig und lässt sich entfernen. Vorsicht, heiß! Bitte unbedingt Backofenhandschuhe tragen und nicht auf hitzeempfindliche Untergründe legen.

Tipp: Zum Schluss die sorbischen Ostereier für einen seidigen Glanz mit einem weichen Tuch polieren oder mit Öl einreiben.

3.5. Videoanleitungen für die Reserviertechnik (Wachsbatiken)

4. Sorbische Eier mit der Bossiertechnik verzieren

Im Gegensatz zur Reserviermethode werden die Ornamente bei dieser Wachstechnik zur Gestaltung sorbischer Ostereier direkt mit dem Wachs in verschiedenen Farben auf das Ei gemalt.

Dadurch entfällt das aufwendige Entfernen der Wachsschichten. Nachteil: Es muss deutlich mehr Wachs erhitzt werden.

Außerdem sind die Ornamente hitzeempfindlicher und anfälliger für Beschädigungen, da sich das Wachs bei kleinen Kratzern löst und sich Fehler nur schwer ausgleichen lassen.

4.1. Zusätzliche Materialien

Neben den oben genannten Utensilien wird Folgendes benötigt:

  • Wachsmalstifte oder Kerzenwachs in verschiedenen Farben
  • Mehrere Tee- oder Esslöffel
  • Ein leerer, ausgewaschener Joghurtbecher
  • Gips oder kleine Steine
  • Ggf. pro Löffel eine Kartoffel
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4.2. Erster Schritt: Eier färben

Je nachdem, ob farbige Eier gewünscht sind, werden die weißen oder braunen Eier vor dem Bemalen mit Wachs in Eierfarbe gelegt und trocknen gelassen.

Auf diesem Farbton werden anschließend die Wachs-Ornamente gemalt. Für einen weißen Untergrund entfällt dieser Schritt.

4.3. Zweiter Schritt: Farbiges Wachs schmelzen und Ornamente malen

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Für das farbige Wachs werden Wachsmalsstifte und Bienenwachs geschmolzen.

Wie bei der Reserviertechnik bereiten Sie die Tupfer vor, indem die Glaskopfstecknadel in einem Bleistift gesteckt wird und die Federkiele mit einem Cuttermesser in die gewünschten Formen geschnitten werden.

Mit einem weichen Bleistift werden die aufwendigen Ornamente auf der Eierschale vorgezeichnet.

Um mit der Wachsbossiertechnik sorbische Ostereier zu bemalen, ist ein fester Stand für die Erhitzungsvorrichtung umso wichtiger, weshalb Sie die Löffel in einen leeren, ausgewaschenen Joghurtbecher eingipsen oder diesen mit kleinen Steinen füllen können.

Ersatzweise können Sie pro Löffel eine rohe Kartoffel als Halterung verwenden. In diesem Fall sind weitere Teelichter erforderlich.

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Mit verschiedenen Federpinseln die symmetrischen Muster auftragen.

Zunächst wird mit einem Cuttermesser ein Stück eines Wachsmalstifts abgeschnitten und im Verhältnis 1:1 mit Bienenwachs auf die Löffel gegeben.

In jedem Löffel liegt ein anderer Farbton. Stellen Sie ein Teelicht unter die Löffel und warten Sie, bis die Stücke zu einer flüssigen Wachsmasse geschmolzen sind.

Als Nächstes tauchen Sie den Stecknadelkopf oder den geschnitzten Kiel in das farbige Wachs und malen ein buntes Muster.

Nach dem Trocknen sind die kleinen Kunstwerke fertig verziert. Auf diese Weise entstehen passend zu Ostern sorbische Ostereier mit farbenfrohen Ornamenten.

4.4. Videoanleitung für die Bossiertechnik

5. Reserviertechnik und Bossiertechnik – Die Methoden im Vergleich

Methode Überblick
Reserviertechnik
  • Zeit & Geduld ist erforderlich: Das Wachs wird in mehreren Durchgängen aufgetragen, nach jedem Wachsauftrag wird das Ei gefärbt und muss anschließend trocken
  • Das Entfernen der Wachsschichten ist sehr aufwendig
  • Die Ornamente sind robuster
Bossiertechnik
  • Schnell & einfach in der Gestaltung: Die Ornamente werden direkt auf die Eier gemalt
  • Das aufwendige Entfernen der Wachsschichten entfällt somit
  • Dafür muss mehr Wachs erhitzt werden
  • Zudem sind die Ornamente hitzeempfindlicher und anfälliger für Beschädigungen

6. Weitere interessante Ideen aus dem Netz

Bildnachweise: Foto 1: farbkombinat/stock.adobe.com, Foto 2: Foto: „Eier 2006/07 “ von Martin Ballaschk unter der Lizenz CC BY-NC 2.0 via Flickr, Foto 3: „... Feder zurechtstutzen ...“ von Martin Ballaschk unter der Lizenz CC BY-SA 2.0 via Flickr, Foto 4:„Tools for traditional sorbian egg painting“ von Martin Ballaschk unter der Lizenz CC BY-SA 2.0 via Flickr, Foto 5: „Wachs über Flamme erhitzen“ von Martin Ballaschk unter der Lizenz CC BY-SA 2.0 via Flickr, Foto 6: „Heißes Wachs mit einer Feder auftragen“ von Martin Ballaschk unter der Lizenz CC BY-SA 2.0 via Flickr (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)